Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
zum irdischen Vergnügen in Gott.
Beten und Danken.
Welch eine gottheitwürd'ge Liebe wird in der Ord-
nung nicht gefunden,
Da Gott allhier mit unsrer Lust und Anmuth seinen
Ruhm verbunden;
Denn dadurch, daß ihr seine Werke mit Lust und mit
Vergnügen seht,
Wird seine Weisheit, Lieb und Macht allein geehrt, allein
erhöht.
Dieß ist der wahre Gottesdienst, da Gott so sehr, daß
man ihn ehret,
Nicht (weil er unsers Ruhms nicht braucht) als unsrer
Seelen Lust begehret.
Erkennet denn die große Wahrheit! Hierinn bestehen ihre
Schranken:
Durch Beten dienen wir uns selbst, der Gottheit dient
man bloß durch Danken.


Zweifel.
D d 2
zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Beten und Danken.
Welch eine gottheitwuͤrd’ge Liebe wird in der Ord-
nung nicht gefunden,
Da Gott allhier mit unſrer Luſt und Anmuth ſeinen
Ruhm verbunden;
Denn dadurch, daß ihr ſeine Werke mit Luſt und mit
Vergnuͤgen ſeht,
Wird ſeine Weisheit, Lieb und Macht allein geehrt, allein
erhoͤht.
Dieß iſt der wahre Gottesdienſt, da Gott ſo ſehr, daß
man ihn ehret,
Nicht (weil er unſers Ruhms nicht braucht) als unſrer
Seelen Luſt begehret.
Erkennet denn die große Wahrheit! Hierinn beſtehen ihre
Schranken:
Durch Beten dienen wir uns ſelbſt, der Gottheit dient
man bloß durch Danken.


Zweifel.
D d 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0439" n="419"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">zum irdi&#x017F;chen Vergnu&#x0364;gen in Gott.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Beten und Danken.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>elch eine gottheitwu&#x0364;rd&#x2019;ge Liebe wird in der Ord-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">nung nicht gefunden,</hi> </l><lb/>
            <l>Da Gott allhier mit un&#x017F;rer Lu&#x017F;t und Anmuth &#x017F;einen</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Ruhm verbunden;</hi> </l><lb/>
            <l>Denn dadurch, daß ihr &#x017F;eine Werke mit Lu&#x017F;t und mit</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Vergnu&#x0364;gen &#x017F;eht,</hi> </l><lb/>
            <l>Wird &#x017F;eine Weisheit, Lieb und Macht allein geehrt, allein</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">erho&#x0364;ht.</hi> </l><lb/>
            <l>Dieß i&#x017F;t der wahre Gottesdien&#x017F;t, da Gott &#x017F;o &#x017F;ehr, daß</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">man ihn ehret,</hi> </l><lb/>
            <l>Nicht (weil er un&#x017F;ers Ruhms nicht braucht) als un&#x017F;rer</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Seelen Lu&#x017F;t begehret.</hi> </l><lb/>
            <l>Erkennet denn die große Wahrheit! Hierinn be&#x017F;tehen ihre</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Schranken:</hi> </l><lb/>
            <l>Durch Beten dienen wir uns &#x017F;elb&#x017F;t, der Gottheit dient</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">man bloß durch Danken.</hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">D d 2</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Zweifel.</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[419/0439] zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott. Beten und Danken. Welch eine gottheitwuͤrd’ge Liebe wird in der Ord- nung nicht gefunden, Da Gott allhier mit unſrer Luſt und Anmuth ſeinen Ruhm verbunden; Denn dadurch, daß ihr ſeine Werke mit Luſt und mit Vergnuͤgen ſeht, Wird ſeine Weisheit, Lieb und Macht allein geehrt, allein erhoͤht. Dieß iſt der wahre Gottesdienſt, da Gott ſo ſehr, daß man ihn ehret, Nicht (weil er unſers Ruhms nicht braucht) als unſrer Seelen Luſt begehret. Erkennet denn die große Wahrheit! Hierinn beſtehen ihre Schranken: Durch Beten dienen wir uns ſelbſt, der Gottheit dient man bloß durch Danken. Zweifel. D d 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/439
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/439>, abgerufen am 23.11.2024.