Eh wir bey dem Nutzen bleiben, Lasset uns, so wie das Gold, Auch das Silber erst beschreiben, Dem die Welt nicht minder hold. Diese zwey sind ihre Götter, Jhre Zuflucht und Erretter. Gold und Silber wird geacht't, Und auf Gott wird kaum gedacht.
Das Sil- ber.
Silber, wenn es auserlesen Und von allem Zusatz rein, Jst ein weiß metallisch Wesen, Helle, wie des Mondes Schein. Das geziehg' ist, und doch klinget, Hart, doch wenn's die Glut durchdringet, Schmilzt es: doch ist es so fest, Und erträgt, wie Gold, den Test.
Ob nun gleich in Arzeneyen Gold und Silber wenig nützt, Und es meistens Pralereyen, Was die Meynung unterstützt; Dennoch ist es kaum zu gläuben, Und nicht möglich, zu beschreiben, Was für Gutes auf der Welt Wird gewirkt durch Gold und Geld.
Könnte wohl auf dieser Erden Der nie gnug gerühmte Fleiß Besser angespornet werden, Als durchs Geldes Werth und Preis? Nichtes könnte man erdenken, Das, Verdienste zu beschenken Und zu reizen mehr und mehr, Besser und geschickter wär.
Aller
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uͤber das Reich der Metalle.
Eh wir bey dem Nutzen bleiben, Laſſet uns, ſo wie das Gold, Auch das Silber erſt beſchreiben, Dem die Welt nicht minder hold. Dieſe zwey ſind ihre Goͤtter, Jhre Zuflucht und Erretter. Gold und Silber wird geacht’t, Und auf Gott wird kaum gedacht.
Das Sil- ber. ☽
Silber, wenn es auserleſen Und von allem Zuſatz rein, Jſt ein weiß metalliſch Weſen, Helle, wie des Mondes Schein. Das geziehg’ iſt, und doch klinget, Hart, doch wenn’s die Glut durchdringet, Schmilzt es: doch iſt es ſo feſt, Und ertraͤgt, wie Gold, den Teſt.
Ob nun gleich in Arzeneyen Gold und Silber wenig nuͤtzt, Und es meiſtens Pralereyen, Was die Meynung unterſtuͤtzt; Dennoch iſt es kaum zu glaͤuben, Und nicht moͤglich, zu beſchreiben, Was fuͤr Gutes auf der Welt Wird gewirkt durch Gold und Geld.
Koͤnnte wohl auf dieſer Erden Der nie gnug geruͤhmte Fleiß Beſſer angeſpornet werden, Als durchs Geldes Werth und Preis? Nichtes koͤnnte man erdenken, Das, Verdienſte zu beſchenken Und zu reizen mehr und mehr, Beſſer und geſchickter waͤr.
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uͤber das Reich der Metalle.
Eh wir bey dem Nutzen bleiben,
Laſſet uns, ſo wie das Gold,
Auch das Silber erſt beſchreiben,
Dem die Welt nicht minder hold.
Dieſe zwey ſind ihre Goͤtter,
Jhre Zuflucht und Erretter.
Gold und Silber wird geacht’t,
Und auf Gott wird kaum gedacht.
Silber, wenn es auserleſen
Und von allem Zuſatz rein,
Jſt ein weiß metalliſch Weſen,
Helle, wie des Mondes Schein.
Das geziehg’ iſt, und doch klinget,
Hart, doch wenn’s die Glut durchdringet,
Schmilzt es: doch iſt es ſo feſt,
Und ertraͤgt, wie Gold, den Teſt.
Ob nun gleich in Arzeneyen
Gold und Silber wenig nuͤtzt,
Und es meiſtens Pralereyen,
Was die Meynung unterſtuͤtzt;
Dennoch iſt es kaum zu glaͤuben,
Und nicht moͤglich, zu beſchreiben,
Was fuͤr Gutes auf der Welt
Wird gewirkt durch Gold und Geld.
Koͤnnte wohl auf dieſer Erden
Der nie gnug geruͤhmte Fleiß
Beſſer angeſpornet werden,
Als durchs Geldes Werth und Preis?
Nichtes koͤnnte man erdenken,
Das, Verdienſte zu beſchenken
Und zu reizen mehr und mehr,
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/29>, abgerufen am 16.07.2024.
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