Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

auf die grausamste Art verbrannte, indem man das
Feuer von ihm entfernt legte, um ihn desto länger zu
quälen. Als der Czar die Grausamkeit der Geistli-Der Kaiser
züchtigt sie
dafür.

chen erfuhr, und vorher schon die Würde des Patriar-
chen abgeschafft hatte, so nahm er ihnen nunmehr auch
die Gewalt über Tod und Leben, und machte ein Ge-
setz, daß die ganze Geistlichkeit studiren sollte, wozu
er ihr vier Jahre einräumte. Hierauf sollten sie exa-
miniret werden, und diejenigen, die bestehen würden,
sollten befördert, die übrigen aber abgesetzt werden.
Da auch drey Viertel vom Jahre Feyertage zum
Andenken dieses oder jenen Heiligen waren, wobey
das meiste Volk müßig gieng, so machte er ein Gesetz,
daß weiter kein Tag außer den Tagen zum Andenken
unsers Heilandes, der Jungfrau Maria, der zwölf
Apostel, und des Heil. Andreas und Nicolaus,
welches die Schutzheiligen von Rußland sind, ge-
feyert werden sollte. Da es ferner viele tausend Klö-
ster im Lande gab, die voll müßiger Mönche waren,
die in Faulheit lebten, so schränkte er dieselben bis
auf funfzig ein, in deren keinem mehr als funfzig
Mönche seyn sollten, wovon jeder über 40 Jahr alt
seyn müßte; die übrigen sollten zu Hospitälern für sol-
che, die bey der Armee oder bey der Flotte zum Dien-
ste untüchtig geworden, und für andere Personen, die
sich zu erhalten nicht im Stande wären, gemacht,
und ihre Einkünfte zum Unterhalte derselben angewen-
det werden. Alle Mönche aber, die keine Profeßion
gelernet, und zum Dienste tüchtig wären, sollten bey
der Armee gebraucht werden.

Die Personen vom Stande leben jetzt in Mos-Art zu leben.
kau, nachdem sie die alten Gebräuche und Sitten

ihrer
G

auf die grauſamſte Art verbrannte, indem man das
Feuer von ihm entfernt legte, um ihn deſto laͤnger zu
quaͤlen. Als der Czar die Grauſamkeit der Geiſtli-Der Kaiſer
zuͤchtigt ſie
dafuͤr.

chen erfuhr, und vorher ſchon die Wuͤrde des Patriar-
chen abgeſchafft hatte, ſo nahm er ihnen nunmehr auch
die Gewalt uͤber Tod und Leben, und machte ein Ge-
ſetz, daß die ganze Geiſtlichkeit ſtudiren ſollte, wozu
er ihr vier Jahre einraͤumte. Hierauf ſollten ſie exa-
miniret werden, und diejenigen, die beſtehen wuͤrden,
ſollten befoͤrdert, die uͤbrigen aber abgeſetzt werden.
Da auch drey Viertel vom Jahre Feyertage zum
Andenken dieſes oder jenen Heiligen waren, wobey
das meiſte Volk muͤßig gieng, ſo machte er ein Geſetz,
daß weiter kein Tag außer den Tagen zum Andenken
unſers Heilandes, der Jungfrau Maria, der zwoͤlf
Apoſtel, und des Heil. Andreas und Nicolaus,
welches die Schutzheiligen von Rußland ſind, ge-
feyert werden ſollte. Da es ferner viele tauſend Kloͤ-
ſter im Lande gab, die voll muͤßiger Moͤnche waren,
die in Faulheit lebten, ſo ſchraͤnkte er dieſelben bis
auf funfzig ein, in deren keinem mehr als funfzig
Moͤnche ſeyn ſollten, wovon jeder uͤber 40 Jahr alt
ſeyn muͤßte; die uͤbrigen ſollten zu Hospitaͤlern fuͤr ſol-
che, die bey der Armee oder bey der Flotte zum Dien-
ſte untuͤchtig geworden, und fuͤr andere Perſonen, die
ſich zu erhalten nicht im Stande waͤren, gemacht,
und ihre Einkuͤnfte zum Unterhalte derſelben angewen-
det werden. Alle Moͤnche aber, die keine Profeßion
gelernet, und zum Dienſte tuͤchtig waͤren, ſollten bey
der Armee gebraucht werden.

Die Perſonen vom Stande leben jetzt in Mos-Art zu leben.
kau, nachdem ſie die alten Gebraͤuche und Sitten

