Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
des Lichts und der Wärme.
Daß er aus lauter zarten Bläschen bestehet, haben
wir gesehn,

Durch welche tausend Wunder-Werk', im Regen, Blitz
und Thau, geschehn. *

Jetzt zeiget uns sein zarter Körper noch einen neuen
Nutzen an,

Da man, durch sein durchsichtigs Wesen, die Himmels-
Körper sehen kann,

Und auch zugleich, durch ihr Geweb', ein unaussprech-
lichs Gut empfänget,

Da sie nicht nur den Tag uns schafft; ihn auch noch,
früh und spät, verlänget.

Wenn unsrer Erden Fläche sich dem Sonnen-Licht, auf
achtzehn Grad,

Des Morgens, kaum genähert hat;
Empfängt die Luft, die zwanzig Meilen noch höher, als
die Erde, stehet,

Bereits vom Sonnen-Licht die Kraft; die sie berührt,
und in sie gehet,

Sich bieget, und sich abwärts lenkt,
Und sich, das Licht stets reflectirend, dadurch zu uns
herunter senkt:

Wodurch, indem die Lichtes-Theile beständig in der
Wirkung bleiben,

Sie sich, nicht nur in gleichem Strich; auf allen Sei-
ten, um sich treiben,

Und dadurch alle Ding' erhellen, die neben, um und an
uns seyn,

Mit einem, durch der Luft Natur erregten, mittelbaren
Schein.
Der
* Siehe den Anhang zur Seifen-Blase, VII. Th. S. 479.
des Lichts und der Waͤrme.
Daß er aus lauter zarten Blaͤschen beſtehet, haben
wir geſehn,

Durch welche tauſend Wunder-Werk’, im Regen, Blitz
und Thau, geſchehn. *

Jetzt zeiget uns ſein zarter Koͤrper noch einen neuen
Nutzen an,

Da man, durch ſein durchſichtigs Weſen, die Himmels-
Koͤrper ſehen kann,

Und auch zugleich, durch ihr Geweb’, ein unausſprech-
lichs Gut empfaͤnget,

Da ſie nicht nur den Tag uns ſchafft; ihn auch noch,
fruͤh und ſpaͤt, verlaͤnget.

Wenn unſrer Erden Flaͤche ſich dem Sonnen-Licht, auf
achtzehn Grad,

Des Morgens, kaum genaͤhert hat;
Empfaͤngt die Luft, die zwanzig Meilen noch hoͤher, als
die Erde, ſtehet,

Bereits vom Sonnen-Licht die Kraft; die ſie beruͤhrt,
und in ſie gehet,

Sich bieget, und ſich abwaͤrts lenkt,
Und ſich, das Licht ſtets reflectirend, dadurch zu uns
herunter ſenkt:

