Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Gedichte
Die schöne Welt.
Mein Gott, laß meine Seele doch, durch deiner Krea-
turen Zier,
Wovon so Erd' als Himmel voll, in dir gefälligem Ver-
gnügen,
Voll heiliger Betrachtung jetzt und voll Bewundrung,
sich zu dir,
Mit Loben und mit Danken, fügen!
Jch seh den hellen Himmel an. Erquickt durch sein ent-
wölket Licht,
Das, wie aus einem hellen Born, aus der beflammten
Sonne quillet,
Und durch der Stralen feurig Meer des Firmamentes
Tiefen füllet,
Bewundr' ich nicht nur dieses Wunder; auch mein von
Gott geschenkt Gesicht,
Das sich am Licht, auch an den Schätzen, die es uns zeigt,
ergetzt und nähret,
Und billig den, der jenes schuf und dieß mir schenket,
preist und ehret.
Drauf senk ich Blick und Geist herab, um, an der Erden
bunten Schätzen,
Vom Licht gezeuget und gezeigt, mich, durch die Augen,
zu ergetzen.
Bevor ich nun herab gelange, durchdringt mein Blick
das Reich der Luft,
Jn welchem mir ein neu Vergnügen, mich etwas aufzu-
halten, ruft,
Jn-
Vermiſchte Gedichte
Die ſchoͤne Welt.
Mein Gott, laß meine Seele doch, durch deiner Krea-
turen Zier,
Wovon ſo Erd’ als Himmel voll, in dir gefaͤlligem Ver-
gnuͤgen,
Voll heiliger Betrachtung jetzt und voll Bewundrung,
ſich zu dir,
Mit Loben und mit Danken, fuͤgen!
Jch ſeh den hellen Himmel an. Erquickt durch ſein ent-
woͤlket Licht,
Das, wie aus einem hellen Born, aus der beflammten
Sonne quillet,
Und durch der Stralen feurig Meer des Firmamentes
Tiefen fuͤllet,
Bewundr’ ich nicht nur dieſes Wunder; auch mein von
Gott geſchenkt Geſicht,
Das ſich am Licht, auch an den Schaͤtzen, die es uns zeigt,
ergetzt und naͤhret,
Und billig den, der jenes ſchuf und dieß mir ſchenket,
preiſt und ehret.
Drauf ſenk ich Blick und Geiſt herab, um, an der Erden
bunten Schaͤtzen,
Vom Licht gezeuget und gezeigt, mich, durch die Augen,
zu ergetzen.
Bevor ich nun herab gelange, durchdringt mein Blick
das Reich der Luft,
Jn welchem mir ein neu Vergnuͤgen, mich etwas aufzu-
halten, ruft,
Jn-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0350" n="330"/>
        <fw place="top" type="header">Vermi&#x017F;chte Gedichte</fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Die &#x017F;cho&#x0364;ne Welt.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">M</hi>ein Gott, laß meine Seele doch, durch deiner Krea-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">turen Zier,</hi> </l><lb/>
            <l>Wovon &#x017F;o Erd&#x2019; als Himmel voll, in dir gefa&#x0364;lligem Ver-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">gnu&#x0364;gen,</hi> </l><lb/>
            <l>Voll heiliger Betrachtung jetzt und voll Bewundrung,</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;ich zu dir,</hi> </l><lb/>
            <l>Mit Loben und mit Danken, fu&#x0364;gen!</l><lb/>
            <l>Jch &#x017F;eh den hellen Himmel an. Erquickt durch &#x017F;ein ent-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">wo&#x0364;lket Licht,</hi> </l><lb/>
            <l>Das, wie aus einem hellen Born, aus der beflammten</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Sonne quillet,</hi> </l><lb/>
            <l>Und durch der Stralen feurig Meer des Firmamentes</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Tiefen fu&#x0364;llet,</hi> </l><lb/>
            <l>Bewundr&#x2019; ich nicht nur die&#x017F;es Wunder; auch mein von</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Gott ge&#x017F;chenkt Ge&#x017F;icht,</hi> </l><lb/>
            <l>Das &#x017F;ich am Licht, auch an den Scha&#x0364;tzen, die es uns zeigt,</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">ergetzt und na&#x0364;hret,</hi> </l><lb/>
            <l>Und billig den, der jenes &#x017F;chuf und dieß mir &#x017F;chenket,</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">prei&#x017F;t und ehret.</hi> </l><lb/>
            <l>Drauf &#x017F;enk ich Blick und Gei&#x017F;t herab, um, an der Erden</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">bunten Scha&#x0364;tzen,</hi> </l><lb/>
            <l>Vom Licht gezeuget und gezeigt, mich, durch die Augen,</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">zu ergetzen.</hi> </l><lb/>
            <l>Bevor ich nun herab gelange, durchdringt mein Blick</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">das Reich der Luft,</hi> </l><lb/>
            <l>Jn welchem mir ein neu Vergnu&#x0364;gen, mich etwas aufzu-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">halten, ruft,</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Jn-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[330/0350] Vermiſchte Gedichte Die ſchoͤne Welt. Mein Gott, laß meine Seele doch, durch deiner Krea- turen Zier, Wovon ſo Erd’ als Himmel voll, in dir gefaͤlligem Ver- gnuͤgen, Voll heiliger Betrachtung jetzt und voll Bewundrung, ſich zu dir, Mit Loben und mit Danken, fuͤgen! Jch ſeh den hellen Himmel an. Erquickt durch ſein ent- woͤlket Licht, Das, wie aus einem hellen Born, aus der beflammten Sonne quillet, Und durch der Stralen feurig Meer des Firmamentes Tiefen fuͤllet, Bewundr’ ich nicht nur dieſes Wunder; auch mein von Gott geſchenkt Geſicht, Das ſich am Licht, auch an den Schaͤtzen, die es uns zeigt, ergetzt und naͤhret, Und billig den, der jenes ſchuf und dieß mir ſchenket, preiſt und ehret. Drauf ſenk ich Blick und Geiſt herab, um, an der Erden bunten Schaͤtzen, Vom Licht gezeuget und gezeigt, mich, durch die Augen, zu ergetzen. Bevor ich nun herab gelange, durchdringt mein Blick das Reich der Luft, Jn welchem mir ein neu Vergnuͤgen, mich etwas aufzu- halten, ruft, Jn-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/350
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/350>, abgerufen am 24.04.2024.