Du unfehlbar sterben müßtest, Und du diesen Zeitpunct wüßtest, Glaubtest du, daß Gott sodann dir würd' einen Unter- scheid Jn den Lebensregeln machen, andere Gesetze wählen, Andre Pflichten dir befehlen, Als die, welche du verrichtest, da dein Tod dir unbe- kannt? Dieses kann ich nimmer glauben, da der göttliche Ver- stand Meine letzte Stunde kennt, meinen ganz gewissen Tod, Und mir dennoch kein Gebot, Meines Lebens Art zu ändern, offenbart und kund ge- macht, So daß, wenn ich das verrichte, und das von mir wird vollbracht, Was mein Stand von mir erfordert, weis ich, daß ich das begehe, Was der Schöpfer haben will, daß es itzt von mir ge- schehe. Was ist denn daran gelegen, ob mir meine Sterbens- zeit Kund entweder oder nicht. Da mir die Unwissen- heit Ja so wenig als das Wissen den geringsten Unter- scheid Jn den Handlungen verursacht, die ich hier verrichten soll, Warlich sollt ich morgen sterben, hab' ich heute keine Pflichten, Als die Gott von mir verlangt, zu vollziehn und zu ver- richten.
Nun
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zum vergnuͤgten und gelaſſenen Sterben.
Du unfehlbar ſterben muͤßteſt, Und du dieſen Zeitpunct wuͤßteſt, Glaubteſt du, daß Gott ſodann dir wuͤrd’ einen Unter- ſcheid Jn den Lebensregeln machen, andere Geſetze waͤhlen, Andre Pflichten dir befehlen, Als die, welche du verrichteſt, da dein Tod dir unbe- kannt? Dieſes kann ich nimmer glauben, da der goͤttliche Ver- ſtand Meine letzte Stunde kennt, meinen ganz gewiſſen Tod, Und mir dennoch kein Gebot, Meines Lebens Art zu aͤndern, offenbart und kund ge- macht, So daß, wenn ich das verrichte, und das von mir wird vollbracht, Was mein Stand von mir erfordert, weis ich, daß ich das begehe, Was der Schoͤpfer haben will, daß es itzt von mir ge- ſchehe. Was iſt denn daran gelegen, ob mir meine Sterbens- zeit Kund entweder oder nicht. Da mir die Unwiſſen- heit Ja ſo wenig als das Wiſſen den geringſten Unter- ſcheid Jn den Handlungen verurſacht, die ich hier verrichten ſoll, Warlich ſollt ich morgen ſterben, hab’ ich heute keine Pflichten, Als die Gott von mir verlangt, zu vollziehn und zu ver- richten.
Nun
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zum vergnuͤgten und gelaſſenen Sterben.
Du unfehlbar ſterben muͤßteſt,
Und du dieſen Zeitpunct wuͤßteſt,
Glaubteſt du, daß Gott ſodann dir wuͤrd’ einen Unter-
ſcheid
Jn den Lebensregeln machen, andere Geſetze waͤhlen,
Andre Pflichten dir befehlen,
Als die, welche du verrichteſt, da dein Tod dir unbe-
kannt?
Dieſes kann ich nimmer glauben, da der goͤttliche Ver-
ſtand
Meine letzte Stunde kennt, meinen ganz gewiſſen Tod,
Und mir dennoch kein Gebot,
Meines Lebens Art zu aͤndern, offenbart und kund ge-
macht,
So daß, wenn ich das verrichte, und das von mir wird
vollbracht,
Was mein Stand von mir erfordert, weis ich, daß ich
das begehe,
Was der Schoͤpfer haben will, daß es itzt von mir ge-
ſchehe.
Was iſt denn daran gelegen, ob mir meine Sterbens-
zeit
Kund entweder oder nicht. Da mir die Unwiſſen-
heit
Ja ſo wenig als das Wiſſen den geringſten Unter-
ſcheid
Jn den Handlungen verurſacht, die ich hier verrichten
ſoll,
Warlich ſollt ich morgen ſterben, hab’ ich heute keine
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 609. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/629>, abgerufen am 23.11.2024.
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