Diese Frucht ist zärt- und niedlich, Und von Fleisch gelind und weich. Jhre Farb ist unterschiedlich, Die Figur den Birnen gleich. Klein und kurz sind ihre Stiele, Weißlichgrün sind ihrer viele, Wenn wir andre röthlich, braun, Blau und purpurfärbig schaun.
Wie die Erdbeer' auswerts zeigen Kleine gelbe Körnerlein: Also sieht man, daß in Feigen Kleine güldne Körner seyn, Welche beyd' im Rothen glühen, Und die Augen auf sich ziehen; Dieß dient dem Gesicht zur Lust, So wie der Geschmack der Brust.
Aus verschiednen fremden Reichen Kommen sie im Ueberfluß. Welschland, Spanien, imgleichen Frankreich schickt sie zum Genuß. Von so sehr verschiednen Orten Kommen vieler Feigen Sorten. Doch, zum lieblichen Gebrauch, Wachsen sie in Deutschland auch.
Man sieht aus den bloßen Zweigen Ohne Laub, ja ohne Blüt Diese schöne Früchte steigen, Das man sonst an keinen sieht; Aus des Holzes harten Rinden Drengen sie sich, wie wir finden. Von dem Reichthum der Natur Zeigt dieß eine neue Spur.
Auch
Betrachtungen
Dieſe Frucht iſt zaͤrt- und niedlich, Und von Fleiſch gelind und weich. Jhre Farb iſt unterſchiedlich, Die Figur den Birnen gleich. Klein und kurz ſind ihre Stiele, Weißlichgruͤn ſind ihrer viele, Wenn wir andre roͤthlich, braun, Blau und purpurfaͤrbig ſchaun.
Wie die Erdbeer’ auswerts zeigen Kleine gelbe Koͤrnerlein: Alſo ſieht man, daß in Feigen Kleine guͤldne Koͤrner ſeyn, Welche beyd’ im Rothen gluͤhen, Und die Augen auf ſich ziehen; Dieß dient dem Geſicht zur Luſt, So wie der Geſchmack der Bruſt.
Aus verſchiednen fremden Reichen Kommen ſie im Ueberfluß. Welſchland, Spanien, imgleichen Frankreich ſchickt ſie zum Genuß. Von ſo ſehr verſchiednen Orten Kommen vieler Feigen Sorten. Doch, zum lieblichen Gebrauch, Wachſen ſie in Deutſchland auch.
Man ſieht aus den bloßen Zweigen Ohne Laub, ja ohne Bluͤt Dieſe ſchoͤne Fruͤchte ſteigen, Das man ſonſt an keinen ſieht; Aus des Holzes harten Rinden Drengen ſie ſich, wie wir finden. Von dem Reichthum der Natur Zeigt dieß eine neue Spur.
Auch
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Betrachtungen
Dieſe Frucht iſt zaͤrt- und niedlich,
Und von Fleiſch gelind und weich.
Jhre Farb iſt unterſchiedlich,
Die Figur den Birnen gleich.
Klein und kurz ſind ihre Stiele,
Weißlichgruͤn ſind ihrer viele,
Wenn wir andre roͤthlich, braun,
Blau und purpurfaͤrbig ſchaun.
Wie die Erdbeer’ auswerts zeigen
Kleine gelbe Koͤrnerlein:
Alſo ſieht man, daß in Feigen
Kleine guͤldne Koͤrner ſeyn,
Welche beyd’ im Rothen gluͤhen,
Und die Augen auf ſich ziehen;
Dieß dient dem Geſicht zur Luſt,
So wie der Geſchmack der Bruſt.
Aus verſchiednen fremden Reichen
Kommen ſie im Ueberfluß.
Welſchland, Spanien, imgleichen
Frankreich ſchickt ſie zum Genuß.
Von ſo ſehr verſchiednen Orten
Kommen vieler Feigen Sorten.
Doch, zum lieblichen Gebrauch,
Wachſen ſie in Deutſchland auch.
Man ſieht aus den bloßen Zweigen
Ohne Laub, ja ohne Bluͤt
Dieſe ſchoͤne Fruͤchte ſteigen,
Das man ſonſt an keinen ſieht;
Aus des Holzes harten Rinden
Drengen ſie ſich, wie wir finden.
Von dem Reichthum der Natur
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/190>, abgerufen am 16.02.2025.
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