Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Gedichte
Zuweilen hab ich nachgedacht,
Ob etwan, da es ausgemacht,
Daß unser Sonnen Licht der Farben Vater sey,
Und sie, wie uns der Regenbogen zeiget,
Derselben sechserley,
Roth, blau, grün, gelb, und weiß, und Purpur zeuget,
Die Blumen so erschaffen wären,
Daß sie, mit uns verborgner Kraft,
Und nach magnetischer, anziehnden Eigenschaft
Verschiedne Farben an sich zögen;
Doch hab ich, dieses zu erklären
Und festzusetzen, mich noch nicht erdreisten mögen.
Jch stell es aber aus zu fernerm Ueberdenken,
Und will mich wiederum zum Schmuck der Blumen
lenken.
Ein sanfter Glanz, ein holder Schein
Begleitet, nebst der Farben Pracht, die schönen Blumen
insgemein,

Der, wenn er nebst der Farb' uns in die Augen dringet,
Dem auch dadurch gerührten Geist ein noch vermehrt
Vergnügen bringet.

Von dem erquickenden Geruch, und, da sie kühl,
Von dem dadurch zugleich geschmeicheltem Gefühl,
Enthalt ich mich, hier was zu sagen,
Jndem mein' Absicht ganz allein,
Von dem, wodurch die Blumen uns, durchs Auge,
so gefällig seyn,

Was insbesondre vorzutragen.
Da dieß nun in der Form, in Farben und im Schein,
Zumalen in der Sonnen Licht
Besteht; so laßt uns, wenn wir sehn,
Wie
Vermiſchte Gedichte
Zuweilen hab ich nachgedacht,
Ob etwan, da es ausgemacht,
Daß unſer Sonnen Licht der Farben Vater ſey,
Und ſie, wie uns der Regenbogen zeiget,
Derſelben ſechſerley,
Roth, blau, gruͤn, gelb, und weiß, und Purpur zeuget,
Die Blumen ſo erſchaffen waͤren,
Daß ſie, mit uns verborgner Kraft,
Und nach magnetiſcher, anziehnden Eigenſchaft
Verſchiedne Farben an ſich zoͤgen;
Doch hab ich, dieſes zu erklaͤren
Und feſtzuſetzen, mich noch nicht erdreiſten moͤgen.
Jch ſtell es aber aus zu fernerm Ueberdenken,
Und will mich wiederum zum Schmuck der Blumen
lenken.
Ein ſanfter Glanz, ein holder Schein
Begleitet, nebſt der Farben Pracht, die ſchoͤnen Blumen
insgemein,

Der, wenn er nebſt der Farb’ uns in die Augen dringet,
Dem auch dadurch geruͤhrten Geiſt ein noch vermehrt
Vergnuͤgen bringet.

Von dem erquickenden Geruch, und, da ſie kuͤhl,
Von dem dadurch zugleich geſchmeicheltem Gefuͤhl,
Enthalt ich mich, hier was zu ſagen,
Jndem mein’ Abſicht ganz allein,
Von dem, wodurch die Blumen uns, durchs Auge,
ſo gefaͤllig ſeyn,

