"Was ist auf der Welt erschrecklichs, wenn es nicht der Tod? er bricht, "Reißt und stürzet alles um. Keines schont er, alle fällt "Sein nie zu erbittend Rasen. Weder Seufzen, Fle- hen, Zähren "Können seine Wut erweichen, noch sein Morden ihm verwehren. "Er beraubet uns des Lebens, unsers Liebsten auf der Welt, "Unsers Best- und Theuersten. Der geliebtsten Freund' auf Erden "Blick und Ansehn raubt er uns, da wir, zwischen ih- rem Gram, "Schluchsendem Geseufz' und Thränen, leider! wegge- rissen werden, "Recht mit wütrischer Gewalt. Unser Auge wird ge- schlossen, "Wodurch wir das süße Licht und der Sonnen Schein genossen. "Unsers Geistes und des Körpers eng und angenehmes Band "Wird getrennet. Wenn das Fleisch aufgelöset und zer- flossen, "Wird der Leib, den wir getragen, endlich Moder, Staub und Sand, "Zum abscheulichen Spectakel. Wenn der Glieder Bau zerbricht, "Bleibt mir nichts auf dieser Welt. Weg ist alles, Le- ben, Licht, "Aller Farben holdes Prangen, aller Singevögel Chöre,
"Aller
Anleitung
„Was iſt auf der Welt erſchrecklichs, wenn es nicht der Tod? er bricht, „Reißt und ſtuͤrzet alles um. Keines ſchont er, alle faͤllt „Sein nie zu erbittend Raſen. Weder Seufzen, Fle- hen, Zaͤhren „Koͤnnen ſeine Wut erweichen, noch ſein Morden ihm verwehren. „Er beraubet uns des Lebens, unſers Liebſten auf der Welt, „Unſers Beſt- und Theuerſten. Der geliebtſten Freund’ auf Erden „Blick und Anſehn raubt er uns, da wir, zwiſchen ih- rem Gram, „Schluchſendem Geſeufz’ und Thraͤnen, leider! wegge- riſſen werden, „Recht mit wuͤtriſcher Gewalt. Unſer Auge wird ge- ſchloſſen, „Wodurch wir das ſuͤße Licht und der Sonnen Schein genoſſen. „Unſers Geiſtes und des Koͤrpers eng und angenehmes Band „Wird getrennet. Wenn das Fleiſch aufgeloͤſet und zer- floſſen, „Wird der Leib, den wir getragen, endlich Moder, Staub und Sand, „Zum abſcheulichen Spectakel. Wenn der Glieder Bau zerbricht, „Bleibt mir nichts auf dieſer Welt. Weg iſt alles, Le- ben, Licht, „Aller Farben holdes Prangen, aller Singevoͤgel Choͤre,
„Aller
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„Was iſt auf der Welt erſchrecklichs, wenn es nicht der
Tod? er bricht,
„Reißt und ſtuͤrzet alles um. Keines ſchont er, alle
faͤllt
„Sein nie zu erbittend Raſen. Weder Seufzen, Fle-
hen, Zaͤhren
„Koͤnnen ſeine Wut erweichen, noch ſein Morden ihm
verwehren.
„Er beraubet uns des Lebens, unſers Liebſten auf der
Welt,
„Unſers Beſt- und Theuerſten. Der geliebtſten Freund’
auf Erden
„Blick und Anſehn raubt er uns, da wir, zwiſchen ih-
rem Gram,
„Schluchſendem Geſeufz’ und Thraͤnen, leider! wegge-
riſſen werden,
„Recht mit wuͤtriſcher Gewalt. Unſer Auge wird ge-
ſchloſſen,
„Wodurch wir das ſuͤße Licht und der Sonnen Schein
genoſſen.
„Unſers Geiſtes und des Koͤrpers eng und angenehmes
Band
„Wird getrennet. Wenn das Fleiſch aufgeloͤſet und zer-
floſſen,
„Wird der Leib, den wir getragen, endlich Moder,
Staub und Sand,
„Zum abſcheulichen Spectakel. Wenn der Glieder Bau
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„Bleibt mir nichts auf dieſer Welt. Weg iſt alles, Le-
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„Aller Farben holdes Prangen, aller Singevoͤgel
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 568. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/588>, abgerufen am 23.06.2024.
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