"Sterben, eh von unsern Sachen "Wir das mindeste verordnet: unser Haus in Schrecken finden, "Das nichts weniger vermuthet? Kömmt der Tod nun allgemählig, "O mein Gott! wie manche Krankheit, Schmerz und Plagen, die unzählig, "Wie viel Ekel, Schlaflosheit, wie im Haupt so man- che Pein, "Wie viel Martern hin und wieder, "Welche Zückungen der Nerven, und Verrenkungen der Glieder "Werden zu erwarten seyn! "Endlich was den Tod am meisten fürchterlich und schrecklich macht, "Jst der jammerreiche Zweifel und der Ungewißheit Nacht "Wegen eines künftgen Lebens, ob es selig oder nicht? "Von der ganzen Ewigkeit wird geredet. Ob du selig "Oder wirst geplaget werden, "Hängt von diesem Zeitpunct ab. Wem, der dieses überlegt, "Stehn die Haare nicht zu Berge? Welchem wird sein Eingeweide "Von so unvermeidlichen Plagen, Schrecken, Gram und Leide "Nicht erschüttert und bewegt? "Da wir also sterben müssen, "Unverhofft und schnell entweder, oder auch durch Pein zerrissen, "Und dabey dennoch nicht wissen, "Ob das Ende dieser Pein "Von nie aufzuhörnden Plagen nicht der Anfang werde seyn;
"Dieses,
zum vergnuͤgten und gelaſſenen Sterben.
„Sterben, eh von unſern Sachen „Wir das mindeſte verordnet: unſer Haus in Schrecken finden, „Das nichts weniger vermuthet? Koͤmmt der Tod nun allgemaͤhlig, „O mein Gott! wie manche Krankheit, Schmerz und Plagen, die unzaͤhlig, „Wie viel Ekel, Schlaflosheit, wie im Haupt ſo man- che Pein, „Wie viel Martern hin und wieder, „Welche Zuͤckungen der Nerven, und Verrenkungen der Glieder „Werden zu erwarten ſeyn! „Endlich was den Tod am meiſten fuͤrchterlich und ſchrecklich macht, „Jſt der jammerreiche Zweifel und der Ungewißheit Nacht „Wegen eines kuͤnftgen Lebens, ob es ſelig oder nicht? „Von der ganzen Ewigkeit wird geredet. Ob du ſelig „Oder wirſt geplaget werden, „Haͤngt von dieſem Zeitpunct ab. Wem, der dieſes uͤberlegt, „Stehn die Haare nicht zu Berge? Welchem wird ſein Eingeweide „Von ſo unvermeidlichen Plagen, Schrecken, Gram und Leide „Nicht erſchuͤttert und bewegt? „Da wir alſo ſterben muͤſſen, „Unverhofft und ſchnell entweder, oder auch durch Pein zerriſſen, „Und dabey dennoch nicht wiſſen, „Ob das Ende dieſer Pein „Von nie aufzuhoͤrnden Plagen nicht der Anfang werde ſeyn;
„Dieſes,
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zum vergnuͤgten und gelaſſenen Sterben.
„Sterben, eh von unſern Sachen
„Wir das mindeſte verordnet: unſer Haus in Schrecken
finden,
„Das nichts weniger vermuthet? Koͤmmt der Tod nun
allgemaͤhlig,
„O mein Gott! wie manche Krankheit, Schmerz und
Plagen, die unzaͤhlig,
„Wie viel Ekel, Schlaflosheit, wie im Haupt ſo man-
che Pein,
„Wie viel Martern hin und wieder,
„Welche Zuͤckungen der Nerven, und Verrenkungen der
Glieder
„Werden zu erwarten ſeyn!
„Endlich was den Tod am meiſten fuͤrchterlich und
ſchrecklich macht,
„Jſt der jammerreiche Zweifel und der Ungewißheit
Nacht
„Wegen eines kuͤnftgen Lebens, ob es ſelig oder nicht?
„Von der ganzen Ewigkeit wird geredet. Ob du ſelig
„Oder wirſt geplaget werden,
„Haͤngt von dieſem Zeitpunct ab. Wem, der dieſes
uͤberlegt,
„Stehn die Haare nicht zu Berge? Welchem wird ſein
Eingeweide
„Von ſo unvermeidlichen Plagen, Schrecken, Gram
und Leide
„Nicht erſchuͤttert und bewegt?
„Da wir alſo ſterben muͤſſen,
„Unverhofft und ſchnell entweder, oder auch durch Pein
zerriſſen,
„Und dabey dennoch nicht wiſſen,
„Ob das Ende dieſer Pein
„Von nie aufzuhoͤrnden Plagen nicht der Anfang werde ſeyn;
„Dieſes,
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 571. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/591>, abgerufen am 22.11.2024.
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