Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.zum irdischen Vergnügen in Gott. Jndem ich ihrer schönen Bürger geschwinden Flug, und helle Chöre Harmonisch modulirend singen und lieblich gurgeln, sch und höre. Hierüber mehrt sich mein Vergnügen und die gerührte Seele denkt, Wie liebreich der, der mir nicht nur das Aug', auch das Gehör geschenkt. Seh ich darinn zugleich so manche gefärbte Schmetter- linge fliegen, Vermehrt, an den lebendgen Blumen im Luftreich, sich noch mein Vergnügen. Darauf erblick ich hoher Berge mit Laub und Kraut be- kränzte Gipfel, Dann, theils durch junges Laub gebogner, theils lieblich blühnder Bäume Wipfel, Dann grüne Schatten niedrer Büsche, vom Schall der Nachtigall belebt, Die um ihr erst verfertigt Nestchen mit klingendem Ver- gnügen schwebt. Dann sieht mein Blick mit neuer Lust ein grünes wallend Aehrenmeer, Dann auf den bunt beblümten Wiesen, von fetter Milch und Wolle schwer, Von Kühen, Schafen und von Ziegen, von Lämmern, Ochsen und von Pferden, Die sich, um uns zu nähren, nähren, zufriedne unge- zählte Heerden. Dann seh ich, von den kühlen Bächen, die klare nimmer stille Flut, Durch Wiesen, die sie tränkt, sich schlängeln, worauf bald hier des Himmels Glut, Jn
zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott. Jndem ich ihrer ſchoͤnen Buͤrger geſchwinden Flug, und helle Choͤre Harmoniſch modulirend ſingen und lieblich gurgeln, ſch und hoͤre. Hieruͤber mehrt ſich mein Vergnuͤgen und die geruͤhrte Seele denkt, Wie liebreich der, der mir nicht nur das Aug’, auch das Gehoͤr geſchenkt. Seh ich darinn zugleich ſo manche gefaͤrbte Schmetter- linge fliegen, Vermehrt, an den lebendgen Blumen im Luftreich, ſich noch mein Vergnuͤgen. Darauf erblick ich hoher Berge mit Laub und Kraut be- kraͤnzte Gipfel, Dann, theils durch junges Laub gebogner, theils lieblich bluͤhnder Baͤume Wipfel, Dann gruͤne Schatten niedrer Buͤſche, vom Schall der Nachtigall belebt, Die um ihr erſt verfertigt Neſtchen mit klingendem Ver- gnuͤgen ſchwebt. Dann ſieht mein Blick mit neuer Luſt ein gruͤnes wallend Aehrenmeer, Dann auf den bunt bebluͤmten Wieſen, von fetter Milch und Wolle ſchwer, Von Kuͤhen, Schafen und von Ziegen, von Laͤmmern, Ochſen und von Pferden, Die ſich, um uns zu naͤhren, naͤhren, zufriedne unge- zaͤhlte Heerden. Dann ſeh ich, von den kuͤhlen Baͤchen, die klare nimmer ſtille Flut, Durch Wieſen, die ſie traͤnkt, ſich ſchlaͤngeln, worauf bald hier des Himmels Glut, Jn
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zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Jndem ich ihrer ſchoͤnen Buͤrger geſchwinden Flug, und
helle Choͤre
Harmoniſch modulirend ſingen und lieblich gurgeln, ſch
und hoͤre.
Hieruͤber mehrt ſich mein Vergnuͤgen und die geruͤhrte
Seele denkt,
Wie liebreich der, der mir nicht nur das Aug’, auch das
Gehoͤr geſchenkt.
Seh ich darinn zugleich ſo manche gefaͤrbte Schmetter-
linge fliegen,
Vermehrt, an den lebendgen Blumen im Luftreich, ſich
noch mein Vergnuͤgen.
Darauf erblick ich hoher Berge mit Laub und Kraut be-
kraͤnzte Gipfel,
Dann, theils durch junges Laub gebogner, theils lieblich
bluͤhnder Baͤume Wipfel,
Dann gruͤne Schatten niedrer Buͤſche, vom Schall der
Nachtigall belebt,
Die um ihr erſt verfertigt Neſtchen mit klingendem Ver-
gnuͤgen ſchwebt.
Dann ſieht mein Blick mit neuer Luſt ein gruͤnes wallend
Aehrenmeer,
Dann auf den bunt bebluͤmten Wieſen, von fetter Milch
und Wolle ſchwer,
Von Kuͤhen, Schafen und von Ziegen, von Laͤmmern,
Ochſen und von Pferden,
Die ſich, um uns zu naͤhren, naͤhren, zufriedne unge-
zaͤhlte Heerden.
Dann ſeh ich, von den kuͤhlen Baͤchen, die klare nimmer
ſtille Flut,
Durch Wieſen, die ſie traͤnkt, ſich ſchlaͤngeln, worauf
bald hier des Himmels Glut,
Jn
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