Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Betrachtungen über die Natur Wär nun im Licht zugleich ein Feuer; so müßte hier des Lichtes Schein, Vom Wind und Duft nicht unterbrochen, auch voller Wärm' und Hitze seyn: Und dennoch funkelt hier ein Licht voll Glanz, und auch im Wiederschlag, Wovon man eine Spuhr von Hitze dennoch zu füh- len nicht vermag. Daher ich dann nicht anders schliesse, als: Da das Licht, so wir empfangen, Begleitet ist mit vieler Hitze, wir selbige dadurch erlangen, Daß es auf uns ein Feuer preßt, das es in unsrer Gegend findet, Und das man nicht an hohen Oertern, wo es so häu- fig nicht, empfindet. 4) Wenn wir von hohen Bergen steigen, und unsgemach herab verfügen, Empfindet man die Luft nicht mehr so scharf, und siehet mit Vergnügen, So wie man immer tiefer kömmt, den aufgelös'ten Schnee zergehn, Und, etwas tiefer, Kräuter, Bluhmen, Gebüsch und grüne Bäume stehn; Jnzwischen daß den obern Gipfel, wie hell sich gleich das Licht entdeckt, Dennoch ein nie geschmolzner Schnee, unaufgelös'tes Eis, versteckt. Bald komm' ich in die Wälder selbst, und, wenn die Sonne kaum zugegen, Bin ich gezwungen, meine Kleider, für Hitze, von mir abzulegen; Die
Betrachtungen uͤber die Natur Waͤr nun im Licht zugleich ein Feuer; ſo muͤßte hier des Lichtes Schein, Vom Wind und Duft nicht unterbrochen, auch voller Waͤrm’ und Hitze ſeyn: Und dennoch funkelt hier ein Licht voll Glanz, und auch im Wiederſchlag, Wovon man eine Spuhr von Hitze dennoch zu fuͤh- len nicht vermag. Daher ich dann nicht anders ſchlieſſe, als: Da das Licht, ſo wir empfangen, Begleitet iſt mit vieler Hitze, wir ſelbige dadurch erlangen, Daß es auf uns ein Feuer preßt, das es in unſrer Gegend findet, Und das man nicht an hohen Oertern, wo es ſo haͤu- fig nicht, empfindet. 4) Wenn wir von hohen Bergen ſteigen, und unsgemach herab verfuͤgen, Empfindet man die Luft nicht mehr ſo ſcharf, und ſiehet mit Vergnuͤgen, So wie man immer tiefer koͤmmt, den aufgeloͤſ’ten Schnee zergehn, Und, etwas tiefer, Kraͤuter, Bluhmen, Gebuͤſch und gruͤne Baͤume ſtehn; Jnzwiſchen daß den obern Gipfel, wie hell ſich gleich das Licht entdeckt, Dennoch ein nie geſchmolzner Schnee, unaufgeloͤſ’tes Eis, verſteckt. Bald komm’ ich in die Waͤlder ſelbſt, und, wenn die Sonne kaum zugegen, Bin ich gezwungen, meine Kleider, fuͤr Hitze, von mir abzulegen; Die
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Betrachtungen uͤber die Natur
Waͤr nun im Licht zugleich ein Feuer; ſo muͤßte
hier des Lichtes Schein,
Vom Wind und Duft nicht unterbrochen, auch voller
Waͤrm’ und Hitze ſeyn:
Und dennoch funkelt hier ein Licht voll Glanz, und
auch im Wiederſchlag,
Wovon man eine Spuhr von Hitze dennoch zu fuͤh-
len nicht vermag.
Daher ich dann nicht anders ſchlieſſe, als: Da das
Licht, ſo wir empfangen,
Begleitet iſt mit vieler Hitze, wir ſelbige dadurch erlangen,
Daß es auf uns ein Feuer preßt, das es in unſrer
Gegend findet,
Und das man nicht an hohen Oertern, wo es ſo haͤu-
fig nicht, empfindet.
4)Wenn wir von hohen Bergen ſteigen, und uns
gemach herab verfuͤgen,
Empfindet man die Luft nicht mehr ſo ſcharf, und
ſiehet mit Vergnuͤgen,
So wie man immer tiefer koͤmmt, den aufgeloͤſ’ten
Schnee zergehn,
Und, etwas tiefer, Kraͤuter, Bluhmen, Gebuͤſch und
gruͤne Baͤume ſtehn;
Jnzwiſchen daß den obern Gipfel, wie hell ſich gleich
das Licht entdeckt,
Dennoch ein nie geſchmolzner Schnee, unaufgeloͤſ’tes
Eis, verſteckt.
Bald komm’ ich in die Waͤlder ſelbſt, und, wenn
die Sonne kaum zugegen,
Bin ich gezwungen, meine Kleider, fuͤr Hitze, von
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