Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

nicht wundern sollte, daß der Prinz Sergeant sey,
denn er selbst habe auch die niedrigsten Dienste zu
Lande und zur See gethan, bis er durch seine Verdien-
ste gestiegen, und General bey der Armee und nun-
mehr Vice-Admiral bey der Flotte geworden sey.
Ob nun gleich der Prinz seine Schuldigkeit, wie er
hätte thun sollen, nicht beobachtet hatte, so empfohl
er ihn doch dem Vice-Czar, verschaffte ihm eine
Fähndrichsstelle bey der Garde, und sagte, daß er
gekommen sey ihr zu ihres Gemahls Beförderung
Glück zu wünschen. Diese Herablassung des Czars
machte, daß sich die Prinzessinn wieder erholte.

Bey dieser Gelegenheit dauerten die Lustbarkeiten
eine ziemliche Zeit, denn die Großen stellten ebenfalls
einer nach dem andern Feyerlichkeiten an. So sehr
nun auch der Czar wegen seines vorigen Verhaltens auf
den Prinzen übel zu sprechen war, so erschien dieser
doch bey keiner von diesen öffentlichen Zusammenkünf-
ten, ob ihm gleich der General Bruce allemahl Nach-
richt davon gab, und mich verschiedene Mahle zu ihm
schickte, ihm Seiner Majestät Mißfallen anzuzeigen,
wenn er nicht erschiene. Er wandte aber bey jeder
Gelegenheit die alte Entschuldigung, den Mangel an
Gesundheit, vor.

Der Czar be-
fördert die
gesellschaftli-
chen Zusam-
menkünfte.

Da dem Czar die Wohlfahrt und Vergrößerung
seines Volks sehr am Herzen lag, so versäumte er kei-
ne Gelegenheit, seine Unterthanen vollkommener zu
machen. Er machte damals eine Einrichtung, wie
die Assembleen gehalten werden sollten. Er verord-
nete, daß deren wöchentlich zwey in den Häusern der
Großen wechselsweise seyn, und ein Zimmer zur Un-
terredung, eines zum Spielen, und eines zum Tanzen

bestimmt

nicht wundern ſollte, daß der Prinz Sergeant ſey,
denn er ſelbſt habe auch die niedrigſten Dienſte zu
Lande und zur See gethan, bis er durch ſeine Verdien-
ſte geſtiegen, und General bey der Armee und nun-
mehr Vice-Admiral bey der Flotte geworden ſey.
Ob nun gleich der Prinz ſeine Schuldigkeit, wie er
haͤtte thun ſollen, nicht beobachtet hatte, ſo empfohl
er ihn doch dem Vice-Czar, verſchaffte ihm eine
Faͤhndrichsſtelle bey der Garde, und ſagte, daß er
gekommen ſey ihr zu ihres Gemahls Befoͤrderung
Gluͤck zu wuͤnſchen. Dieſe Herablaſſung des Czars
machte, daß ſich die Prinzeſſinn wieder erholte.

Bey dieſer Gelegenheit dauerten die Luſtbarkeiten
eine ziemliche Zeit, denn die Großen ſtellten ebenfalls
einer nach dem andern Feyerlichkeiten an. So ſehr
nun auch der Czar wegen ſeines vorigen Verhaltens auf
den Prinzen uͤbel zu ſprechen war, ſo erſchien dieſer
doch bey keiner von dieſen oͤffentlichen Zuſammenkuͤnf-
ten, ob ihm gleich der General Bruce allemahl Nach-
richt davon gab, und mich verſchiedene Mahle zu ihm
ſchickte, ihm Seiner Majeſtaͤt Mißfallen anzuzeigen,
wenn er nicht erſchiene. Er wandte aber bey jeder
Gelegenheit die alte Entſchuldigung, den Mangel an
Geſundheit, vor.

Der Czar be-
foͤrdert die
geſellſchaftli-
chen Zuſam-
menkuͤnfte.

Da dem Czar die Wohlfahrt und Vergroͤßerung
ſeines Volks ſehr am Herzen lag, ſo verſaͤumte er kei-
ne Gelegenheit, ſeine Unterthanen vollkommener zu
machen. Er machte damals eine Einrichtung, wie
die Aſſembleen gehalten werden ſollten. Er verord-
nete, daß deren woͤchentlich zwey in den Haͤuſern der
Großen wechſelsweiſe ſeyn, und ein Zimmer zur Un-
terredung, eines zum Spielen, und eines zum Tanzen

