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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

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Eine Lehr-reiche Geschichte.
auch, aus ewiger Liebe, es denen von Jhm mit den größ-
ten Vorzügen, und zumal mit einem Begriff von Jhm
selbst begabten Geschöpfen mit dieser kurzen Lebenszeit
es nicht wird bewenden lassen, ihnen nur Gutes zu thun,
sondern uns zu einem stets sich verbessernden Stande
könne, wolle, und werde verhelfen.

Hier nun finge sich, redete er weiter, allererst die Of-
fenbahrung an, und hätten wir solche als ein Mittel an-
zusehen, uns dazu zu verhelfen; durch dieselbe würden
wir auf die christliche Religion, als die beste von allen,
geführet; jedoch so, daß wir darüber den Grund nicht
vergessen, oder uns von dem Dienste des Schöpfers ab-
geben, am wenigsten, daß wir über einem Dienst, der
eigentlich fast ganz allein auf unser Bestes abzuzielen
scheinet, die in unserer Natur gegründeten Haupt-
Pflichten ganz vergessen und aus den Augen setzen müß-
ten. Zu welchem meinen Glauben, fuhr er fort, der
Zustand in dieser Welt noch ein großes beyträgt, da
nämlich nur sehr selten die Tugend belohnet und das La-
ster bestrafet wird, welches alles, auf ein anderes Leben,
recht mit Fingern zeiget.

Dieses ist, nach vieljährigem Nachsinnen und Unter-
suchung vielerley Religionen, mir, als ein mit unsrer
und der ganzen Natur übereinstimmender Grund eines
Gottes-Dienstes vorgekommen, welcher zugleich unsere
Pflichten mit in sich schliesset. Es dienet nicht allein die
Einfachheit dieses Grund-Satzes, sondern die Ueber-
einstimmung desselben mit dem Zustande unserer ersten
Eltern im Paradiese, mit dazu, seine unumstößliche
Wahrheit zu bewähren.

Nach

Eine Lehr-reiche Geſchichte.
auch, aus ewiger Liebe, es denen von Jhm mit den groͤß-
ten Vorzuͤgen, und zumal mit einem Begriff von Jhm
ſelbſt begabten Geſchoͤpfen mit dieſer kurzen Lebenszeit
es nicht wird bewenden laſſen, ihnen nur Gutes zu thun,
ſondern uns zu einem ſtets ſich verbeſſernden Stande
koͤnne, wolle, und werde verhelfen.

Hier nun finge ſich, redete er weiter, allererſt die Of-
fenbahrung an, und haͤtten wir ſolche als ein Mittel an-
zuſehen, uns dazu zu verhelfen; durch dieſelbe wuͤrden
wir auf die chriſtliche Religion, als die beſte von allen,
gefuͤhret; jedoch ſo, daß wir daruͤber den Grund nicht
vergeſſen, oder uns von dem Dienſte des Schoͤpfers ab-
geben, am wenigſten, daß wir uͤber einem Dienſt, der
eigentlich faſt ganz allein auf unſer Beſtes abzuzielen
ſcheinet, die in unſerer Natur gegruͤndeten Haupt-
Pflichten ganz vergeſſen und aus den Augen ſetzen muͤß-
ten. Zu welchem meinen Glauben, fuhr er fort, der
Zuſtand in dieſer Welt noch ein großes beytraͤgt, da
naͤmlich nur ſehr ſelten die Tugend belohnet und das La-
ſter beſtrafet wird, welches alles, auf ein anderes Leben,
recht mit Fingern zeiget.

Dieſes iſt, nach vieljaͤhrigem Nachſinnen und Unter-
ſuchung vielerley Religionen, mir, als ein mit unſrer
und der ganzen Natur uͤbereinſtimmender Grund eines
Gottes-Dienſtes vorgekommen, welcher zugleich unſere
Pflichten mit in ſich ſchlieſſet. Es dienet nicht allein die
Einfachheit dieſes Grund-Satzes, ſondern die Ueber-
einſtimmung deſſelben mit dem Zuſtande unſerer erſten
Eltern im Paradieſe, mit dazu, ſeine unumſtoͤßliche
Wahrheit zu bewaͤhren.

Nach
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[626/0640] Eine Lehr-reiche Geſchichte. auch, aus ewiger Liebe, es denen von Jhm mit den groͤß- ten Vorzuͤgen, und zumal mit einem Begriff von Jhm ſelbſt begabten Geſchoͤpfen mit dieſer kurzen Lebenszeit es nicht wird bewenden laſſen, ihnen nur Gutes zu thun, ſondern uns zu einem ſtets ſich verbeſſernden Stande koͤnne, wolle, und werde verhelfen. Hier nun finge ſich, redete er weiter, allererſt die Of- fenbahrung an, und haͤtten wir ſolche als ein Mittel an- zuſehen, uns dazu zu verhelfen; durch dieſelbe wuͤrden wir auf die chriſtliche Religion, als die beſte von allen, gefuͤhret; jedoch ſo, daß wir daruͤber den Grund nicht vergeſſen, oder uns von dem Dienſte des Schoͤpfers ab- geben, am wenigſten, daß wir uͤber einem Dienſt, der eigentlich faſt ganz allein auf unſer Beſtes abzuzielen ſcheinet, die in unſerer Natur gegruͤndeten Haupt- Pflichten ganz vergeſſen und aus den Augen ſetzen muͤß- ten. Zu welchem meinen Glauben, fuhr er fort, der Zuſtand in dieſer Welt noch ein großes beytraͤgt, da naͤmlich nur ſehr ſelten die Tugend belohnet und das La- ſter beſtrafet wird, welches alles, auf ein anderes Leben, recht mit Fingern zeiget. Dieſes iſt, nach vieljaͤhrigem Nachſinnen und Unter- ſuchung vielerley Religionen, mir, als ein mit unſrer und der ganzen Natur uͤbereinſtimmender Grund eines Gottes-Dienſtes vorgekommen, welcher zugleich unſere Pflichten mit in ſich ſchlieſſet. Es dienet nicht allein die Einfachheit dieſes Grund-Satzes, ſondern die Ueber- einſtimmung deſſelben mit dem Zuſtande unſerer erſten Eltern im Paradieſe, mit dazu, ſeine unumſtoͤßliche Wahrheit zu bewaͤhren. Nach

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 626. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/640>, abgerufen am 23.11.2024.