Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
Betrachtungen über die Natur
So können wir demnach ein Feur, ohn' allen Glanz
und Schimmer, finden;

Und auch zugleich ein helles Licht, wovon wir keine
Wärm' empfinden.
3)
Wir werden auch noch ferner leicht das Licht vom
irdschen Feuer trennen,

Und, daß sie öfters nicht vereint, annoch viel klärer
zeigen können.

Laßt uns nur auf der Alpen Spitzen, und Pic von
Teneriffa gehn,

Zumalen auf die Cordeliere in Perou, welche von
den Höhn

Der Erde wohl die allerhöchsten. Man wird sodann,
vermuthlich, denken,

Weil wir, in einer solchen Höhe, uns näher zu der
Sonne lenken,

Daß es daselbst wird heisser seyn. Allein, man wage
dieses nicht

Jn dünnen Kleidern; weil es uns an Wärme dorten
noch gebricht,

Auch in den allerdicksten Pelzen: Je höher wir dort
kommen werden;

Je mehr empfinden wir von Kälte und strenger Schärfe
die Beschwerden.

Des Pico Luft, der vom AEquator nicht weiter liegt,
als achtzehn Grad,

Jst schneidender, als man dieselbe, im stärksten Frost,
in Deutschland hat,

Ob wir gleich mehr als funfzig Grad davon entlegen.
Dieß ist wahr

Durch überzeugliche Erfahrung. Nun wird schon
allgemählich klar,
Ob
Betrachtungen uͤber die Natur
So koͤnnen wir demnach ein Feur, ohn’ allen Glanz
und Schimmer, finden;

Und auch zugleich ein helles Licht, wovon wir keine
Waͤrm’ empfinden.
3)
Wir werden auch noch ferner leicht das Licht vom
irdſchen Feuer trennen,

Und, daß ſie oͤfters nicht vereint, annoch viel klaͤrer
zeigen koͤnnen.

Laßt uns nur auf der Alpen Spitzen, und Pic von
Teneriffa gehn,

Zumalen auf die Cordeliere in Perou, welche von
den Hoͤhn

Der Erde wohl die allerhoͤchſten. Man wird ſodann,
vermuthlich, denken,

Weil wir, in einer ſolchen Hoͤhe, uns naͤher zu der
Sonne lenken,

Daß es daſelbſt wird heiſſer ſeyn. Allein, man wage
dieſes nicht

Jn duͤnnen Kleidern; weil es uns an Waͤrme dorten
noch gebricht,

Auch in den allerdickſten Pelzen: Je hoͤher wir dort
kommen werden;

Je mehr empfinden wir von Kaͤlte und ſtrenger Schaͤrfe
die Beſchwerden.

