Sind nicht so vieler Christen Seelen noch mit dem eitlen Bildertand Bedaurenswürdig eingenommen? Von einem alten Mann ein Bild Hat, durch die Mahlerey verführt, noch viele Geister so erfüllt, Daß, würde man aus ihrem Denken ein solch betag- tes Bildniß rauben, Man von der Gottheit eine Wüste Jn ihrem schwindlichen Gehirn und Geist nothwendig finden müßte. Es würden viele, daß man ihnen die Gottheit selbst ge- raubet, glauben.
Um nun, bey dem Verlust der Bilder, in den dazu gewohnten Seelen Die Gottheit selbst nicht zu verlieren; so scheint es nöthig, was zu wählen Zu einem würdgern Gegenstand, und uns von Gott was vorzustellen, Das seiner Majestät gemäßer, Verehrungswürdiger und größer, Als das, was aus den Jrrthumsquellen Der Mahler bis daher auf Erden durch manch zu nie- derträchtigs Bild So vieler Menschen Seel' erfüllt.
Von dem uns in der Bibel selbst verbotnen Dienst uns zu entziehn, Und von dem wesentlichen Gott in allem Ernst uns zu bemühn Was würdigers uns vorzustellen, so müssen wir in sei- nen Werken
Das
zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Sind nicht ſo vieler Chriſten Seelen noch mit dem eitlen Bildertand Bedaurenswuͤrdig eingenommen? Von einem alten Mann ein Bild Hat, durch die Mahlerey verfuͤhrt, noch viele Geiſter ſo erfuͤllt, Daß, wuͤrde man aus ihrem Denken ein ſolch betag- tes Bildniß rauben, Man von der Gottheit eine Wuͤſte Jn ihrem ſchwindlichen Gehirn und Geiſt nothwendig finden muͤßte. Es wuͤrden viele, daß man ihnen die Gottheit ſelbſt ge- raubet, glauben.
Um nun, bey dem Verluſt der Bilder, in den dazu gewohnten Seelen Die Gottheit ſelbſt nicht zu verlieren; ſo ſcheint es noͤthig, was zu waͤhlen Zu einem wuͤrdgern Gegenſtand, und uns von Gott was vorzuſtellen, Das ſeiner Majeſtaͤt gemaͤßer, Verehrungswuͤrdiger und groͤßer, Als das, was aus den Jrrthumsquellen Der Mahler bis daher auf Erden durch manch zu nie- dertraͤchtigs Bild So vieler Menſchen Seel’ erfuͤllt.
Von dem uns in der Bibel ſelbſt verbotnen Dienſt uns zu entziehn, Und von dem weſentlichen Gott in allem Ernſt uns zu bemuͤhn Was wuͤrdigers uns vorzuſtellen, ſo muͤſſen wir in ſei- nen Werken
Das
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[509/0529]
zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Sind nicht ſo vieler Chriſten Seelen noch mit dem
eitlen Bildertand
Bedaurenswuͤrdig eingenommen? Von einem alten Mann
ein Bild
Hat, durch die Mahlerey verfuͤhrt, noch viele Geiſter
ſo erfuͤllt,
Daß, wuͤrde man aus ihrem Denken ein ſolch betag-
tes Bildniß rauben,
Man von der Gottheit eine Wuͤſte
Jn ihrem ſchwindlichen Gehirn und Geiſt nothwendig
finden muͤßte.
Es wuͤrden viele, daß man ihnen die Gottheit ſelbſt ge-
raubet, glauben.
Um nun, bey dem Verluſt der Bilder, in den dazu
gewohnten Seelen
Die Gottheit ſelbſt nicht zu verlieren; ſo ſcheint es noͤthig,
was zu waͤhlen
Zu einem wuͤrdgern Gegenſtand, und uns von Gott was
vorzuſtellen,
Das ſeiner Majeſtaͤt gemaͤßer,
Verehrungswuͤrdiger und groͤßer,
Als das, was aus den Jrrthumsquellen
Der Mahler bis daher auf Erden durch manch zu nie-
dertraͤchtigs Bild
So vieler Menſchen Seel’ erfuͤllt.
Von dem uns in der Bibel ſelbſt verbotnen Dienſt
uns zu entziehn,
Und von dem weſentlichen Gott in allem Ernſt uns zu
bemuͤhn
Was wuͤrdigers uns vorzuſtellen, ſo muͤſſen wir in ſei-
nen Werken
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/529>, abgerufen am 17.07.2024.
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