Wodurch, indem die Lichtes-Theile beſtaͤndig in der
Wirkung bleiben,

Sie ſich, nicht nur in gleichem Strich; auf allen Sei-
ten, um ſich treiben,

Und dadurch alle Ding’ erhellen, die neben, um und an
uns ſeyn,

Mit einem, durch der Luft Natur erregten, mittelbaren
Schein.
Der
* Siehe den Anhang zur Seifen-Blaſe, VII. Th. S. 479.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0379" n="365"/>
              <fw place="top" type="header">des Lichts und der Wa&#x0364;rme.</fw><lb/>
              <lg n="11">
                <l>Daß er aus lauter zarten Bla&#x0364;schen be&#x017F;tehet, haben<lb/><hi rendition="#et">wir ge&#x017F;ehn,</hi></l><lb/>
                <l>Durch welche tau&#x017F;end Wunder-Werk&#x2019;, im Regen, Blitz<lb/><hi rendition="#et">und Thau, ge&#x017F;chehn. <note place="foot" n="*">Siehe den Anhang zur Seifen-Bla&#x017F;e, <hi rendition="#aq">VII.</hi> Th. S. 479.</note></hi></l><lb/>
                <l>Jetzt zeiget uns &#x017F;ein zarter Ko&#x0364;rper noch einen neuen<lb/><hi rendition="#et">Nutzen an,</hi></l><lb/>
                <l>Da man, durch &#x017F;ein durch&#x017F;ichtigs We&#x017F;en, die Himmels-<lb/><hi rendition="#et">Ko&#x0364;rper &#x017F;ehen kann,</hi></l><lb/>
                <l>Und auch zugleich, durch ihr Geweb&#x2019;, ein unaus&#x017F;prech-<lb/><hi rendition="#et">lichs Gut empfa&#x0364;nget,</hi></l><lb/>
                <l>Da &#x017F;ie nicht nur den Tag uns &#x017F;chafft; ihn auch noch,<lb/><hi rendition="#et">fru&#x0364;h und &#x017F;pa&#x0364;t, verla&#x0364;nget.</hi></l><lb/>
                <l>Wenn un&#x017F;rer Erden Fla&#x0364;che &#x017F;ich dem Sonnen-Licht, auf<lb/><hi rendition="#et">achtzehn Grad,</hi></l><lb/>
                <l>Des Morgens, kaum gena&#x0364;hert hat;</l><lb/>
                <l>Empfa&#x0364;ngt die Luft, die zwanzig Meilen noch ho&#x0364;her, als<lb/><hi rendition="#et">die Erde, &#x017F;tehet,</hi></l><lb/>
                <l>Bereits vom Sonnen-Licht die Kraft; die &#x017F;ie beru&#x0364;hrt,<lb/><hi rendition="#et">und in &#x017F;ie gehet,</hi></l><lb/>
                <l>Sich bieget, und &#x017F;ich abwa&#x0364;rts lenkt,</l><lb/>
                <l>Und &#x017F;ich, das Licht &#x017F;tets reflectirend, dadurch zu uns<lb/><hi rendition="#et">herunter &#x017F;enkt:</hi></l><lb/>
                <l>Wodurch, indem die Lichtes-Theile be&#x017F;ta&#x0364;ndig in der<lb/><hi rendition="#et">Wirkung bleiben,</hi></l><lb/>
                <l>Sie &#x017F;ich, nicht nur in gleichem Strich; auf allen Sei-<lb/><hi rendition="#et">ten, um &#x017F;ich treiben,</hi></l><lb/>
                <l>Und dadurch alle Ding&#x2019; erhellen, die neben, um und an<lb/><hi rendition="#et">uns &#x017F;eyn,</hi></l><lb/>
                <l>Mit einem, durch der Luft Natur erregten, mittelbaren<lb/><hi rendition="#et">Schein.</hi></l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[365/0379] des Lichts und der Waͤrme. Daß er aus lauter zarten Blaͤschen beſtehet, haben wir geſehn, Durch welche tauſend Wunder-Werk’, im Regen, Blitz und Thau, geſchehn. * Jetzt zeiget uns ſein zarter Koͤrper noch einen neuen Nutzen an, Da man, durch ſein durchſichtigs Weſen, die Himmels- Koͤrper ſehen kann, Und auch zugleich, durch ihr Geweb’, ein unausſprech- lichs Gut empfaͤnget, Da ſie nicht nur den Tag uns ſchafft; ihn auch noch, fruͤh und ſpaͤt, verlaͤnget. Wenn unſrer Erden Flaͤche ſich dem Sonnen-Licht, auf achtzehn Grad, Des Morgens, kaum genaͤhert hat; Empfaͤngt die Luft, die zwanzig Meilen noch hoͤher, als die Erde, ſtehet, Bereits vom Sonnen-Licht die Kraft; die ſie beruͤhrt, und in ſie gehet, Sich bieget, und ſich abwaͤrts lenkt, Und ſich, das Licht ſtets reflectirend, dadurch zu uns herunter ſenkt: Wodurch, indem die Lichtes-Theile beſtaͤndig in der Wirkung bleiben, Sie ſich, nicht nur in gleichem Strich; auf allen Sei- ten, um ſich treiben, Und dadurch alle Ding’ erhellen, die neben, um und an uns ſeyn, Mit einem, durch der Luft Natur erregten, mittelbaren Schein. Der * Siehe den Anhang zur Seifen-Blaſe, VII. Th. S. 479.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/379
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/379>, abgerufen am 22.11.2024.