Herr der Tage, Jahr' und Zeit! Gieb, daß ich, an diesem Tage, Von der Wunder Herrlichkeit, Die Du schuffst, was würdigs sage! Laß jetzt Sinnen und Gedanken heut auf die Geschöpfe sehn, Um Dich, ihrer aller Ursprung, in Denselben zu erhöhn!
Laßt uns erst, nach unsrer Pflicht, Blick und Geist zur Sonne lenken, Und, bey ihrem Wunder-Licht, An der Sonnen Sonne denken! Bloß der Creatur zum Besten, prägte Gott so hellen Schein, Anmuth, Farben, Wärm' und Leben, diesem Himmels- Körper ein.
Ohne dieses Wunder-Licht, Ohne diese Quell des Lebens, Wäre, was Gott zugericht, Auf der ganzen Welt, vergebens: Was, durch Weisheit, Macht und Liebe, Herrliches darauf geschehn, Könnten auch die schärfsten Augen, sonder ihren Strahl, nicht sehn.
Stell, erstaunte Seele! dir, Jn der Größ' und Kraft der Sonne, Jhres Ursprungs Größe für! Laß Bewundrung, Lust und Wonne Jetzt dein ganzes Wesen füllen! Preise Den, aus Dem ihr Licht, Zu der Creaturen Besten, brach, und unauf hörlich bricht.
Ja,
ein Neu-Jahrs-Gedicht.
Sonntags-Lied.
Herr der Tage, Jahr’ und Zeit! Gieb, daß ich, an dieſem Tage, Von der Wunder Herrlichkeit, Die Du ſchuffſt, was wuͤrdigs ſage! Laß jetzt Sinnen und Gedanken heut auf die Geſchoͤpfe ſehn, Um Dich, ihrer aller Urſprung, in Denſelben zu erhoͤhn!
Laßt uns erſt, nach unſrer Pflicht, Blick und Geiſt zur Sonne lenken, Und, bey ihrem Wunder-Licht, An der Sonnen Sonne denken! Bloß der Creatur zum Beſten, praͤgte Gott ſo hellen Schein, Anmuth, Farben, Waͤrm’ und Leben, dieſem Himmels- Koͤrper ein.
Ohne dieſes Wunder-Licht, Ohne dieſe Quell des Lebens, Waͤre, was Gott zugericht, Auf der ganzen Welt, vergebens: Was, durch Weisheit, Macht und Liebe, Herrliches darauf geſchehn, Koͤnnten auch die ſchaͤrfſten Augen, ſonder ihren Strahl, nicht ſehn.
Stell, erſtaunte Seele! dir, Jn der Groͤß’ und Kraft der Sonne, Jhres Urſprungs Groͤße fuͤr! Laß Bewundrung, Luſt und Wonne Jetzt dein ganzes Weſen fuͤllẽ! Preiſe Den, aus Dem ihr Licht, Zu der Creaturen Beſten, brach, und unauf hoͤrlich bricht.
Ja,
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ein Neu-Jahrs-Gedicht.
Sonntags-Lied.
Herr der Tage, Jahr’ und Zeit!
Gieb, daß ich, an dieſem Tage,
Von der Wunder Herrlichkeit,
Die Du ſchuffſt, was wuͤrdigs ſage!
Laß jetzt Sinnen und Gedanken heut auf die Geſchoͤpfe ſehn,
Um Dich, ihrer aller Urſprung, in Denſelben zu erhoͤhn!
Laßt uns erſt, nach unſrer Pflicht,
Blick und Geiſt zur Sonne lenken,
Und, bey ihrem Wunder-Licht,
An der Sonnen Sonne denken!
Bloß der Creatur zum Beſten, praͤgte Gott ſo hellen Schein,
Anmuth, Farben, Waͤrm’ und Leben, dieſem Himmels-
Koͤrper ein.
Ohne dieſes Wunder-Licht,
Ohne dieſe Quell des Lebens,
Waͤre, was Gott zugericht,
Auf der ganzen Welt, vergebens:
Was, durch Weisheit, Macht und Liebe, Herrliches
darauf geſchehn,
Koͤnnten auch die ſchaͤrfſten Augen, ſonder ihren Strahl,
nicht ſehn.
Stell, erſtaunte Seele! dir,
Jn der Groͤß’ und Kraft der Sonne,
Jhres Urſprungs Groͤße fuͤr!
Laß Bewundrung, Luſt und Wonne
Jetzt dein ganzes Weſen fuͤllẽ! Preiſe Den, aus Dem ihr Licht,
Zu der Creaturen Beſten, brach, und unauf hoͤrlich bricht.
Ja,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/413>, abgerufen am 16.02.2025.
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