Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
Betrachtungen
Auf wie viele Weis' und Arten
Dienen sie den Menschen nicht?
Zu Gemüsen, Suppen, Tarten
Werden Pflaumen zugericht,
Sammt den Zwetschen und Brunellen.
Hieraus wird nun leicht erhellen,
Daß es recht, wenn für die Frucht
Man auch Gott zu preisen sucht.
Gott! du zeigst in allen Früchten
Weisheit, Lieb und Allmacht an.
Wer ist, der sie einzurichten,
Außer dir, vermag, noch kann?
Wenn wir Pflaumen sehn und essen,
Laßt uns dieses nicht vergessen:
Daß man billig im Genuß
Froh seyn, und dir danken muß.
Kir-
schen.
Laßt uns ferner, voller Freuden,
Und mit Dank erfüllter Brust,
Augen und Gedanken weiden
Auch an Kirschen! und mit Lust
Jhre Säurlichkeit und Menge,
Jhr Rubinen gleich Gepränge,
Das auf manche Weise schön,
Aus gerührter Seele sehn!
Wird man nicht, bey heiterm Wetter,
Jn der glatten Kirschen Pracht,
Wenn sie durch die grünen Blätter
Funkeln, gleichsam angelacht?
Sonderlich wenn sie sich schmücken
Mit den kleinen weißen Blicken,
Da man auf der glatten Haut
Kleine Sonnenbilder schaut.
Es
Betrachtungen
Auf wie viele Weiſ’ und Arten
Dienen ſie den Menſchen nicht?
Zu Gemuͤſen, Suppen, Tarten
Werden Pflaumen zugericht,
Sammt den Zwetſchen und Brunellen.
Hieraus wird nun leicht erhellen,
Daß es recht, wenn fuͤr die Frucht
Man auch Gott zu preiſen ſucht.
Gott! du zeigſt in allen Fruͤchten
Weisheit, Lieb und Allmacht an.
Wer iſt, der ſie einzurichten,
Außer dir, vermag, noch kann?
Wenn wir Pflaumen ſehn und eſſen,
Laßt uns dieſes nicht vergeſſen:
Daß man billig im Genuß
Froh ſeyn, und dir danken muß.
Kir-
ſchen.
Laßt uns ferner, voller Freuden,
Und mit Dank erfuͤllter Bruſt,
Augen und Gedanken weiden
Auch an Kirſchen! und mit Luſt
Jhre Saͤurlichkeit und Menge,
Jhr Rubinen gleich Gepraͤnge,
Das auf manche Weiſe ſchoͤn,
Aus geruͤhrter Seele ſehn!
Wird man nicht, bey heiterm Wetter,
Jn der glatten Kirſchen Pracht,
Wenn ſie durch die gruͤnen Blaͤtter
Funkeln, gleichſam angelacht?
Sonderlich wenn ſie ſich ſchmuͤcken
Mit den kleinen weißen Blicken,
Da man auf der glatten Haut
Kleine Sonnenbilder ſchaut.
Es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0184" n="164"/>
        <fw place="top" type="header">Betrachtungen</fw><lb/>
        <lg n="638">
          <l>Auf wie viele Wei&#x017F;&#x2019; und Arten</l><lb/>
          <l>Dienen &#x017F;ie den Men&#x017F;chen nicht?</l><lb/>
          <l>Zu Gemu&#x0364;&#x017F;en, Suppen, Tarten</l><lb/>
          <l>Werden Pflaumen zugericht,</l><lb/>
          <l>Sammt den Zwet&#x017F;chen und Brunellen.</l><lb/>
          <l>Hieraus wird nun leicht erhellen,</l><lb/>
          <l>Daß es recht, wenn fu&#x0364;r die Frucht</l><lb/>
          <l>Man auch Gott zu prei&#x017F;en &#x017F;ucht.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="639">
          <l>Gott! du zeig&#x017F;t in allen Fru&#x0364;chten</l><lb/>
          <l>Weisheit, Lieb und Allmacht an.</l><lb/>
          <l>Wer i&#x017F;t, der &#x017F;ie einzurichten,</l><lb/>
          <l>Außer dir, vermag, noch kann?</l><lb/>
          <l>Wenn wir Pflaumen &#x017F;ehn und e&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
          <l>Laßt uns die&#x017F;es nicht verge&#x017F;&#x017F;en:</l><lb/>
          <l>Daß man billig im Genuß</l><lb/>
          <l>Froh &#x017F;eyn, und dir danken muß.</l>
        </lg><lb/>
        <note place="left">Kir-<lb/>
&#x017F;chen.</note>
        <lg n="640">
          <l>Laßt uns ferner, voller Freuden,</l><lb/>
          <l>Und mit Dank erfu&#x0364;llter Bru&#x017F;t,</l><lb/>
          <l>Augen und Gedanken weiden</l><lb/>
          <l>Auch an Kir&#x017F;chen! und mit Lu&#x017F;t</l><lb/>
          <l>Jhre Sa&#x0364;urlichkeit und Menge,</l><lb/>
          <l>Jhr Rubinen gleich Gepra&#x0364;nge,</l><lb/>
          <l>Das auf manche Wei&#x017F;e &#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
          <l>Aus geru&#x0364;hrter Seele &#x017F;ehn!</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="641">
          <l>Wird man nicht, bey heiterm Wetter,</l><lb/>
          <l>Jn der glatten Kir&#x017F;chen Pracht,</l><lb/>
          <l>Wenn &#x017F;ie durch die gru&#x0364;nen Bla&#x0364;tter</l><lb/>
          <l>Funkeln, gleich&#x017F;am angelacht?</l><lb/>
          <l>Sonderlich wenn &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;chmu&#x0364;cken</l><lb/>
          <l>Mit den kleinen weißen Blicken,</l><lb/>
          <l>Da man auf der glatten Haut</l><lb/>
          <l>Kleine Sonnenbilder &#x017F;chaut.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[164/0184] Betrachtungen Auf wie viele Weiſ’ und Arten Dienen ſie den Menſchen nicht? Zu Gemuͤſen, Suppen, Tarten Werden Pflaumen zugericht, Sammt den Zwetſchen und Brunellen. Hieraus wird nun leicht erhellen, Daß es recht, wenn fuͤr die Frucht Man auch Gott zu preiſen ſucht. Gott! du zeigſt in allen Fruͤchten Weisheit, Lieb und Allmacht an. Wer iſt, der ſie einzurichten, Außer dir, vermag, noch kann? Wenn wir Pflaumen ſehn und eſſen, Laßt uns dieſes nicht vergeſſen: Daß man billig im Genuß Froh ſeyn, und dir danken muß. Laßt uns ferner, voller Freuden, Und mit Dank erfuͤllter Bruſt, Augen und Gedanken weiden Auch an Kirſchen! und mit Luſt Jhre Saͤurlichkeit und Menge, Jhr Rubinen gleich Gepraͤnge, Das auf manche Weiſe ſchoͤn, Aus geruͤhrter Seele ſehn! Wird man nicht, bey heiterm Wetter, Jn der glatten Kirſchen Pracht, Wenn ſie durch die gruͤnen Blaͤtter Funkeln, gleichſam angelacht? Sonderlich wenn ſie ſich ſchmuͤcken Mit den kleinen weißen Blicken, Da man auf der glatten Haut Kleine Sonnenbilder ſchaut. Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/184
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/184>, abgerufen am 25.11.2024.