Und dieß glaub ich, daß es liege An des Goldes Seltenheit: Hätt' es jeder zur Genüge; Schwände seine Nutzbarkeit. Wenn ich dieses recht betrachte, Und auf die Verändrung achte; Pflicht' ich auch der Meynung bey, Daß kein Gold zu machen sey.
Großer Geber aller Gaben, Herr, dem alles zugehört, Gieb, wenn wir die Nothdurft haben, Die dein' Hand, durchs Gold, beschert, Daß wir es mit Dank empfangen, Und mit Unrecht nichts verlangen, Da du jedem. den du liebst, Sein bescheiden Theil ja giebst.
Das Ku- pfer.
Da wir also, Gott zu Ehren, Gold und Silber angesehn; Müssen wir, mit unsern Lehren, Nunmehr auch zum Kupfer gehn: Welches jenen zwar nicht gleichet, Und an ihren Werth nicht reichet, Doch, wiewohl in minderm Grad, Auch viel Herrlichs in sich hat.
Es ist ein Metall, das dichte, Das sich unterm Hammer beugt, Dessen Körper uns im Lichte Eine falbe Röthe zeigt, Das, durchs Feur geschmolzen, fließet, Da man es wie Wasser gießet: Das sehr helle tönt und klingt; Aber das die Glut doch zwingt.
Denn,
Betrachtungen
Und dieß glaub ich, daß es liege An des Goldes Seltenheit: Haͤtt’ es jeder zur Genuͤge; Schwaͤnde ſeine Nutzbarkeit. Wenn ich dieſes recht betrachte, Und auf die Veraͤndrung achte; Pflicht’ ich auch der Meynung bey, Daß kein Gold zu machen ſey.
Großer Geber aller Gaben, Herr, dem alles zugehoͤrt, Gieb, wenn wir die Nothdurft haben, Die dein’ Hand, durchs Gold, beſchert, Daß wir es mit Dank empfangen, Und mit Unrecht nichts verlangen, Da du jedem. den du liebſt, Sein beſcheiden Theil ja giebſt.
Das Ku- pfer. ♀
Da wir alſo, Gott zu Ehren, Gold und Silber angeſehn; Muͤſſen wir, mit unſern Lehren, Nunmehr auch zum Kupfer gehn: Welches jenen zwar nicht gleichet, Und an ihren Werth nicht reichet, Doch, wiewohl in minderm Grad, Auch viel Herrlichs in ſich hat.
Es iſt ein Metall, das dichte, Das ſich unterm Hammer beugt, Deſſen Koͤrper uns im Lichte Eine falbe Roͤthe zeigt, Das, durchs Feur geſchmolzen, fließet, Da man es wie Waſſer gießet: Das ſehr helle toͤnt und klingt; Aber das die Glut doch zwingt.
Denn,
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Betrachtungen
Und dieß glaub ich, daß es liege
An des Goldes Seltenheit:
Haͤtt’ es jeder zur Genuͤge;
Schwaͤnde ſeine Nutzbarkeit.
Wenn ich dieſes recht betrachte,
Und auf die Veraͤndrung achte;
Pflicht’ ich auch der Meynung bey,
Daß kein Gold zu machen ſey.
Großer Geber aller Gaben,
Herr, dem alles zugehoͤrt,
Gieb, wenn wir die Nothdurft haben,
Die dein’ Hand, durchs Gold, beſchert,
Daß wir es mit Dank empfangen,
Und mit Unrecht nichts verlangen,
Da du jedem. den du liebſt,
Sein beſcheiden Theil ja giebſt.
Da wir alſo, Gott zu Ehren,
Gold und Silber angeſehn;
Muͤſſen wir, mit unſern Lehren,
Nunmehr auch zum Kupfer gehn:
Welches jenen zwar nicht gleichet,
Und an ihren Werth nicht reichet,
Doch, wiewohl in minderm Grad,
Auch viel Herrlichs in ſich hat.
Es iſt ein Metall, das dichte,
Das ſich unterm Hammer beugt,
Deſſen Koͤrper uns im Lichte
Eine falbe Roͤthe zeigt,
Das, durchs Feur geſchmolzen, fließet,
Da man es wie Waſſer gießet:
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Aber das die Glut doch zwingt.
Denn,
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/32>, abgerufen am 16.07.2024.
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