Des Pico Luft, der vom Æquator nicht weiter liegt,
als achtzehn Grad,

Jſt ſchneidender, als man dieſelbe, im ſtaͤrkſten Froſt,
in Deutſchland hat,

Ob wir gleich mehr als funfzig Grad davon entlegen.
Dieß iſt wahr

Durch uͤberzeugliche Erfahrung. Nun wird ſchon
allgemaͤhlich klar,
Ob
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0392" n="378"/>
            <fw place="top" type="header">Betrachtungen u&#x0364;ber die Natur</fw><lb/>
            <lg type="poem">
              <l>So ko&#x0364;nnen wir demnach ein <hi rendition="#fr">Feur,</hi> ohn&#x2019; allen Glanz<lb/><hi rendition="#et">und Schimmer, finden;</hi></l><lb/>
              <l>Und auch zugleich ein helles <hi rendition="#fr">Licht,</hi> wovon wir keine<lb/><hi rendition="#et">Wa&#x0364;rm&#x2019; empfinden.</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg type="poem">
              <head>3)</head>
              <l>Wir werden auch noch ferner leicht das Licht vom<lb/><hi rendition="#et">ird&#x017F;chen Feuer trennen,</hi></l><lb/>
              <l>Und, daß &#x017F;ie o&#x0364;fters nicht vereint, annoch viel kla&#x0364;rer<lb/><hi rendition="#et">zeigen ko&#x0364;nnen.</hi></l><lb/>
              <l>Laßt uns nur auf der Alpen Spitzen, und <hi rendition="#aq">Pic</hi> von<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">Teneriffa</hi> gehn,</hi></l><lb/>
              <l>Zumalen auf die <hi rendition="#aq">Cordeliere</hi> in <hi rendition="#aq">Perou,</hi> welche von<lb/><hi rendition="#et">den Ho&#x0364;hn</hi></l><lb/>
              <l>Der Erde wohl die allerho&#x0364;ch&#x017F;ten. Man wird &#x017F;odann,<lb/><hi rendition="#et">vermuthlich, denken,</hi></l><lb/>
              <l>Weil wir, in einer &#x017F;olchen Ho&#x0364;he, uns na&#x0364;her zu der<lb/><hi rendition="#et">Sonne lenken,</hi></l><lb/>
              <l>Daß es da&#x017F;elb&#x017F;t wird hei&#x017F;&#x017F;er &#x017F;eyn. Allein, man wage<lb/><hi rendition="#et">die&#x017F;es nicht</hi></l><lb/>
              <l>Jn du&#x0364;nnen Kleidern; weil es uns an Wa&#x0364;rme dorten<lb/><hi rendition="#et">noch gebricht,</hi></l><lb/>
              <l>Auch in den allerdick&#x017F;ten Pelzen: Je ho&#x0364;her wir dort<lb/><hi rendition="#et">kommen werden;</hi></l><lb/>
              <l>Je mehr empfinden wir von Ka&#x0364;lte und &#x017F;trenger Scha&#x0364;rfe<lb/><hi rendition="#et">die Be&#x017F;chwerden.</hi></l><lb/>
              <l>Des <hi rendition="#aq">Pico</hi> Luft, der vom <hi rendition="#aq">Æquator</hi> nicht weiter liegt,<lb/><hi rendition="#et">als achtzehn Grad,</hi></l><lb/>
              <l>J&#x017F;t &#x017F;chneidender, als man die&#x017F;elbe, im &#x017F;ta&#x0364;rk&#x017F;ten Fro&#x017F;t,<lb/><hi rendition="#et">in Deut&#x017F;chland hat,</hi></l><lb/>
              <l>Ob wir gleich mehr als funfzig Grad davon entlegen.<lb/><hi rendition="#et">Dieß i&#x017F;t wahr</hi></l><lb/>
              <l>Durch u&#x0364;berzeugliche Erfahrung. Nun wird &#x017F;chon<lb/><hi rendition="#et">allgema&#x0364;hlich klar,</hi></l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Ob</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[378/0392] Betrachtungen uͤber die Natur So koͤnnen wir demnach ein Feur, ohn’ allen Glanz und Schimmer, finden; Und auch zugleich ein helles Licht, wovon wir keine Waͤrm’ empfinden. 3)Wir werden auch noch ferner leicht das Licht vom irdſchen Feuer trennen, Und, daß ſie oͤfters nicht vereint, annoch viel klaͤrer zeigen koͤnnen. Laßt uns nur auf der Alpen Spitzen, und Pic von Teneriffa gehn, Zumalen auf die Cordeliere in Perou, welche von den Hoͤhn Der Erde wohl die allerhoͤchſten. Man wird ſodann, vermuthlich, denken, Weil wir, in einer ſolchen Hoͤhe, uns naͤher zu der Sonne lenken, Daß es daſelbſt wird heiſſer ſeyn. Allein, man wage dieſes nicht Jn duͤnnen Kleidern; weil es uns an Waͤrme dorten noch gebricht, Auch in den allerdickſten Pelzen: Je hoͤher wir dort kommen werden; Je mehr empfinden wir von Kaͤlte und ſtrenger Schaͤrfe die Beſchwerden. Des Pico Luft, der vom Æquator nicht weiter liegt, als achtzehn Grad, Jſt ſchneidender, als man dieſelbe, im ſtaͤrkſten Froſt, in Deutſchland hat, Ob wir gleich mehr als funfzig Grad davon entlegen. Dieß iſt wahr Durch uͤberzeugliche Erfahrung. Nun wird ſchon allgemaͤhlich klar, Ob

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/392
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/392>, abgerufen am 23.11.2024.