Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
über das Reich der Pflanzen.
Nun betrachtet und erkennet,
Welch ein unsichtbare Glut
Jn dem Schooß der Erde brennet,
Die so große Wunder thut!
Rühmt mit frölichem Gemüthe
Jhres Schöpfers Macht und Güte,
Der der Erden, die uns trägt,
Solche Wirkung eingeprägt.
Ehe wir nun weiter gehen,
Und davon insonderheit
Stückweis jede Schönheit sehen,
Laßt uns mit Aufmerksamkeit
Erst betrachten, Gott zum Preise,
Wie, auf solche milde Weise,
Alle Pflanzen insgemein,
Ueberhaupt gebildet seyn.
Bil-
dung
der
Pflan-
zen
über-
haupt.
Wie die Thiere Seelen haben,
Die jedoch nur körperlich,
Ob sie gleich von größern Gaben:
Also zeigt in Pflanzen sich
Eine Seele, die sie nähret,
Zeugt, vergrößert und vermehret;
Eine sehr subtile Glut
Jst die Seele, die dieß thut.
Wie viel weiter, als vor Zeiten,
Unser Aug' in Pflanzen geh,
Wie viel Zart- und Kleinigkeiten
Man in ihren Theilen seh,
Wußten uns gar schön zu zeigen
Zween, von denen man nicht schweigen,
Sondern sie bewundern muß,
Grew und auch Malpighius.
Die
G 2
uͤber das Reich der Pflanzen.
Nun betrachtet und erkennet,
Welch ein unſichtbare Glut
Jn dem Schooß der Erde brennet,
Die ſo große Wunder thut!
Ruͤhmt mit froͤlichem Gemuͤthe
Jhres Schoͤpfers Macht und Guͤte,
Der der Erden, die uns traͤgt,
Solche Wirkung eingepraͤgt.
Ehe wir nun weiter gehen,
Und davon inſonderheit
Stuͤckweis jede Schoͤnheit ſehen,
Laßt uns mit Aufmerkſamkeit
Erſt betrachten, Gott zum Preiſe,
Wie, auf ſolche milde Weiſe,
Alle Pflanzen insgemein,
Ueberhaupt gebildet ſeyn.
Bil-
dung
der
Pflan-
zen
über-
haupt.
Wie die Thiere Seelen haben,
Die jedoch nur koͤrperlich,
Ob ſie gleich von groͤßern Gaben:
Alſo zeigt in Pflanzen ſich
Eine Seele, die ſie naͤhret,
Zeugt, vergroͤßert und vermehret;
Eine ſehr ſubtile Glut
Jſt die Seele, die dieß thut.
Wie viel weiter, als vor Zeiten,
Unſer Aug’ in Pflanzen geh,
Wie viel Zart- und Kleinigkeiten
Man in ihren Theilen ſeh,
Wußten uns gar ſchoͤn zu zeigen
Zween, von denen man nicht ſchweigen,
Sondern ſie bewundern muß,
Grew und auch Malpighius.
Die
G 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0119" n="99"/>
        <fw place="top" type="header">u&#x0364;ber das Reich der Pflanzen.</fw><lb/>
        <lg n="379">
          <l>Nun betrachtet und erkennet,</l><lb/>
          <l>Welch ein un&#x017F;ichtbare Glut</l><lb/>
          <l>Jn dem Schooß der Erde brennet,</l><lb/>
          <l>Die &#x017F;o große Wunder thut!</l><lb/>
          <l>Ru&#x0364;hmt mit fro&#x0364;lichem Gemu&#x0364;the</l><lb/>
          <l>Jhres Scho&#x0364;pfers Macht und Gu&#x0364;te,</l><lb/>
          <l>Der der Erden, die uns tra&#x0364;gt,</l><lb/>
          <l>Solche Wirkung eingepra&#x0364;gt.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="380">
          <l>Ehe wir nun weiter gehen,</l><lb/>
          <l>Und davon in&#x017F;onderheit</l><lb/>
          <l>Stu&#x0364;ckweis jede Scho&#x0364;nheit &#x017F;ehen,</l><lb/>
          <l>Laßt uns mit Aufmerk&#x017F;amkeit</l><lb/>
          <l>Er&#x017F;t betrachten, Gott zum Prei&#x017F;e,</l><lb/>
          <l>Wie, auf &#x017F;olche milde Wei&#x017F;e,</l><lb/>
          <l>Alle Pflanzen insgemein,</l><lb/>
          <l>Ueberhaupt gebildet &#x017F;eyn.</l>
        </lg><lb/>
        <note place="left">Bil-<lb/>
dung<lb/>
der<lb/>
Pflan-<lb/>
zen<lb/>
über-<lb/>
haupt.</note>
        <lg n="381">
          <l>Wie die Thiere Seelen haben,</l><lb/>
          <l>Die jedoch nur ko&#x0364;rperlich,</l><lb/>
          <l>Ob &#x017F;ie gleich von gro&#x0364;ßern Gaben:</l><lb/>
          <l>Al&#x017F;o zeigt in Pflanzen &#x017F;ich</l><lb/>
          <l>Eine Seele, die &#x017F;ie na&#x0364;hret,</l><lb/>
          <l>Zeugt, vergro&#x0364;ßert und vermehret;</l><lb/>
          <l>Eine &#x017F;ehr &#x017F;ubtile Glut</l><lb/>
          <l>J&#x017F;t die Seele, die dieß thut.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="382">
          <l>Wie viel weiter, als vor Zeiten,</l><lb/>
          <l>Un&#x017F;er Aug&#x2019; in Pflanzen geh,</l><lb/>
          <l>Wie viel Zart- und Kleinigkeiten</l><lb/>
          <l>Man in ihren Theilen &#x017F;eh,</l><lb/>
          <l>Wußten uns gar &#x017F;cho&#x0364;n zu zeigen</l><lb/>
          <l>Zween, von denen man nicht &#x017F;chweigen,</l><lb/>
          <l>Sondern &#x017F;ie bewundern muß,</l><lb/>
          <l>Grew und auch Malpighius.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">G 2</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0119] uͤber das Reich der Pflanzen. Nun betrachtet und erkennet, Welch ein unſichtbare Glut Jn dem Schooß der Erde brennet, Die ſo große Wunder thut! Ruͤhmt mit froͤlichem Gemuͤthe Jhres Schoͤpfers Macht und Guͤte, Der der Erden, die uns traͤgt, Solche Wirkung eingepraͤgt. Ehe wir nun weiter gehen, Und davon inſonderheit Stuͤckweis jede Schoͤnheit ſehen, Laßt uns mit Aufmerkſamkeit Erſt betrachten, Gott zum Preiſe, Wie, auf ſolche milde Weiſe, Alle Pflanzen insgemein, Ueberhaupt gebildet ſeyn. Wie die Thiere Seelen haben, Die jedoch nur koͤrperlich, Ob ſie gleich von groͤßern Gaben: Alſo zeigt in Pflanzen ſich Eine Seele, die ſie naͤhret, Zeugt, vergroͤßert und vermehret; Eine ſehr ſubtile Glut Jſt die Seele, die dieß thut. Wie viel weiter, als vor Zeiten, Unſer Aug’ in Pflanzen geh, Wie viel Zart- und Kleinigkeiten Man in ihren Theilen ſeh, Wußten uns gar ſchoͤn zu zeigen Zween, von denen man nicht ſchweigen, Sondern ſie bewundern muß, Grew und auch Malpighius. Die G 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/119
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/119>, abgerufen am 23.11.2024.