beſtimmt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0166" n="156"/>
nicht wundern &#x017F;ollte, daß der Prinz Sergeant &#x017F;ey,<lb/>
denn er &#x017F;elb&#x017F;t habe auch die niedrig&#x017F;ten Dien&#x017F;te zu<lb/>
Lande und zur See gethan, bis er durch &#x017F;eine Verdien-<lb/>
&#x017F;te ge&#x017F;tiegen, und General bey der Armee und nun-<lb/>
mehr Vice-Admiral bey der Flotte geworden &#x017F;ey.<lb/>
Ob nun gleich der Prinz &#x017F;eine Schuldigkeit, wie er<lb/>
ha&#x0364;tte thun &#x017F;ollen, nicht beobachtet hatte, &#x017F;o empfohl<lb/>
er ihn doch dem Vice-Czar, ver&#x017F;chaffte ihm eine<lb/>
Fa&#x0364;hndrichs&#x017F;telle bey der Garde, und &#x017F;agte, daß er<lb/>
gekommen &#x017F;ey ihr zu ihres Gemahls Befo&#x0364;rderung<lb/>
Glu&#x0364;ck zu wu&#x0364;n&#x017F;chen. Die&#x017F;e Herabla&#x017F;&#x017F;ung des Czars<lb/>
machte, daß &#x017F;ich die Prinze&#x017F;&#x017F;inn wieder erholte.</p><lb/>
        <p>Bey die&#x017F;er Gelegenheit dauerten die Lu&#x017F;tbarkeiten<lb/>
eine ziemliche Zeit, denn die Großen &#x017F;tellten ebenfalls<lb/>
einer nach dem andern Feyerlichkeiten an. So &#x017F;ehr<lb/>
nun auch der Czar wegen &#x017F;eines vorigen Verhaltens auf<lb/>
den Prinzen u&#x0364;bel zu &#x017F;prechen war, &#x017F;o er&#x017F;chien die&#x017F;er<lb/>
doch bey keiner von die&#x017F;en o&#x0364;ffentlichen Zu&#x017F;ammenku&#x0364;nf-<lb/>
ten, ob ihm gleich der General Bruce allemahl Nach-<lb/>
richt davon gab, und mich ver&#x017F;chiedene Mahle zu ihm<lb/>
&#x017F;chickte, ihm Seiner Maje&#x017F;ta&#x0364;t Mißfallen anzuzeigen,<lb/>
wenn er nicht er&#x017F;chiene. Er wandte aber bey jeder<lb/>
Gelegenheit die alte Ent&#x017F;chuldigung, den Mangel an<lb/>
Ge&#x017F;undheit, vor.</p><lb/>
        <note place="left">Der Czar be-<lb/>
fo&#x0364;rdert die<lb/>
ge&#x017F;ell&#x017F;chaftli-<lb/>
chen Zu&#x017F;am-<lb/>
menku&#x0364;nfte.</note>
        <p>Da dem Czar die Wohlfahrt und Vergro&#x0364;ßerung<lb/>
&#x017F;eines Volks &#x017F;ehr am Herzen lag, &#x017F;o ver&#x017F;a&#x0364;umte er kei-<lb/>
ne Gelegenheit, &#x017F;eine Unterthanen vollkommener zu<lb/>
machen. Er machte damals eine Einrichtung, wie<lb/>
die A&#x017F;&#x017F;embleen gehalten werden &#x017F;ollten. Er verord-<lb/>
nete, daß deren wo&#x0364;chentlich zwey in den Ha&#x0364;u&#x017F;ern der<lb/>
Großen wech&#x017F;elswei&#x017F;e &#x017F;eyn, und ein Zimmer zur Un-<lb/>
terredung, eines zum Spielen, und eines zum Tanzen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">be&#x017F;timmt</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[156/0166] nicht wundern ſollte, daß der Prinz Sergeant ſey, denn er ſelbſt habe auch die niedrigſten Dienſte zu Lande und zur See gethan, bis er durch ſeine Verdien- ſte geſtiegen, und General bey der Armee und nun- mehr Vice-Admiral bey der Flotte geworden ſey. Ob nun gleich der Prinz ſeine Schuldigkeit, wie er haͤtte thun ſollen, nicht beobachtet hatte, ſo empfohl er ihn doch dem Vice-Czar, verſchaffte ihm eine Faͤhndrichsſtelle bey der Garde, und ſagte, daß er gekommen ſey ihr zu ihres Gemahls Befoͤrderung Gluͤck zu wuͤnſchen. Dieſe Herablaſſung des Czars machte, daß ſich die Prinzeſſinn wieder erholte. Bey dieſer Gelegenheit dauerten die Luſtbarkeiten eine ziemliche Zeit, denn die Großen ſtellten ebenfalls einer nach dem andern Feyerlichkeiten an. So ſehr nun auch der Czar wegen ſeines vorigen Verhaltens auf den Prinzen uͤbel zu ſprechen war, ſo erſchien dieſer doch bey keiner von dieſen oͤffentlichen Zuſammenkuͤnf- ten, ob ihm gleich der General Bruce allemahl Nach- richt davon gab, und mich verſchiedene Mahle zu ihm ſchickte, ihm Seiner Majeſtaͤt Mißfallen anzuzeigen, wenn er nicht erſchiene. Er wandte aber bey jeder Gelegenheit die alte Entſchuldigung, den Mangel an Geſundheit, vor. Da dem Czar die Wohlfahrt und Vergroͤßerung ſeines Volks ſehr am Herzen lag, ſo verſaͤumte er kei- ne Gelegenheit, ſeine Unterthanen vollkommener zu machen. Er machte damals eine Einrichtung, wie die Aſſembleen gehalten werden ſollten. Er verord- nete, daß deren woͤchentlich zwey in den Haͤuſern der Großen wechſelsweiſe ſeyn, und ein Zimmer zur Un- terredung, eines zum Spielen, und eines zum Tanzen beſtimmt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/166
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/166>, abgerufen am 21.11.2024.