Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
Gedanken über Hn. Rösels Jnsecten-Werk.
Dennoch soll mich dieß nicht hindern. Meine Hoffnung
geht dahin,

Daß vermuthlich, auf der Erden,
Zeiten annoch kommen werden,
Wo die Menschen nicht so sehr, als wie jetzo, von der Spuhr
Der, zu ihrem wahren Schöpfer einzig führenden, Natur,
Durch Exempel, durch Gewohnheit, ja auch, leider! gar
durch Lehren,

Sträflich abgezogen werden, und, wo, deine Mahlereyen,
Ja, vielleicht auch meine Schriften, Menschen Augen
mehr erfreuen,

Und zum Schöpfer führen dürften. Um dich länger nicht
zu stöhren,

Brech ich hier, mein sonst vielleicht gar zu langes Schrei-
ben, ab,

Das dir ungeschminkte Proben meiner sondern Achtung
gab.

Denke, wenn du es vielleicht mehr als einmal dürftest lesen,
Daß ich dir ergeben bleibe, so wie ich es längst gewesen.


Betrach-
Gedanken uͤber Hn. Roͤſels Jnſecten-Werk.
Dennoch ſoll mich dieß nicht hindern. Meine Hoffnung
geht dahin,

Daß vermuthlich, auf der Erden,
Zeiten annoch kommen werden,
Wo die Menſchen nicht ſo ſehr, als wie jetzo, von der Spuhr
Der, zu ihrem wahren Schoͤpfer einzig fuͤhrenden, Natur,
Durch Exempel, durch Gewohnheit, ja auch, leider! gar
durch Lehren,

Straͤflich abgezogen werden, und, wo, deine Mahlereyen,
Ja, vielleicht auch meine Schriften, Menſchen Augen
mehr erfreuen,

Und zum Schoͤpfer fuͤhren duͤrften. Um dich laͤnger nicht
zu ſtoͤhren,

Brech ich hier, mein ſonſt vielleicht gar zu langes Schrei-
ben, ab,

Das dir ungeſchminkte Proben meiner ſondern Achtung
gab.

Denke, wenn du es vielleicht mehr als einmal duͤrfteſt leſen,
Daß ich dir ergeben bleibe, ſo wie ich es laͤngſt geweſen.


Betrach-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0270" n="256"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Gedanken u&#x0364;ber Hn. Ro&#x0364;&#x017F;els Jn&#x017F;ecten-Werk.</hi> </fw><lb/>
              <lg n="8">
                <l>Dennoch &#x017F;oll mich dieß nicht hindern. Meine Hoffnung<lb/><hi rendition="#et">geht dahin,</hi></l><lb/>
                <l>Daß vermuthlich, auf der Erden,</l><lb/>
                <l>Zeiten annoch kommen werden,</l><lb/>
                <l>Wo die Men&#x017F;chen nicht &#x017F;o &#x017F;ehr, als wie jetzo, von der Spuhr</l><lb/>
                <l>Der, zu ihrem wahren Scho&#x0364;pfer einzig fu&#x0364;hrenden, Natur,</l><lb/>
                <l>Durch Exempel, durch Gewohnheit, ja auch, leider! gar<lb/><hi rendition="#et">durch Lehren,</hi></l><lb/>
                <l>Stra&#x0364;flich abgezogen werden, und, wo, deine Mahlereyen,</l><lb/>
                <l>Ja, vielleicht auch meine Schriften, Men&#x017F;chen Augen<lb/><hi rendition="#et">mehr erfreuen,</hi></l><lb/>
                <l>Und zum Scho&#x0364;pfer fu&#x0364;hren du&#x0364;rften. Um dich la&#x0364;nger nicht<lb/><hi rendition="#et">zu &#x017F;to&#x0364;hren,</hi></l><lb/>
                <l>Brech ich hier, mein &#x017F;on&#x017F;t vielleicht gar zu langes Schrei-<lb/><hi rendition="#et">ben, ab,</hi></l><lb/>
                <l>Das dir unge&#x017F;chminkte Proben meiner &#x017F;ondern Achtung<lb/><hi rendition="#et">gab.</hi></l><lb/>
                <l>Denke, wenn du es vielleicht mehr als einmal du&#x0364;rfte&#x017F;t le&#x017F;en,</l><lb/>
                <l>Daß ich dir ergeben bleibe, &#x017F;o wie ich es la&#x0364;ng&#x017F;t gewe&#x017F;en.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Betrach-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[256/0270] Gedanken uͤber Hn. Roͤſels Jnſecten-Werk. Dennoch ſoll mich dieß nicht hindern. Meine Hoffnung geht dahin, Daß vermuthlich, auf der Erden, Zeiten annoch kommen werden, Wo die Menſchen nicht ſo ſehr, als wie jetzo, von der Spuhr Der, zu ihrem wahren Schoͤpfer einzig fuͤhrenden, Natur, Durch Exempel, durch Gewohnheit, ja auch, leider! gar durch Lehren, Straͤflich abgezogen werden, und, wo, deine Mahlereyen, Ja, vielleicht auch meine Schriften, Menſchen Augen mehr erfreuen, Und zum Schoͤpfer fuͤhren duͤrften. Um dich laͤnger nicht zu ſtoͤhren, Brech ich hier, mein ſonſt vielleicht gar zu langes Schrei- ben, ab, Das dir ungeſchminkte Proben meiner ſondern Achtung gab. Denke, wenn du es vielleicht mehr als einmal duͤrfteſt leſen, Daß ich dir ergeben bleibe, ſo wie ich es laͤngſt geweſen. Betrach-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/270
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/270>, abgerufen am 03.12.2024.