Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Das herrliche Schau-Spiel der Natur. Was für ein herrliches Spectakel! was für ein Schimmer! Alles blühet! Was für Figuren! welche Farben! Wie hat sich die Natur bemühet, Das Welt-Theater auszuschmücken! Welch holde Schön- heit! welch ein Glanz! Es scheinet Feld und Wald und Garten und Berg und Thal, ein Bluhmen-Kranz. Erstaunter Menschen-Geist, erwege! Für dich ist alle diese Pracht, Auf diesem wunderschönen Schau-Platz, für dich allein, hervorgebracht. Durch die dazu geschenkte Augen, vermagst du, was so wunderschön, Zu nutzen, und dir zuzueignen. Du kannst, du sollt, du mußt sie sehn, Zu deiner Lust, und Dem zum Preise, Der dir die Augen und das Leben, Auch so viel schöne Gegenwürfe, dich zu belustigen, gegeben. Die Bluhmen könnten alle da seyn; was hülf' es dir, wär dein Gesicht, Zu diesem schön geschmückten Wunder, so wunderbar nicht zugericht, Das Licht zugleich dir nicht verliehn? Du würdst, in schwarzen Finsternissen, Auch mitten unter allen Bluhmen, von allen Bluhmen nichtes wissen. Unleug-
Das herrliche Schau-Spiel der Natur. Was fuͤr ein herrliches Spectakel! was fuͤr ein Schimmer! Alles bluͤhet! Was fuͤr Figuren! welche Farben! Wie hat ſich die Natur bemuͤhet, Das Welt-Theater auszuſchmuͤcken! Welch holde Schoͤn- heit! welch ein Glanz! Es ſcheinet Feld und Wald und Garten und Berg und Thal, ein Bluhmen-Kranz. Erſtaunter Menſchen-Geiſt, erwege! Fuͤr dich iſt alle dieſe Pracht, Auf dieſem wunderſchoͤnen Schau-Platz, fuͤr dich allein, hervorgebracht. Durch die dazu geſchenkte Augen, vermagſt du, was ſo wunderſchoͤn, Zu nutzen, und dir zuzueignen. Du kannſt, du ſollt, du mußt ſie ſehn, Zu deiner Luſt, und Dem zum Preiſe, Der dir die Augen und das Leben, Auch ſo viel ſchoͤne Gegenwuͤrfe, dich zu beluſtigen, gegeben. Die Bluhmen koͤnnten alle da ſeyn; was huͤlf’ es dir, waͤr dein Geſicht, Zu dieſem ſchoͤn geſchmuͤckten Wunder, ſo wunderbar nicht zugericht, Das Licht zugleich dir nicht verliehn? Du wuͤrdſt, in ſchwarzen Finſterniſſen, Auch mitten unter allen Bluhmen, von allen Bluhmen nichtes wiſſen. Unleug-
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Das herrliche Schau-Spiel
der Natur.
Was fuͤr ein herrliches Spectakel! was fuͤr ein
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Was fuͤr Figuren! welche Farben! Wie hat ſich die
Natur bemuͤhet,
Das Welt-Theater auszuſchmuͤcken! Welch holde Schoͤn-
heit! welch ein Glanz!
Es ſcheinet Feld und Wald und Garten und Berg und
Thal, ein Bluhmen-Kranz.
Erſtaunter Menſchen-Geiſt, erwege! Fuͤr dich iſt
alle dieſe Pracht,
Auf dieſem wunderſchoͤnen Schau-Platz, fuͤr dich allein,
hervorgebracht.
Durch die dazu geſchenkte Augen, vermagſt du, was
ſo wunderſchoͤn,
Zu nutzen, und dir zuzueignen. Du kannſt, du ſollt,
du mußt ſie ſehn,
Zu deiner Luſt, und Dem zum Preiſe, Der dir die Augen
und das Leben,
Auch ſo viel ſchoͤne Gegenwuͤrfe, dich zu beluſtigen, gegeben.
Die Bluhmen koͤnnten alle da ſeyn; was huͤlf’ es dir,
waͤr dein Geſicht,
Zu dieſem ſchoͤn geſchmuͤckten Wunder, ſo wunderbar
nicht zugericht,
Das Licht zugleich dir nicht verliehn? Du wuͤrdſt, in
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Auch mitten unter allen Bluhmen, von allen Bluhmen
nichtes wiſſen.
Unleug-
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