Der Same zeuget nicht allein, die Mutter muß denselben hegen, Neun Monden unterm Herzen tragen, und muß es noch viel Jahre pflegen. Die Thiere, die vier Füße haben, sind auch zwar lang' in ihren Müttern, Doch können sie, wenn sie gebohren, bald gehen und sich selber füttern. Die Vögel bringen außerm Leib', in Eyern, ihre Frucht zum Stande, Doch müssen sie sie lange Zeit, mit vieler Müh', be- sitzen, brüten, Sie Tag und Nacht mit sich bedecken, erwärmen, spei- sen und behüten. Die Fische lassen ihren Rögen nur auf dem Wasser oder Sande, Befassen sich mit ihm nicht ferner. Das Ungeziefer (außer dem, Das lebendige Thier' hervorbringt, die es auf kurze Zeit ernährt) Legt ebenfalls die Eyer ab, und stets an Oertern, die bequem, Nachdem sie selbe wohl verwahrt, doch (welches recht betrachtungswerth,) Hat Gott denjenigen, die fliegen, die Eigenschaft annoch beschert, Daß Männ- und Weibchen sich vermischen. Noch min- dern in geringerm Grad Jst mitgetheilt, daß einerley Geschlecht, so viel man noch gefunden, Und bey genauer Untersuchung bis diese Zeit bemerket hat,
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uͤber das Reich der Thiere.
Der Same zeuget nicht allein, die Mutter muß denſelben hegen, Neun Monden unterm Herzen tragen, und muß es noch viel Jahre pflegen. Die Thiere, die vier Fuͤße haben, ſind auch zwar lang’ in ihren Muͤttern, Doch koͤnnen ſie, wenn ſie gebohren, bald gehen und ſich ſelber fuͤttern. Die Voͤgel bringen außerm Leib’, in Eyern, ihre Frucht zum Stande, Doch muͤſſen ſie ſie lange Zeit, mit vieler Muͤh’, be- ſitzen, bruͤten, Sie Tag und Nacht mit ſich bedecken, erwaͤrmen, ſpei- ſen und behuͤten. Die Fiſche laſſen ihren Roͤgen nur auf dem Waſſer oder Sande, Befaſſen ſich mit ihm nicht ferner. Das Ungeziefer (außer dem, Das lebendige Thier’ hervorbringt, die es auf kurze Zeit ernaͤhrt) Legt ebenfalls die Eyer ab, und ſtets an Oertern, die bequem, Nachdem ſie ſelbe wohl verwahrt, doch (welches recht betrachtungswerth,) Hat Gott denjenigen, die fliegen, die Eigenſchaft annoch beſchert, Daß Maͤnn- und Weibchen ſich vermiſchen. Noch min- dern in geringerm Grad Jſt mitgetheilt, daß einerley Geſchlecht, ſo viel man noch gefunden, Und bey genauer Unterſuchung bis dieſe Zeit bemerket hat,
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uͤber das Reich der Thiere.
Der Same zeuget nicht allein, die Mutter muß denſelben
hegen,
Neun Monden unterm Herzen tragen, und muß es noch
viel Jahre pflegen.
Die Thiere, die vier Fuͤße haben, ſind auch zwar lang’
in ihren Muͤttern,
Doch koͤnnen ſie, wenn ſie gebohren, bald gehen und ſich
ſelber fuͤttern.
Die Voͤgel bringen außerm Leib’, in Eyern, ihre Frucht
zum Stande,
Doch muͤſſen ſie ſie lange Zeit, mit vieler Muͤh’, be-
ſitzen, bruͤten,
Sie Tag und Nacht mit ſich bedecken, erwaͤrmen, ſpei-
ſen und behuͤten.
Die Fiſche laſſen ihren Roͤgen nur auf dem Waſſer oder
Sande,
Befaſſen ſich mit ihm nicht ferner. Das Ungeziefer
(außer dem,
Das lebendige Thier’ hervorbringt, die es auf kurze
Zeit ernaͤhrt)
Legt ebenfalls die Eyer ab, und ſtets an Oertern, die
bequem,
Nachdem ſie ſelbe wohl verwahrt, doch (welches recht
betrachtungswerth,)
Hat Gott denjenigen, die fliegen, die Eigenſchaft annoch
beſchert,
Daß Maͤnn- und Weibchen ſich vermiſchen. Noch min-
dern in geringerm Grad
Jſt mitgetheilt, daß einerley Geſchlecht, ſo viel man noch
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/253>, abgerufen am 16.07.2024.
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