Wodurch man gleich wird wollen lernen, was gut, was bös ist, nicht zu wollen, Zu thun das Gute, weil es nützlich, das nicht zu thun, was wir nicht sollen, Wenn wir von der verbotnen Sache die wahre Schäd- lichkeit erkannt. Ein solch Erkennen setzet uns, ohn' allen Zweifel, in den Stand, Daß unser Wille, sonder Mühe, sich für das Gute wird erklären, Und daß man ein erkanntes Uebel nicht, wie vorhero, wird begehren.
Der Will, ohn einen mehrentheils für uns fatalen Kampf und Streit, (So lang er nämlich im Verbotnen noch eine Lust und Süßigkeit Zu finden meynet und verhofft, und doch das Gegentheil soll wählen) Wird von ihm selbst, aus Eigenlieb', und sonder Zwang, ein wahres Gut, Wenn wir es erst für gut erkannt, nur wollen. Dieses kann nicht fehlen, Weil niemand leicht, ihm selbst zum Schaden, was will, verlanget, oder thut. Sprich nicht: du irrest; denn wir wissen, daß oftermal in unsern Seelen Wir eine Sach' als gut erkennen, und darum doch das Böse wählen *. Sprich, sag' ich, dieses nicht. Denn hör'! ein solcher, der was Böses thut,
Ver-
*Video meliora, proboque, deteriora sequor.
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zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Wodurch man gleich wird wollen lernen, was gut, was boͤs iſt, nicht zu wollen, Zu thun das Gute, weil es nuͤtzlich, das nicht zu thun, was wir nicht ſollen, Wenn wir von der verbotnen Sache die wahre Schaͤd- lichkeit erkannt. Ein ſolch Erkennen ſetzet uns, ohn’ allen Zweifel, in den Stand, Daß unſer Wille, ſonder Muͤhe, ſich fuͤr das Gute wird erklaͤren, Und daß man ein erkanntes Uebel nicht, wie vorhero, wird begehren.
Der Will, ohn einen mehrentheils fuͤr uns fatalen Kampf und Streit, (So lang er naͤmlich im Verbotnen noch eine Luſt und Suͤßigkeit Zu finden meynet und verhofft, und doch das Gegentheil ſoll waͤhlen) Wird von ihm ſelbſt, aus Eigenlieb’, und ſonder Zwang, ein wahres Gut, Wenn wir es erſt fuͤr gut erkannt, nur wollen. Dieſes kann nicht fehlen, Weil niemand leicht, ihm ſelbſt zum Schaden, was will, verlanget, oder thut. Sprich nicht: du irreſt; denn wir wiſſen, daß oftermal in unſern Seelen Wir eine Sach’ als gut erkennen, und darum doch das Boͤſe waͤhlen *. Sprich, ſag’ ich, dieſes nicht. Denn hoͤr’! ein ſolcher, der was Boͤſes thut,
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zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Wodurch man gleich wird wollen lernen, was gut, was
boͤs iſt, nicht zu wollen,
Zu thun das Gute, weil es nuͤtzlich, das nicht zu thun,
was wir nicht ſollen,
Wenn wir von der verbotnen Sache die wahre Schaͤd-
lichkeit erkannt.
Ein ſolch Erkennen ſetzet uns, ohn’ allen Zweifel, in den
Stand,
Daß unſer Wille, ſonder Muͤhe, ſich fuͤr das Gute wird
erklaͤren,
Und daß man ein erkanntes Uebel nicht, wie vorhero, wird
begehren.
Der Will, ohn einen mehrentheils fuͤr uns fatalen
Kampf und Streit,
(So lang er naͤmlich im Verbotnen noch eine Luſt und
Suͤßigkeit
Zu finden meynet und verhofft, und doch das Gegentheil
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/491>, abgerufen am 22.11.2024.
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