"Aller Umgang meiner Freunde, meiner Kinder schön Gesicht, "Meiner Frauen holdes Schmeicheln, meines Fürsten Gunst, die Ehre "Meiner Diener und Clienten, Lob von Bürgern, Vor- zug, Freude "Und Bequemlichkeit des Reichthums, erst errichteter Gebäude "Größe, Weite, Pomp und Pracht, heller tapezierter Zimmer "Güldner Putz und Glanz und Schimmer; "Statt so vieler Schätz und Güter, deren wir beraubet seyn, "Bleibt uns allen gar nichts über, als das dunkle Grab allein, "Wo die Würmer uns zertheilen. Sind dieß alles denn nicht Sachen, "Welche uns den Tod mit Recht gräßlich und entsetzlich machen?
"Wär uns nun noch auf der Welt, um zu sterben und zu leben, "Etwan eine feste Zeit zugetheilt, bestimmt, gegeben, "Hätte man noch einen Trost. Jeder würd' im Stan- de seyn, "Haus und alles zu bestellen, alles richtig zu beschicken, "Ja selbst gegen unsern Tod Kraft und Muth sich einzu- drücken. "Aber wie es jetzo geht, kommt uns nichts davon zur Kunde, "Denn, so wie bey allen Menschen, nichts gewissers als der Tod,
"Also
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zum vergnuͤgten und gelaſſenen Sterben.
„Aller Umgang meiner Freunde, meiner Kinder ſchoͤn Geſicht, „Meiner Frauen holdes Schmeicheln, meines Fuͤrſten Gunſt, die Ehre „Meiner Diener und Clienten, Lob von Buͤrgern, Vor- zug, Freude „Und Bequemlichkeit des Reichthums, erſt errichteter Gebaͤude „Groͤße, Weite, Pomp und Pracht, heller tapezierter Zimmer „Guͤldner Putz und Glanz und Schimmer; „Statt ſo vieler Schaͤtz und Guͤter, deren wir beraubet ſeyn, „Bleibt uns allen gar nichts uͤber, als das dunkle Grab allein, „Wo die Wuͤrmer uns zertheilen. Sind dieß alles denn nicht Sachen, „Welche uns den Tod mit Recht graͤßlich und entſetzlich machen?
„Waͤr uns nun noch auf der Welt, um zu ſterben und zu leben, „Etwan eine feſte Zeit zugetheilt, beſtimmt, gegeben, „Haͤtte man noch einen Troſt. Jeder wuͤrd’ im Stan- de ſeyn, „Haus und alles zu beſtellen, alles richtig zu beſchicken, „Ja ſelbſt gegen unſern Tod Kraft und Muth ſich einzu- druͤcken. „Aber wie es jetzo geht, kommt uns nichts davon zur Kunde, „Denn, ſo wie bey allen Menſchen, nichts gewiſſers als der Tod,
„Alſo
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zum vergnuͤgten und gelaſſenen Sterben.
„Aller Umgang meiner Freunde, meiner Kinder ſchoͤn
Geſicht,
„Meiner Frauen holdes Schmeicheln, meines Fuͤrſten
Gunſt, die Ehre
„Meiner Diener und Clienten, Lob von Buͤrgern, Vor-
zug, Freude
„Und Bequemlichkeit des Reichthums, erſt errichteter
Gebaͤude
„Groͤße, Weite, Pomp und Pracht, heller tapezierter
Zimmer
„Guͤldner Putz und Glanz und Schimmer;
„Statt ſo vieler Schaͤtz und Guͤter, deren wir beraubet
ſeyn,
„Bleibt uns allen gar nichts uͤber, als das dunkle Grab
allein,
„Wo die Wuͤrmer uns zertheilen. Sind dieß alles denn
nicht Sachen,
„Welche uns den Tod mit Recht graͤßlich und entſetzlich
machen?
„Waͤr uns nun noch auf der Welt, um zu ſterben
und zu leben,
„Etwan eine feſte Zeit zugetheilt, beſtimmt, gegeben,
„Haͤtte man noch einen Troſt. Jeder wuͤrd’ im Stan-
de ſeyn,
„Haus und alles zu beſtellen, alles richtig zu beſchicken,
„Ja ſelbſt gegen unſern Tod Kraft und Muth ſich einzu-
druͤcken.
„Aber wie es jetzo geht, kommt uns nichts davon zur
Kunde,
„Denn, ſo wie bey allen Menſchen, nichts gewiſſers
als der Tod,
„Alſo
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/589>, abgerufen am 22.11.2024.
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