Was insbeſondre vorzutragen.
Da dieß nun in der Form, in Farben und im Schein,
Zumalen in der Sonnen Licht
Beſteht; ſo laßt uns, wenn wir ſehn,
Wie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0470" n="450"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Gedichte</hi> </fw><lb/>
          <lg n="10">
            <l>Zuweilen hab ich nachgedacht,</l><lb/>
            <l>Ob etwan, da es ausgemacht,</l><lb/>
            <l>Daß un&#x017F;er Sonnen Licht der Farben Vater &#x017F;ey,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;ie, wie uns der Regenbogen zeiget,</l><lb/>
            <l>Der&#x017F;elben &#x017F;ech&#x017F;erley,</l><lb/>
            <l>Roth, blau, gru&#x0364;n, gelb, und weiß, und Purpur zeuget,</l><lb/>
            <l>Die Blumen &#x017F;o er&#x017F;chaffen wa&#x0364;ren,</l><lb/>
            <l>Daß &#x017F;ie, mit uns verborgner Kraft,</l><lb/>
            <l>Und nach magneti&#x017F;cher, anziehnden Eigen&#x017F;chaft</l><lb/>
            <l>Ver&#x017F;chiedne Farben an &#x017F;ich zo&#x0364;gen;</l><lb/>
            <l>Doch hab ich, die&#x017F;es zu erkla&#x0364;ren</l><lb/>
            <l>Und fe&#x017F;tzu&#x017F;etzen, mich noch nicht erdrei&#x017F;ten mo&#x0364;gen.</l><lb/>
            <l>Jch &#x017F;tell es aber aus zu fernerm Ueberdenken,</l><lb/>
            <l>Und will mich wiederum zum Schmuck der Blumen<lb/><hi rendition="#et">lenken.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <lg n="11">
            <l>Ein &#x017F;anfter Glanz, ein holder Schein</l><lb/>
            <l>Begleitet, neb&#x017F;t der Farben Pracht, die &#x017F;cho&#x0364;nen Blumen<lb/><hi rendition="#et">insgemein,</hi></l><lb/>
            <l>Der, wenn er neb&#x017F;t der Farb&#x2019; uns in die Augen dringet,</l><lb/>
            <l>Dem auch dadurch geru&#x0364;hrten Gei&#x017F;t ein noch vermehrt<lb/><hi rendition="#et">Vergnu&#x0364;gen bringet.</hi></l><lb/>
            <l>Von dem erquickenden Geruch, und, da &#x017F;ie ku&#x0364;hl,</l><lb/>
            <l>Von dem dadurch zugleich ge&#x017F;chmeicheltem Gefu&#x0364;hl,</l><lb/>
            <l>Enthalt ich mich, hier was zu &#x017F;agen,</l><lb/>
            <l>Jndem mein&#x2019; Ab&#x017F;icht ganz allein,</l><lb/>
            <l>Von dem, wodurch die Blumen uns, durchs Auge,<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;o gefa&#x0364;llig &#x017F;eyn,</hi></l><lb/>
            <l>Was insbe&#x017F;ondre vorzutragen.</l><lb/>
            <l>Da dieß nun in der Form, in Farben und im Schein,</l><lb/>
            <l>Zumalen in der Sonnen Licht</l><lb/>
            <l>Be&#x017F;teht; &#x017F;o laßt uns, wenn wir &#x017F;ehn,</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[450/0470] Vermiſchte Gedichte Zuweilen hab ich nachgedacht, Ob etwan, da es ausgemacht, Daß unſer Sonnen Licht der Farben Vater ſey, Und ſie, wie uns der Regenbogen zeiget, Derſelben ſechſerley, Roth, blau, gruͤn, gelb, und weiß, und Purpur zeuget, Die Blumen ſo erſchaffen waͤren, Daß ſie, mit uns verborgner Kraft, Und nach magnetiſcher, anziehnden Eigenſchaft Verſchiedne Farben an ſich zoͤgen; Doch hab ich, dieſes zu erklaͤren Und feſtzuſetzen, mich noch nicht erdreiſten moͤgen. Jch ſtell es aber aus zu fernerm Ueberdenken, Und will mich wiederum zum Schmuck der Blumen lenken. Ein ſanfter Glanz, ein holder Schein Begleitet, nebſt der Farben Pracht, die ſchoͤnen Blumen insgemein, Der, wenn er nebſt der Farb’ uns in die Augen dringet, Dem auch dadurch geruͤhrten Geiſt ein noch vermehrt Vergnuͤgen bringet. Von dem erquickenden Geruch, und, da ſie kuͤhl, Von dem dadurch zugleich geſchmeicheltem Gefuͤhl, Enthalt ich mich, hier was zu ſagen, Jndem mein’ Abſicht ganz allein, Von dem, wodurch die Blumen uns, durchs Auge, ſo gefaͤllig ſeyn, Was insbeſondre vorzutragen. Da dieß nun in der Form, in Farben und im Schein, Zumalen in der Sonnen Licht Beſteht; ſo laßt uns, wenn wir ſehn, Wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/470
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/470>, abgerufen am 26.05.2024.