Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
über das Reich der Metalle.
Eh wir bey dem Nutzen bleiben,
Lasset uns, so wie das Gold,
Auch das Silber erst beschreiben,
Dem die Welt nicht minder hold.
Diese zwey sind ihre Götter,
Jhre Zuflucht und Erretter.
Gold und Silber wird geacht't,
Und auf Gott wird kaum gedacht.
Das
Sil-
ber.
Silber, wenn es auserlesen
Und von allem Zusatz rein,
Jst ein weiß metallisch Wesen,
Helle, wie des Mondes Schein.
Das geziehg' ist, und doch klinget,
Hart, doch wenn's die Glut durchdringet,
Schmilzt es: doch ist es so fest,
Und erträgt, wie Gold, den Test.
Ob nun gleich in Arzeneyen
Gold und Silber wenig nützt,
Und es meistens Pralereyen,
Was die Meynung unterstützt;
Dennoch ist es kaum zu gläuben,
Und nicht möglich, zu beschreiben,
Was für Gutes auf der Welt
Wird gewirkt durch Gold und Geld.
Könnte wohl auf dieser Erden
Der nie gnug gerühmte Fleiß
Besser angespornet werden,
Als durchs Geldes Werth und Preis?
Nichtes könnte man erdenken,
Das, Verdienste zu beschenken
Und zu reizen mehr und mehr,
Besser und geschickter wär.
Aller
A 5
uͤber das Reich der Metalle.
Eh wir bey dem Nutzen bleiben,
Laſſet uns, ſo wie das Gold,
Auch das Silber erſt beſchreiben,
Dem die Welt nicht minder hold.
Dieſe zwey ſind ihre Goͤtter,
Jhre Zuflucht und Erretter.
Gold und Silber wird geacht’t,
Und auf Gott wird kaum gedacht.
Das
Sil-
ber.
Silber, wenn es auserleſen
Und von allem Zuſatz rein,
Jſt ein weiß metalliſch Weſen,
Helle, wie des Mondes Schein.
Das geziehg’ iſt, und doch klinget,
Hart, doch wenn’s die Glut durchdringet,
Schmilzt es: doch iſt es ſo feſt,
Und ertraͤgt, wie Gold, den Teſt.
Ob nun gleich in Arzeneyen
Gold und Silber wenig nuͤtzt,
Und es meiſtens Pralereyen,
Was die Meynung unterſtuͤtzt;
Dennoch iſt es kaum zu glaͤuben,
Und nicht moͤglich, zu beſchreiben,
Was fuͤr Gutes auf der Welt
Wird gewirkt durch Gold und Geld.
Koͤnnte wohl auf dieſer Erden
Der nie gnug geruͤhmte Fleiß
Beſſer angeſpornet werden,
Als durchs Geldes Werth und Preis?
Nichtes koͤnnte man erdenken,
Das, Verdienſte zu beſchenken
Und zu reizen mehr und mehr,
Beſſer und geſchickter waͤr.
Aller
A 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0029" n="9"/>
        <fw place="top" type="header">u&#x0364;ber das Reich der Metalle.</fw><lb/>
        <lg n="28">
          <l>Eh wir bey dem Nutzen bleiben,</l><lb/>
          <l>La&#x017F;&#x017F;et uns, &#x017F;o wie das Gold,</l><lb/>
          <l>Auch das Silber er&#x017F;t be&#x017F;chreiben,</l><lb/>
          <l>Dem die Welt nicht minder hold.</l><lb/>
          <l>Die&#x017F;e zwey &#x017F;ind ihre Go&#x0364;tter,</l><lb/>
          <l>Jhre Zuflucht und Erretter.</l><lb/>
          <l>Gold und Silber wird geacht&#x2019;t,</l><lb/>
          <l>Und auf Gott wird kaum gedacht.</l>
        </lg><lb/>
        <note place="left">Das<lb/>
Sil-<lb/>
ber.<lb/>
&#x263D;</note>
        <lg n="29">
          <l>Silber, wenn es auserle&#x017F;en</l><lb/>
          <l>Und von allem Zu&#x017F;atz rein,</l><lb/>
          <l>J&#x017F;t ein weiß metalli&#x017F;ch We&#x017F;en,</l><lb/>
          <l>Helle, wie des Mondes Schein.</l><lb/>
          <l>Das geziehg&#x2019; i&#x017F;t, und doch klinget,</l><lb/>
          <l>Hart, doch wenn&#x2019;s die Glut durchdringet,</l><lb/>
          <l>Schmilzt es: doch i&#x017F;t es &#x017F;o fe&#x017F;t,</l><lb/>
          <l>Und ertra&#x0364;gt, wie Gold, den Te&#x017F;t.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="30">
          <l>Ob nun gleich in Arzeneyen</l><lb/>
          <l>Gold und Silber wenig nu&#x0364;tzt,</l><lb/>
          <l>Und es mei&#x017F;tens Pralereyen,</l><lb/>
          <l>Was die Meynung unter&#x017F;tu&#x0364;tzt;</l><lb/>
          <l>Dennoch i&#x017F;t es kaum zu gla&#x0364;uben,</l><lb/>
          <l>Und nicht mo&#x0364;glich, zu be&#x017F;chreiben,</l><lb/>
          <l>Was fu&#x0364;r Gutes auf der Welt</l><lb/>
          <l>Wird gewirkt durch Gold und Geld.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="31">
          <l>Ko&#x0364;nnte wohl auf die&#x017F;er Erden</l><lb/>
          <l>Der nie gnug geru&#x0364;hmte Fleiß</l><lb/>
          <l>Be&#x017F;&#x017F;er ange&#x017F;pornet werden,</l><lb/>
          <l>Als durchs Geldes Werth und Preis?</l><lb/>
          <l>Nichtes ko&#x0364;nnte man erdenken,</l><lb/>
          <l>Das, Verdien&#x017F;te zu be&#x017F;chenken</l><lb/>
          <l>Und zu reizen mehr und mehr,</l><lb/>
          <l>Be&#x017F;&#x017F;er und ge&#x017F;chickter wa&#x0364;r.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">A 5</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Aller</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[9/0029] uͤber das Reich der Metalle. Eh wir bey dem Nutzen bleiben, Laſſet uns, ſo wie das Gold, Auch das Silber erſt beſchreiben, Dem die Welt nicht minder hold. Dieſe zwey ſind ihre Goͤtter, Jhre Zuflucht und Erretter. Gold und Silber wird geacht’t, Und auf Gott wird kaum gedacht. Silber, wenn es auserleſen Und von allem Zuſatz rein, Jſt ein weiß metalliſch Weſen, Helle, wie des Mondes Schein. Das geziehg’ iſt, und doch klinget, Hart, doch wenn’s die Glut durchdringet, Schmilzt es: doch iſt es ſo feſt, Und ertraͤgt, wie Gold, den Teſt. Ob nun gleich in Arzeneyen Gold und Silber wenig nuͤtzt, Und es meiſtens Pralereyen, Was die Meynung unterſtuͤtzt; Dennoch iſt es kaum zu glaͤuben, Und nicht moͤglich, zu beſchreiben, Was fuͤr Gutes auf der Welt Wird gewirkt durch Gold und Geld. Koͤnnte wohl auf dieſer Erden Der nie gnug geruͤhmte Fleiß Beſſer angeſpornet werden, Als durchs Geldes Werth und Preis? Nichtes koͤnnte man erdenken, Das, Verdienſte zu beſchenken Und zu reizen mehr und mehr, Beſſer und geſchickter waͤr. Aller A 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/29
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/29>, abgerufen am 19.04.2024.