fürst sonst viele Gnade erwies, wovon folgendes kein geringes Beyspiel ist. Mein Großvater begleitete ei- nes Tags den Churfürsten auf die Jagd, als derselbe bey heftiger Verfolgung des Wildes in einen gros- sen Wald gerieth, und von allen seinen Begleitern ge- trennet ward, meinen Großvater ausgenommen, der bey ihm blieb. Die Nacht überfiel sie im Walde; sie mußten daher absteigen, und ihre Pferde führen, da sie denn endlich, nachdem sie eine beträchtliche Zeit im Finstern herumgetappt hatten, in einer kleinen Entfernung ein Licht erblickten, und zu der elenden Hütte eines armen Theerbrenners kamen, der sich meistentheils im Walde aufhielt. Als sie von dem armen Bewohner derselben erfuhren, daß sie sich sehr weit von einer Stadt, einem Dorfe, oder einem an- dern Ort befänden, und der Churfürst müde und hun- gerig war, so fragte er denselben, was er zu essen ha- be; worauf der arme Mann ein grobes Brot und ein Stück Käse herbey brachte, wovon der Churfürst mit vie- ler Begierde aß, Wasser dazu trank, und sagte: daß er noch nie mit so vielem Appetite gegessen habe. Er fragte hierauf, wie groß der Wald sey, und erfuhr, daß er sehr groß sey, und an das Herzogthum Meck- lenburg Strelitz gränze. Mein Großvater äußerte bey dieser Gelegenheit, daß es Schade sey, daß eine so große Gegend ungenützt bleiben sollte, und bat den Churfürsten, ihm selbige zu ertheilen, da er denn ein Dorf in der Mitte, und ein anderes an demjenigen Orte, wo sie sich jetzt befanden, anlegen wollte. Der Churfürst war es zufrieden, und bestätigte nicht lange hernach diese Schenkung durch eine weitläufige Ur- kunde, in welcher er ihm zugleich ansehnliche Freyhei-
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fuͤrſt ſonſt viele Gnade erwies, wovon folgendes kein geringes Beyſpiel iſt. Mein Großvater begleitete ei- nes Tags den Churfuͤrſten auf die Jagd, als derſelbe bey heftiger Verfolgung des Wildes in einen groſ- ſen Wald gerieth, und von allen ſeinen Begleitern ge- trennet ward, meinen Großvater ausgenommen, der bey ihm blieb. Die Nacht uͤberfiel ſie im Walde; ſie mußten daher abſteigen, und ihre Pferde fuͤhren, da ſie denn endlich, nachdem ſie eine betraͤchtliche Zeit im Finſtern herumgetappt hatten, in einer kleinen Entfernung ein Licht erblickten, und zu der elenden Huͤtte eines armen Theerbrenners kamen, der ſich meiſtentheils im Walde aufhielt. Als ſie von dem armen Bewohner derſelben erfuhren, daß ſie ſich ſehr weit von einer Stadt, einem Dorfe, oder einem an- dern Ort befaͤnden, und der Churfuͤrſt muͤde und hun- gerig war, ſo fragte er denſelben, was er zu eſſen ha- be; worauf der arme Mann ein grobes Brot und ein Stuͤck Kaͤſe herbey brachte, wovon der Churfuͤrſt mit vie- ler Begierde aß, Waſſer dazu trank, und ſagte: daß er noch nie mit ſo vielem Appetite gegeſſen habe. Er fragte hierauf, wie groß der Wald ſey, und erfuhr, daß er ſehr groß ſey, und an das Herzogthum Meck- lenburg Strelitz graͤnze. Mein Großvater aͤußerte bey dieſer Gelegenheit, daß es Schade ſey, daß eine ſo große Gegend ungenuͤtzt bleiben ſollte, und bat den Churfuͤrſten, ihm ſelbige zu ertheilen, da er denn ein Dorf in der Mitte, und ein anderes an demjenigen Orte, wo ſie ſich jetzt befanden, anlegen wollte. Der Churfuͤrſt war es zufrieden, und beſtaͤtigte nicht lange hernach dieſe Schenkung durch eine weitlaͤufige Ur- kunde, in welcher er ihm zugleich anſehnliche Freyhei-
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fuͤrſt ſonſt viele Gnade erwies, wovon folgendes kein
geringes Beyſpiel iſt. Mein Großvater begleitete ei-
nes Tags den Churfuͤrſten auf die Jagd, als derſelbe
bey heftiger Verfolgung des Wildes in einen groſ-
ſen Wald gerieth, und von allen ſeinen Begleitern ge-
trennet ward, meinen Großvater ausgenommen, der
bey ihm blieb. Die Nacht uͤberfiel ſie im Walde;
ſie mußten daher abſteigen, und ihre Pferde fuͤhren,
da ſie denn endlich, nachdem ſie eine betraͤchtliche Zeit
im Finſtern herumgetappt hatten, in einer kleinen
Entfernung ein Licht erblickten, und zu der elenden
Huͤtte eines armen Theerbrenners kamen, der ſich
meiſtentheils im Walde aufhielt. Als ſie von dem
armen Bewohner derſelben erfuhren, daß ſie ſich ſehr
weit von einer Stadt, einem Dorfe, oder einem an-
dern Ort befaͤnden, und der Churfuͤrſt muͤde und hun-
gerig war, ſo fragte er denſelben, was er zu eſſen ha-
be; worauf der arme Mann ein grobes Brot und ein
Stuͤck Kaͤſe herbey brachte, wovon der Churfuͤrſt mit vie-
ler Begierde aß, Waſſer dazu trank, und ſagte: daß er
noch nie mit ſo vielem Appetite gegeſſen habe. Er
fragte hierauf, wie groß der Wald ſey, und erfuhr,
daß er ſehr groß ſey, und an das Herzogthum Meck-
lenburg Strelitz graͤnze. Mein Großvater aͤußerte
bey dieſer Gelegenheit, daß es Schade ſey, daß eine
ſo große Gegend ungenuͤtzt bleiben ſollte, und bat den
Churfuͤrſten, ihm ſelbige zu ertheilen, da er denn ein
Dorf in der Mitte, und ein anderes an demjenigen
Orte, wo ſie ſich jetzt befanden, anlegen wollte. Der
Churfuͤrſt war es zufrieden, und beſtaͤtigte nicht lange
hernach dieſe Schenkung durch eine weitlaͤufige Ur-
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/13>, abgerufen am 24.11.2024.
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