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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

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des Lichts und der Wärme.
Die mich doch, oben auf den Bergen, kaum für den
scharfen Frost beschützt:

Daher denn das, was in der Ebne, in der Veränd-
rung, mich erhitzt,

Jn dem daselbst vorhandnen Feuer, und in dem Lichte,
nicht zu finden.

Vorher verließ die Wärme mich, so wie ich von den
niedern Gründen

Mich allgemach entfernete: Und alles zwinget mich,
zu denken,

Daß alle Wärm'- und Feuer-Theile an niedre Oerter
sich verschrenken.
5)
Mein erster Argwohn stärket sich noch durch ein neu
Experiment.

Wenn in dem Heerd, vom hohlen Spiegel, man einer
Kohle, welche brennt,

Entgegen ein auf funfzig Fuß entferntes Brennglas
hält; entzündet

Ein Vorwurf sich, der Flammen fähig: anstatt daß
von dem Monden-Schein,

Wenn auch die Strahlen, in dem Spiegel, fünf hun-
dertmal verstärket seyn,

So wenig Wärme wird gewirkt, daß sich ein Wetter-
Glas, so man,

Wenn eine warme Hand sich naht, verändern und
bewegen kann,

Sich im geringsten nicht bewegt. Es zeigt dann
eine kleine Gluht

Weit mehr und größere Gewalt, als wie ein großes
Licht nicht thut.
Es
des Lichts und der Waͤrme.
Die mich doch, oben auf den Bergen, kaum fuͤr den
ſcharfen Froſt beſchuͤtzt:

Daher denn das, was in der Ebne, in der Veraͤnd-
rung, mich erhitzt,

Jn dem daſelbſt vorhandnen Feuer, und in dem Lichte,
nicht zu finden.

Vorher verließ die Waͤrme mich, ſo wie ich von den
niedern Gruͤnden

Mich allgemach entfernete: Und alles zwinget mich,
zu denken,

Daß alle Waͤrm’- und Feuer-Theile an niedre Oerter
ſich verſchrenken.
5)
Mein erſter Argwohn ſtaͤrket ſich noch durch ein neu
Experiment.

Wenn in dem Heerd, vom hohlen Spiegel, man einer
Kohle, welche brennt,

Entgegen ein auf funfzig Fuß entferntes Brennglas
haͤlt; entzuͤndet

Ein Vorwurf ſich, der Flammen faͤhig: anſtatt daß
von dem Monden-Schein,

Wenn auch die Strahlen, in dem Spiegel, fuͤnf hun-
dertmal verſtaͤrket ſeyn,

So wenig Waͤrme wird gewirkt, daß ſich ein Wetter-
Glas, ſo man,

Wenn eine warme Hand ſich naht, veraͤndern und
bewegen kann,

Sich im geringſten nicht bewegt. Es zeigt dann
eine kleine Gluht

Weit mehr und groͤßere Gewalt, als wie ein großes
Licht nicht thut.
Es
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[381/0395] des Lichts und der Waͤrme. Die mich doch, oben auf den Bergen, kaum fuͤr den ſcharfen Froſt beſchuͤtzt: Daher denn das, was in der Ebne, in der Veraͤnd- rung, mich erhitzt, Jn dem daſelbſt vorhandnen Feuer, und in dem Lichte, nicht zu finden. Vorher verließ die Waͤrme mich, ſo wie ich von den niedern Gruͤnden Mich allgemach entfernete: Und alles zwinget mich, zu denken, Daß alle Waͤrm’- und Feuer-Theile an niedre Oerter ſich verſchrenken. 5)Mein erſter Argwohn ſtaͤrket ſich noch durch ein neu Experiment. Wenn in dem Heerd, vom hohlen Spiegel, man einer Kohle, welche brennt, Entgegen ein auf funfzig Fuß entferntes Brennglas haͤlt; entzuͤndet Ein Vorwurf ſich, der Flammen faͤhig: anſtatt daß von dem Monden-Schein, Wenn auch die Strahlen, in dem Spiegel, fuͤnf hun- dertmal verſtaͤrket ſeyn, So wenig Waͤrme wird gewirkt, daß ſich ein Wetter- Glas, ſo man, Wenn eine warme Hand ſich naht, veraͤndern und bewegen kann, Sich im geringſten nicht bewegt. Es zeigt dann eine kleine Gluht Weit mehr und groͤßere Gewalt, als wie ein großes Licht nicht thut. Es

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/395>, abgerufen am 19.05.2024.