Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.Betrachtungen Auch die Blüte von den Kirschen, Die Cyren, Vergißmeinnicht, Africanus, blüh'nde Pfirschen, Der Narcissen weißes Licht, Die Levcojen, das Getraide, Kürbsblum, eine blüh'nde Heide, Nebst verschied'nen andern mehr Zu des großen Schöpfers Ehr. Wie verschiedlich sind die Kräfte, Da uns fast zu aller Zeit, Zu so mancherley Geschäffte, Eine Pflanze Hülfe beut. Dienen sie nicht uns zu nähren? Frost und Regen abzuwehren? Selbst zur Kleidung und zum Trank? Ja zu heilen, wenn man krank? Sonder Pflanzen kann hienieden Nicht gemächlich, nicht bequem, Nicht gesund, nicht halbzufrieden, Nicht erquickt, nicht angenehm, Nicht ohn Elend und Beschwerden, Kurz, gar nicht gelebet werden. Was uns kleidet, tränkt und nähr't, Wird uns bloß durch sie gewehr't. Fodern denn nicht unsre Pflichten, Daß wir Herzen, Seel' und Sinn Wenigstens auf diese richten, Die so mancherley Gewinn, Lust und Nutzen uns gewehren, Die uns tränken, die uns nähren, Die uns kleiden, deren Kraft Uns selbst die Gesundheit schafft? Höchster
Betrachtungen Auch die Bluͤte von den Kirſchen, Die Cyren, Vergißmeinnicht, Africanus, bluͤh’nde Pfirſchen, Der Narciſſen weißes Licht, Die Levcojen, das Getraide, Kuͤrbsblum, eine bluͤh’nde Heide, Nebſt verſchied’nen andern mehr Zu des großen Schoͤpfers Ehr. Wie verſchiedlich ſind die Kraͤfte, Da uns faſt zu aller Zeit, Zu ſo mancherley Geſchaͤffte, Eine Pflanze Huͤlfe beut. Dienen ſie nicht uns zu naͤhren? Froſt und Regen abzuwehren? Selbſt zur Kleidung und zum Trank? Ja zu heilen, wenn man krank? Sonder Pflanzen kann hienieden Nicht gemaͤchlich, nicht bequem, Nicht geſund, nicht halbzufrieden, Nicht erquickt, nicht angenehm, Nicht ohn Elend und Beſchwerden, Kurz, gar nicht gelebet werden. Was uns kleidet, traͤnkt und naͤhr’t, Wird uns bloß durch ſie gewehr’t. Fodern denn nicht unſre Pflichten, Daß wir Herzen, Seel’ und Sinn Wenigſtens auf dieſe richten, Die ſo mancherley Gewinn, Luſt und Nutzen uns gewehren, Die uns traͤnken, die uns naͤhren, Die uns kleiden, deren Kraft Uns ſelbſt die Geſundheit ſchafft? Hoͤchſter
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0156" n="136"/> <fw place="top" type="header">Betrachtungen</fw><lb/> <lg n="527"> <l>Auch die Bluͤte von den Kirſchen,</l><lb/> <l>Die Cyren, Vergißmeinnicht,</l><lb/> <l>Africanus, bluͤh’nde Pfirſchen,</l><lb/> <l>Der Narciſſen weißes Licht,</l><lb/> <l>Die Levcojen, das Getraide,</l><lb/> <l>Kuͤrbsblum, eine bluͤh’nde Heide,</l><lb/> <l>Nebſt verſchied’nen andern mehr</l><lb/> <l>Zu des großen Schoͤpfers Ehr.</l> </lg><lb/> <lg n="528"> <l>Wie verſchiedlich ſind die Kraͤfte,</l><lb/> <l>Da uns faſt zu aller Zeit,</l><lb/> <l>Zu ſo mancherley Geſchaͤffte,</l><lb/> <l>Eine Pflanze Huͤlfe beut.</l><lb/> <l>Dienen ſie nicht uns zu naͤhren?</l><lb/> <l>Froſt und Regen abzuwehren?</l><lb/> <l>Selbſt zur Kleidung und zum Trank?</l><lb/> <l>Ja zu heilen, wenn man krank?</l> </lg><lb/> <lg n="529"> <l>Sonder Pflanzen kann hienieden</l><lb/> <l>Nicht gemaͤchlich, nicht bequem,</l><lb/> <l>Nicht geſund, nicht halbzufrieden,</l><lb/> <l>Nicht erquickt, nicht angenehm,</l><lb/> <l>Nicht ohn Elend und Beſchwerden,</l><lb/> <l>Kurz, gar nicht gelebet werden.</l><lb/> <l>Was uns kleidet, traͤnkt und naͤhr’t,</l><lb/> <l>Wird uns bloß durch ſie gewehr’t.</l> </lg><lb/> <lg n="530"> <l>Fodern denn nicht unſre Pflichten,</l><lb/> <l>Daß wir Herzen, Seel’ und Sinn</l><lb/> <l>Wenigſtens auf dieſe richten,</l><lb/> <l>Die ſo mancherley Gewinn,</l><lb/> <l>Luſt und Nutzen uns gewehren,</l><lb/> <l>Die uns traͤnken, die uns naͤhren,</l><lb/> <l>Die uns kleiden, deren Kraft</l><lb/> <l>Uns ſelbſt die Geſundheit ſchafft?</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Hoͤchſter</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [136/0156]
Betrachtungen
Auch die Bluͤte von den Kirſchen,
Die Cyren, Vergißmeinnicht,
Africanus, bluͤh’nde Pfirſchen,
Der Narciſſen weißes Licht,
Die Levcojen, das Getraide,
Kuͤrbsblum, eine bluͤh’nde Heide,
Nebſt verſchied’nen andern mehr
Zu des großen Schoͤpfers Ehr.
Wie verſchiedlich ſind die Kraͤfte,
Da uns faſt zu aller Zeit,
Zu ſo mancherley Geſchaͤffte,
Eine Pflanze Huͤlfe beut.
Dienen ſie nicht uns zu naͤhren?
Froſt und Regen abzuwehren?
Selbſt zur Kleidung und zum Trank?
Ja zu heilen, wenn man krank?
Sonder Pflanzen kann hienieden
Nicht gemaͤchlich, nicht bequem,
Nicht geſund, nicht halbzufrieden,
Nicht erquickt, nicht angenehm,
Nicht ohn Elend und Beſchwerden,
Kurz, gar nicht gelebet werden.
Was uns kleidet, traͤnkt und naͤhr’t,
Wird uns bloß durch ſie gewehr’t.
Fodern denn nicht unſre Pflichten,
Daß wir Herzen, Seel’ und Sinn
Wenigſtens auf dieſe richten,
Die ſo mancherley Gewinn,
Luſt und Nutzen uns gewehren,
Die uns traͤnken, die uns naͤhren,
Die uns kleiden, deren Kraft
Uns ſelbſt die Geſundheit ſchafft?
Hoͤchſter
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |