Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
Rosen-Betrachtung.
Die Augen-Lust vermehrt' in mir mein erst empfun-
denes Vergnügen,

Und dacht ich: Der mir meine Lust, durch ein so schön
Geschenk, vermehrt,

Jst eines wiederholten Danks, und eines brünstgen
Wunsches, wehrt.

Jch wünscht': Es möge dieser Fürst auf Anmuth-
Rosen stetig liegen!
Es blühn in Seiner Helden-Seele, beständig,
Rosen süßer Lust!
Jhm seyn, bey einem hohen Alter, des Alters Dor-
nen nie bewußt!
Das Gold der Unvergänglichkeit muß Seinen
ewgen Nachruhm krönen!
Das tausendzüngige Gerücht laß Seine Vollen-
kommenheit,
Auch auf die allerspätste Zeit,
Durch ihre Ruhm-Trompet, ertönen!
Hierauf ergriff ich meine Rosen von neuem wieder;
tränkte mich

Mit ihrem Balsam, der aus ihnen, in unsichtbaren
Dünsten, raucht,

Den ihre purpurfarbne Höhle, für unsre Nasen, von sich
haucht,

Und merkt' an ihnen eigentlich
Noch eine nie bemerkte Lust,
Wenn man sie mit Bedacht gebraucht.
Wie
Roſen-Betrachtung.
Die Augen-Luſt vermehrt’ in mir mein erſt empfun-
denes Vergnuͤgen,

Und dacht ich: Der mir meine Luſt, durch ein ſo ſchoͤn
Geſchenk, vermehrt,

Jſt eines wiederholten Danks, und eines bruͤnſtgen
Wunſches, wehrt.

Jch wuͤnſcht’: Es moͤge dieſer Fuͤrſt auf Anmuth-
Roſen ſtetig liegen!
Es bluͤhn in Seiner Helden-Seele, beſtaͤndig,
Roſen ſuͤßer Luſt!
Jhm ſeyn, bey einem hohen Alter, des Alters Dor-
nen nie bewußt!
Das Gold der Unvergaͤnglichkeit muß Seinen
ewgen Nachruhm kroͤnen!
Das tauſendzuͤngige Geruͤcht laß Seine Vollen-
kommenheit,
Auch auf die allerſpaͤtſte Zeit,
Durch ihre Ruhm-Trompet, ertoͤnen!
Hierauf ergriff ich meine Roſen von neuem wieder;
traͤnkte mich

Mit ihrem Balſam, der aus ihnen, in unſichtbaren
Duͤnſten, raucht,

Den ihre purpurfarbne Hoͤhle, fuͤr unſre Naſen, von ſich
haucht,

Und merkt’ an ihnen eigentlich
Noch eine nie bemerkte Luſt,
Wenn man ſie mit Bedacht gebraucht.
Wie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0140" n="126"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Ro&#x017F;en-Betrachtung.</hi> </fw><lb/>
              <lg n="9">
                <l>Die Augen-Lu&#x017F;t vermehrt&#x2019; in mir mein er&#x017F;t empfun-<lb/><hi rendition="#et">denes Vergnu&#x0364;gen,</hi></l><lb/>
                <l>Und dacht ich: Der mir meine Lu&#x017F;t, durch ein &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n<lb/><hi rendition="#et">Ge&#x017F;chenk, vermehrt,</hi></l><lb/>
                <l>J&#x017F;t eines wiederholten Danks, und eines bru&#x0364;n&#x017F;tgen<lb/><hi rendition="#et">Wun&#x017F;ches, wehrt.</hi></l><lb/>
                <l>Jch wu&#x0364;n&#x017F;cht&#x2019;: <hi rendition="#fr">Es mo&#x0364;ge die&#x017F;er Fu&#x0364;r&#x017F;t auf Anmuth-</hi></l><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">Ro&#x017F;en &#x017F;tetig liegen!</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#et">Es blu&#x0364;hn in Seiner Helden-Seele, be&#x017F;ta&#x0364;ndig,<lb/><hi rendition="#et">Ro&#x017F;en &#x017F;u&#x0364;ßer Lu&#x017F;t!</hi><lb/>
Jhm &#x017F;eyn, bey einem hohen Alter, des Alters Dor-<lb/><hi rendition="#et">nen nie bewußt!</hi><lb/>
Das Gold der Unverga&#x0364;nglichkeit muß Seinen<lb/><hi rendition="#et">ewgen Nachruhm kro&#x0364;nen!</hi><lb/>
Das tau&#x017F;endzu&#x0364;ngige Geru&#x0364;cht laß Seine Vollen-<lb/><hi rendition="#et">kommenheit,</hi><lb/>
Auch auf die aller&#x017F;pa&#x0364;t&#x017F;te Zeit,<lb/>
Durch ihre Ruhm-Trompet, erto&#x0364;nen!</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <lg n="10">
                <l>Hierauf ergriff ich meine Ro&#x017F;en von neuem wieder;<lb/><hi rendition="#et">tra&#x0364;nkte mich</hi></l><lb/>
                <l>Mit ihrem Bal&#x017F;am, der aus ihnen, in un&#x017F;ichtbaren<lb/><hi rendition="#et">Du&#x0364;n&#x017F;ten, raucht,</hi></l><lb/>
                <l>Den ihre purpurfarbne Ho&#x0364;hle, fu&#x0364;r un&#x017F;re Na&#x017F;en, von &#x017F;ich<lb/><hi rendition="#et">haucht,</hi></l><lb/>
                <l>Und merkt&#x2019; an ihnen eigentlich</l><lb/>
                <l>Noch eine nie bemerkte Lu&#x017F;t,</l><lb/>
                <l>Wenn man &#x017F;ie mit Bedacht gebraucht.</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[126/0140] Roſen-Betrachtung. Die Augen-Luſt vermehrt’ in mir mein erſt empfun- denes Vergnuͤgen, Und dacht ich: Der mir meine Luſt, durch ein ſo ſchoͤn Geſchenk, vermehrt, Jſt eines wiederholten Danks, und eines bruͤnſtgen Wunſches, wehrt. Jch wuͤnſcht’: Es moͤge dieſer Fuͤrſt auf Anmuth- Roſen ſtetig liegen! Es bluͤhn in Seiner Helden-Seele, beſtaͤndig, Roſen ſuͤßer Luſt! Jhm ſeyn, bey einem hohen Alter, des Alters Dor- nen nie bewußt! Das Gold der Unvergaͤnglichkeit muß Seinen ewgen Nachruhm kroͤnen! Das tauſendzuͤngige Geruͤcht laß Seine Vollen- kommenheit, Auch auf die allerſpaͤtſte Zeit, Durch ihre Ruhm-Trompet, ertoͤnen! Hierauf ergriff ich meine Roſen von neuem wieder; traͤnkte mich Mit ihrem Balſam, der aus ihnen, in unſichtbaren Duͤnſten, raucht, Den ihre purpurfarbne Hoͤhle, fuͤr unſre Naſen, von ſich haucht, Und merkt’ an ihnen eigentlich Noch eine nie bemerkte Luſt, Wenn man ſie mit Bedacht gebraucht. Wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/140
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/140>, abgerufen am 03.05.2024.