Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
des Lichts und der Wärme.
Daß dieses Feuer, unaufhörlich, das Leben in der
ganzen Welt,

Doch von der Sonnen nicht verursacht, noch von dem
Licht, das Seyn erhält;

Auch daß das, so es von der Sonnen empfängt, in
anders nicht bestehet,

Als in dem Druck und schnellen Drang, des hellen Lich-
tes Flüßigkeit,

Als durch ein Mittel, dessen reg- und fliessende Be-
schaffenheit

Vom Feur sich bis zur Sonn' erstreckt, von einem
bis zur andern gehet;

Daß solch ein Feuer um uns ist, auch daß dem Feur
das Licht nicht eigen:

Davon will ich euch klare Proben, statt ungewisser
Schlüsse, zeigen.
1)
Man kann ein' angenehme Wärme in einem
dunklen Ort verspühren,

Und ein hellglänzend Licht, durchs Fenster, in ein
sehr kaltes Zimmer führen.
2)
Das Feur in einer warmen Stube ist fühlbar,
obgleich unser' Augen,

Die sonst so leicht gerühret sind, davon nichts zu be-
merken taugen;

Jndem das Feur, wie stark es gleich, da es vertheilet
und verbreitet,

Wenns nicht gepreßt wird und gedrengt, das Licht
nicht nach dem Auge leitet:

Da gegentheils, das Licht vom Mond, das Auge trifft
im Wiederschlag,

Und doch auch, die geringste Wärm' auf uns zu wir-
ken, nicht vermag.
So
A a 5
des Lichts und der Waͤrme.
Daß dieſes Feuer, unaufhoͤrlich, das Leben in der
ganzen Welt,

Doch von der Sonnen nicht verurſacht, noch von dem
Licht, das Seyn erhaͤlt;

Auch daß das, ſo es von der Sonnen empfaͤngt, in
anders nicht beſtehet,

Als in dem Druck und ſchnellen Drang, des hellen Lich-
tes Fluͤßigkeit,

Als durch ein Mittel, deſſen reg- und flieſſende Be-
ſchaffenheit

Vom Feur ſich bis zur Sonn’ erſtreckt, von einem
bis zur andern gehet;

Daß ſolch ein Feuer um uns iſt, auch daß dem Feur
das Licht nicht eigen:

Davon will ich euch klare Proben, ſtatt ungewiſſer
Schluͤſſe, zeigen.
1)
Man kann ein’ angenehme Waͤrme in einem
dunklen Ort verſpuͤhren,

Und ein hellglaͤnzend Licht, durchs Fenſter, in ein
ſehr kaltes Zimmer fuͤhren.
2)
Das Feur in einer warmen Stube iſt fuͤhlbar,
obgleich unſer’ Augen,

Die ſonſt ſo leicht geruͤhret ſind, davon nichts zu be-
merken taugen;

Jndem das Feur, wie ſtark es gleich, da es vertheilet
und verbreitet,

Wenns nicht gepreßt wird und gedrengt, das Licht
nicht nach dem Auge leitet:

