Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

zu machen, so wie er es ehedem gemacht hatte. Sein
ältester Sohn Carl blieb als Lieutenant in der Bela-
gerung von Namur. Sein jüngster Sohn, mein
Vater, heirathete Elisabeth Catharina Detring aus
einer angesehenen Familie in Westphalen, und stand
damals als Lieutenant bey einem Schottischen Regi-
mente, welches der Graf von Leven in Diensten des
Churfürsten commandierte. So ward ich zu Det-
ring-Schloß, dem Stammgute dieser Familie, 1692
gebohren.

Da dieses Regiment nach Flandern befehliget
ward, so nahm mein Vater meine Mutter mit dahin,
wo wir bis 1698 blieben, da das Regiment wieder
nach Schottland gieng, wohin wir es begleiteten.
Als es nunmehr nach Fort-William zur Besatzung
kam, so ward ich, der ich damals fünf Jahr alt war,
einem Groß-Onkel, dem jüngsten Bruder meines
Großvaters anvertrauet, welcher ein kleines Gut bey
Cupar besaß, wo ich in die Schale gieng und drey
Jahr blieb, da denn mein Vater mich nach Fort-
William hohlen ließ, wo ich noch drey Jahr blieb.

Jm Jahr 1704 nahm mein Vater bey dem1704.
Regimente Urlaub und gieng mit seiner Familie nach
Deutschland, einen Besuch daselbst abzustatten; und
nachdem er sich ein Jahr bey seinen Verwandten auf-
gehalten hatte, so gieng er wieder nach Schottland
und ließ mich bey seinen Freunden zurück, welche mei-
ne Erziehung und Versorgung über sich nahmen.
Das erste, was sie in diesem Stücke thaten, bestand
darinn, daß sie mich als Pagen bey dem Könige von
Preussen anzubringen suchten. Als ich diesem nun
von dem Marschall, Grafen von Witgenstein, vorge-

stellet
A 3

zu machen, ſo wie er es ehedem gemacht hatte. Sein
aͤlteſter Sohn Carl blieb als Lieutenant in der Bela-
gerung von Namur. Sein juͤngſter Sohn, mein
Vater, heirathete Eliſabeth Catharina Detring aus
einer angeſehenen Familie in Weſtphalen, und ſtand
damals als Lieutenant bey einem Schottiſchen Regi-
mente, welches der Graf von Leven in Dienſten des
Churfuͤrſten commandierte. So ward ich zu Det-
ring-Schloß, dem Stammgute dieſer Familie, 1692
gebohren.

Da dieſes Regiment nach Flandern befehliget
ward, ſo nahm mein Vater meine Mutter mit dahin,
wo wir bis 1698 blieben, da das Regiment wieder
nach Schottland gieng, wohin wir es begleiteten.
Als es nunmehr nach Fort-William zur Beſatzung
kam, ſo ward ich, der ich damals fuͤnf Jahr alt war,
einem Groß-Onkel, dem juͤngſten Bruder meines
Großvaters anvertrauet, welcher ein kleines Gut bey
Cupar beſaß, wo ich in die Schale gieng und drey
Jahr blieb, da denn mein Vater mich nach Fort-
William hohlen ließ, wo ich noch drey Jahr blieb.

Jm Jahr 1704 nahm mein Vater bey dem1704.
Regimente Urlaub und gieng mit ſeiner Familie nach
Deutſchland, einen Beſuch daſelbſt abzuſtatten; und
nachdem er ſich ein Jahr bey ſeinen Verwandten auf-
gehalten hatte, ſo gieng er wieder nach Schottland
und ließ mich bey ſeinen Freunden zuruͤck, welche mei-
ne Erziehung und Verſorgung uͤber ſich nahmen.
Das erſte, was ſie in dieſem Stuͤcke thaten, beſtand
darinn, daß ſie mich als Pagen bey dem Koͤnige von
Preuſſen anzubringen ſuchten. Als ich dieſem nun
von dem Marſchall, Grafen von Witgenſtein, vorge-