ihrer
G
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0107" n="97"/>
auf die grau&#x017F;am&#x017F;te Art verbrannte, indem man das<lb/>
Feuer von ihm entfernt legte, um ihn de&#x017F;to la&#x0364;nger zu<lb/>
qua&#x0364;len. Als der Czar die Grau&#x017F;amkeit der Gei&#x017F;tli-<note place="right">Der Kai&#x017F;er<lb/>
zu&#x0364;chtigt &#x017F;ie<lb/>
dafu&#x0364;r.</note><lb/>
chen erfuhr, und vorher &#x017F;chon die Wu&#x0364;rde des Patriar-<lb/>
chen abge&#x017F;chafft hatte, &#x017F;o nahm er ihnen nunmehr auch<lb/>
die Gewalt u&#x0364;ber Tod und Leben, und machte ein Ge-<lb/>
&#x017F;etz, daß die ganze Gei&#x017F;tlichkeit &#x017F;tudiren &#x017F;ollte, wozu<lb/>
er ihr vier Jahre einra&#x0364;umte. Hierauf &#x017F;ollten &#x017F;ie exa-<lb/>
miniret werden, und diejenigen, die be&#x017F;tehen wu&#x0364;rden,<lb/>
&#x017F;ollten befo&#x0364;rdert, die u&#x0364;brigen aber abge&#x017F;etzt werden.<lb/>
Da auch drey Viertel vom Jahre Feyertage zum<lb/>
Andenken die&#x017F;es oder jenen Heiligen waren, wobey<lb/>
das mei&#x017F;te Volk mu&#x0364;ßig gieng, &#x017F;o machte er ein Ge&#x017F;etz,<lb/>
daß weiter kein Tag außer den Tagen zum Andenken<lb/>
un&#x017F;ers Heilandes, der Jungfrau Maria, der zwo&#x0364;lf<lb/>
Apo&#x017F;tel, und des Heil. Andreas und Nicolaus,<lb/>
welches die Schutzheiligen von Rußland &#x017F;ind, ge-<lb/>
feyert werden &#x017F;ollte. Da es ferner viele tau&#x017F;end Klo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ter im Lande gab, die voll mu&#x0364;ßiger Mo&#x0364;nche waren,<lb/>
die in Faulheit lebten, &#x017F;o &#x017F;chra&#x0364;nkte er die&#x017F;elben bis<lb/>
auf funfzig ein, in deren keinem mehr als funfzig<lb/>
Mo&#x0364;nche &#x017F;eyn &#x017F;ollten, wovon jeder u&#x0364;ber 40 Jahr alt<lb/>
&#x017F;eyn mu&#x0364;ßte; die u&#x0364;brigen &#x017F;ollten zu Hospita&#x0364;lern fu&#x0364;r &#x017F;ol-<lb/>
che, die bey der Armee oder bey der Flotte zum Dien-<lb/>
&#x017F;te untu&#x0364;chtig geworden, und fu&#x0364;r andere Per&#x017F;onen, die<lb/>
&#x017F;ich zu erhalten nicht im Stande wa&#x0364;ren, gemacht,<lb/>
und ihre Einku&#x0364;nfte zum Unterhalte der&#x017F;elben angewen-<lb/>
det werden. Alle Mo&#x0364;nche aber, die keine Profeßion<lb/>
gelernet, und zum Dien&#x017F;te tu&#x0364;chtig wa&#x0364;ren, &#x017F;ollten bey<lb/>
der Armee gebraucht werden.</p><lb/>
        <p>Die Per&#x017F;onen vom Stande leben jetzt in Mos-<note place="right">Art zu leben.</note><lb/>
kau, nachdem &#x017F;ie die alten Gebra&#x0364;uche und Sitten<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G</fw><fw place="bottom" type="catch">ihrer</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[97/0107] auf die grauſamſte Art verbrannte, indem man das Feuer von ihm entfernt legte, um ihn deſto laͤnger zu quaͤlen. Als der Czar die Grauſamkeit der Geiſtli- chen erfuhr, und vorher ſchon die Wuͤrde des Patriar- chen abgeſchafft hatte, ſo nahm er ihnen nunmehr auch die Gewalt uͤber Tod und Leben, und machte ein Ge- ſetz, daß die ganze Geiſtlichkeit ſtudiren ſollte, wozu er ihr vier Jahre einraͤumte. Hierauf ſollten ſie exa- miniret werden, und diejenigen, die beſtehen wuͤrden, ſollten befoͤrdert, die uͤbrigen aber abgeſetzt werden. Da auch drey Viertel vom Jahre Feyertage zum Andenken dieſes oder jenen Heiligen waren, wobey das meiſte Volk muͤßig gieng, ſo machte er ein Geſetz, daß weiter kein Tag außer den Tagen zum Andenken unſers Heilandes, der Jungfrau Maria, der zwoͤlf Apoſtel, und des Heil. Andreas und Nicolaus, welches die Schutzheiligen von Rußland ſind, ge- feyert werden ſollte. Da es ferner viele tauſend Kloͤ- ſter im Lande gab, die voll muͤßiger Moͤnche waren, die in Faulheit lebten, ſo ſchraͤnkte er dieſelben bis auf funfzig ein, in deren keinem mehr als funfzig Moͤnche ſeyn ſollten, wovon jeder uͤber 40 Jahr alt ſeyn muͤßte; die uͤbrigen ſollten zu Hospitaͤlern fuͤr ſol- che, die bey der Armee oder bey der Flotte zum Dien- ſte untuͤchtig geworden, und fuͤr andere Perſonen, die ſich zu erhalten nicht im Stande waͤren, gemacht, und ihre Einkuͤnfte zum Unterhalte derſelben angewen- det werden. Alle Moͤnche aber, die keine Profeßion gelernet, und zum Dienſte tuͤchtig waͤren, ſollten bey der Armee gebraucht werden. Der Kaiſer zuͤchtigt ſie dafuͤr. Die Perſonen vom Stande leben jetzt in Mos- kau, nachdem ſie die alten Gebraͤuche und Sitten ihrer Art zu leben. G

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/107
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/107>, abgerufen am 21.11.2024.