Da gegentheils, das Licht vom Mond, das Auge trifft
im Wiederſchlag,

Und doch auch, die geringſte Waͤrm’ auf uns zu wir-
ken, nicht vermag.
So
A a 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0391" n="377"/>
              <fw place="top" type="header">des Lichts und der Wa&#x0364;rme.</fw><lb/>
              <lg n="28">
                <l>Daß die&#x017F;es Feuer, unaufho&#x0364;rlich, das Leben in der<lb/><hi rendition="#et">ganzen Welt,</hi></l><lb/>
                <l>Doch von der Sonnen nicht verur&#x017F;acht, noch von dem<lb/><hi rendition="#et">Licht, das Seyn erha&#x0364;lt;</hi></l><lb/>
                <l>Auch daß das, &#x017F;o es von der Sonnen empfa&#x0364;ngt, in<lb/><hi rendition="#et">anders nicht be&#x017F;tehet,</hi></l><lb/>
                <l>Als in dem Druck und &#x017F;chnellen Drang, des hellen Lich-<lb/><hi rendition="#et">tes Flu&#x0364;ßigkeit,</hi></l><lb/>
                <l>Als durch ein Mittel, de&#x017F;&#x017F;en reg- und flie&#x017F;&#x017F;ende Be-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chaffenheit</hi></l><lb/>
                <l>Vom Feur &#x017F;ich bis zur Sonn&#x2019; er&#x017F;treckt, von einem<lb/><hi rendition="#et">bis zur andern gehet;</hi></l><lb/>
                <l>Daß &#x017F;olch ein Feuer um uns i&#x017F;t, auch daß dem Feur<lb/><hi rendition="#et">das Licht nicht eigen:</hi></l><lb/>
                <l>Davon will ich euch klare Proben, &#x017F;tatt ungewi&#x017F;&#x017F;er<lb/><hi rendition="#et">Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, zeigen.</hi></l>
              </lg>
            </lg><lb/>
            <lg type="poem">
              <head>1)</head>
              <l>Man kann ein&#x2019; angenehme <hi rendition="#fr">Wa&#x0364;rme</hi> in einem<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">dunklen</hi> Ort ver&#x017F;pu&#x0364;hren,</hi></l><lb/>
              <l>Und ein hellgla&#x0364;nzend <hi rendition="#fr">Licht,</hi> durchs Fen&#x017F;ter, in ein<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ehr <hi rendition="#fr">kaltes</hi> Zimmer fu&#x0364;hren.</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg type="poem">
              <head>2)</head>
              <l>Das Feur in einer warmen Stube i&#x017F;t fu&#x0364;hlbar,<lb/><hi rendition="#et">obgleich un&#x017F;er&#x2019; Augen,</hi></l><lb/>
              <l>Die &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;o leicht geru&#x0364;hret &#x017F;ind, davon nichts zu be-<lb/><hi rendition="#et">merken taugen;</hi></l><lb/>
              <l>Jndem das Feur, wie &#x017F;tark es gleich, da es vertheilet<lb/><hi rendition="#et">und verbreitet,</hi></l><lb/>
              <l>Wenns nicht gepreßt wird und gedrengt, das Licht<lb/><hi rendition="#et">nicht nach dem Auge leitet:</hi></l><lb/>
              <l>Da gegentheils, das Licht vom Mond, das Auge trifft<lb/><hi rendition="#et">im Wieder&#x017F;chlag,</hi></l><lb/>
              <l>Und doch auch, die gering&#x017F;te Wa&#x0364;rm&#x2019; auf uns zu wir-<lb/><hi rendition="#et">ken, nicht vermag.</hi></l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">A a 5</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[377/0391] des Lichts und der Waͤrme. Daß dieſes Feuer, unaufhoͤrlich, das Leben in der ganzen Welt, Doch von der Sonnen nicht verurſacht, noch von dem Licht, das Seyn erhaͤlt; Auch daß das, ſo es von der Sonnen empfaͤngt, in anders nicht beſtehet, Als in dem Druck und ſchnellen Drang, des hellen Lich- tes Fluͤßigkeit, Als durch ein Mittel, deſſen reg- und flieſſende Be- ſchaffenheit Vom Feur ſich bis zur Sonn’ erſtreckt, von einem bis zur andern gehet; Daß ſolch ein Feuer um uns iſt, auch daß dem Feur das Licht nicht eigen: Davon will ich euch klare Proben, ſtatt ungewiſſer Schluͤſſe, zeigen. 1)Man kann ein’ angenehme Waͤrme in einem dunklen Ort verſpuͤhren, Und ein hellglaͤnzend Licht, durchs Fenſter, in ein ſehr kaltes Zimmer fuͤhren. 2)Das Feur in einer warmen Stube iſt fuͤhlbar, obgleich unſer’ Augen, Die ſonſt ſo leicht geruͤhret ſind, davon nichts zu be- merken taugen; Jndem das Feur, wie ſtark es gleich, da es vertheilet und verbreitet, Wenns nicht gepreßt wird und gedrengt, das Licht nicht nach dem Auge leitet: Da gegentheils, das Licht vom Mond, das Auge trifft im Wiederſchlag, Und doch auch, die geringſte Waͤrm’ auf uns zu wir- ken, nicht vermag. So A a 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/391
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/391>, abgerufen am 23.11.2024.