ſtellet
A 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0015" n="5"/>
zu machen, &#x017F;o wie er es ehedem gemacht hatte. Sein<lb/>
a&#x0364;lte&#x017F;ter Sohn Carl blieb als Lieutenant in der Bela-<lb/>
gerung von Namur. Sein ju&#x0364;ng&#x017F;ter Sohn, mein<lb/>
Vater, heirathete Eli&#x017F;abeth Catharina Detring aus<lb/>
einer ange&#x017F;ehenen Familie in We&#x017F;tphalen, und &#x017F;tand<lb/>
damals als Lieutenant bey einem Schotti&#x017F;chen Regi-<lb/>
mente, welches der Graf von Leven in Dien&#x017F;ten des<lb/>
Churfu&#x0364;r&#x017F;ten commandierte. So ward ich zu Det-<lb/>
ring-Schloß, dem Stammgute die&#x017F;er Familie, 1692<lb/>
gebohren.</p><lb/>
        <p>Da die&#x017F;es Regiment nach Flandern befehliget<lb/>
ward, &#x017F;o nahm mein Vater meine Mutter mit dahin,<lb/>
wo wir bis 1698 blieben, da das Regiment wieder<lb/>
nach Schottland gieng, wohin wir es begleiteten.<lb/>
Als es nunmehr nach Fort-William zur Be&#x017F;atzung<lb/>
kam, &#x017F;o ward ich, der ich damals fu&#x0364;nf Jahr alt war,<lb/>
einem Groß-Onkel, dem ju&#x0364;ng&#x017F;ten Bruder meines<lb/>
Großvaters anvertrauet, welcher ein kleines Gut bey<lb/>
Cupar be&#x017F;aß, wo ich in die Schale gieng und drey<lb/>
Jahr blieb, da denn mein Vater mich nach Fort-<lb/>
William hohlen ließ, wo ich noch drey Jahr blieb.</p><lb/>
        <p>Jm Jahr 1704 nahm mein Vater bey dem<note place="right">1704.</note><lb/>
Regimente Urlaub und gieng mit &#x017F;einer Familie nach<lb/>
Deut&#x017F;chland, einen Be&#x017F;uch da&#x017F;elb&#x017F;t abzu&#x017F;tatten; und<lb/>
nachdem er &#x017F;ich ein Jahr bey &#x017F;einen Verwandten auf-<lb/>
gehalten hatte, &#x017F;o gieng er wieder nach Schottland<lb/>
und ließ mich bey &#x017F;einen Freunden zuru&#x0364;ck, welche mei-<lb/>
ne Erziehung und Ver&#x017F;orgung u&#x0364;ber &#x017F;ich nahmen.<lb/>
Das er&#x017F;te, was &#x017F;ie in die&#x017F;em Stu&#x0364;cke thaten, be&#x017F;tand<lb/>
darinn, daß &#x017F;ie mich als Pagen bey dem Ko&#x0364;nige von<lb/>
Preu&#x017F;&#x017F;en anzubringen &#x017F;uchten. Als ich die&#x017F;em nun<lb/>
von dem Mar&#x017F;chall, Grafen von Witgen&#x017F;tein, vorge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 3</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tellet</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0015] zu machen, ſo wie er es ehedem gemacht hatte. Sein aͤlteſter Sohn Carl blieb als Lieutenant in der Bela- gerung von Namur. Sein juͤngſter Sohn, mein Vater, heirathete Eliſabeth Catharina Detring aus einer angeſehenen Familie in Weſtphalen, und ſtand damals als Lieutenant bey einem Schottiſchen Regi- mente, welches der Graf von Leven in Dienſten des Churfuͤrſten commandierte. So ward ich zu Det- ring-Schloß, dem Stammgute dieſer Familie, 1692 gebohren. Da dieſes Regiment nach Flandern befehliget ward, ſo nahm mein Vater meine Mutter mit dahin, wo wir bis 1698 blieben, da das Regiment wieder nach Schottland gieng, wohin wir es begleiteten. Als es nunmehr nach Fort-William zur Beſatzung kam, ſo ward ich, der ich damals fuͤnf Jahr alt war, einem Groß-Onkel, dem juͤngſten Bruder meines Großvaters anvertrauet, welcher ein kleines Gut bey Cupar beſaß, wo ich in die Schale gieng und drey Jahr blieb, da denn mein Vater mich nach Fort- William hohlen ließ, wo ich noch drey Jahr blieb. Jm Jahr 1704 nahm mein Vater bey dem Regimente Urlaub und gieng mit ſeiner Familie nach Deutſchland, einen Beſuch daſelbſt abzuſtatten; und nachdem er ſich ein Jahr bey ſeinen Verwandten auf- gehalten hatte, ſo gieng er wieder nach Schottland und ließ mich bey ſeinen Freunden zuruͤck, welche mei- ne Erziehung und Verſorgung uͤber ſich nahmen. Das erſte, was ſie in dieſem Stuͤcke thaten, beſtand darinn, daß ſie mich als Pagen bey dem Koͤnige von Preuſſen anzubringen ſuchten. Als ich dieſem nun von dem Marſchall, Grafen von Witgenſtein, vorge- ſtellet 1704. A 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/15
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/15>, abgerufen am 29.03.2024.