Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
Beschreibung
Jch sah nicht minder die Ranunkeln,
Bey bunten Anemonen, funkeln;
Jch sah dieselben wunderschön,
Auf zierlich ausgeschweiften Fluren,
Jn Ranken-formigen Figuren,
Und Bluhmen, selbst in Bluhmen stehn.
Die schönen Theile, voller Glanz,
Formierten ein so herrlichs Ganz,
Daß ich, durch ihrer Farben Brand,
Mich, ausserordentlich gerühret,
Zum Schöpfer aller Welt geführet,
Und gleichsam halb entzücket, fand.
Woher, rief ich, woher entstand
Der schönen Bluhmen Pracht und Schein,
Als bloß aus Gott, aus Gott allein?
Ach möcht', ob dieser Augen-Weide,
Doch meines Herzens Lust und Freude,
Aus Gnaden, Jhm gefällig seyn!
Am Ende dieses Gartens findet
Derselbige sich ausgeründet;
Jndem daselbst die Seiten-Ecken
Sich weiter, als die Mitte, strecken.
Auf jeder stehet ein Altan,
Der eine frey, und der bedecket;
Von welchen man bemerken kann,
Wie fern sich der Gesichts-Kreis strecket.
Di[e]
Beſchreibung
Jch ſah nicht minder die Ranunkeln,
Bey bunten Anemonen, funkeln;
Jch ſah dieſelben wunderſchoͤn,
Auf zierlich ausgeſchweiften Fluren,
Jn Ranken-formigen Figuren,
Und Bluhmen, ſelbſt in Bluhmen ſtehn.
Die ſchoͤnen Theile, voller Glanz,
Formierten ein ſo herrlichs Ganz,
Daß ich, durch ihrer Farben Brand,
Mich, auſſerordentlich geruͤhret,
Zum Schoͤpfer aller Welt gefuͤhret,
Und gleichſam halb entzuͤcket, fand.
Woher, rief ich, woher entſtand
Der ſchoͤnen Bluhmen Pracht und Schein,
Als bloß aus Gott, aus Gott allein?
Ach moͤcht’, ob dieſer Augen-Weide,
Doch meines Herzens Luſt und Freude,
Aus Gnaden, Jhm gefaͤllig ſeyn!
Am Ende dieſes Gartens findet
Derſelbige ſich ausgeruͤndet;
Jndem daſelbſt die Seiten-Ecken
Sich weiter, als die Mitte, ſtrecken.
Auf jeder ſtehet ein Altan,
Der eine frey, und der bedecket;
Von welchen man bemerken kann,
Wie fern ſich der Geſichts-Kreis ſtrecket.
Di[e]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0108" n="94"/>
              <fw place="top" type="header">Be&#x017F;chreibung</fw><lb/>
              <lg n="23">
                <l>Jch &#x017F;ah nicht minder die Ranunkeln,</l><lb/>
                <l>Bey bunten Anemonen, funkeln;</l><lb/>
                <l>Jch &#x017F;ah die&#x017F;elben wunder&#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
                <l>Auf zierlich ausge&#x017F;chweiften Fluren,</l><lb/>
                <l>Jn Ranken-formigen Figuren,</l><lb/>
                <l>Und Bluhmen, &#x017F;elb&#x017F;t in Bluhmen &#x017F;tehn.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="24">
                <l>Die &#x017F;cho&#x0364;nen Theile, voller Glanz,</l><lb/>
                <l>Formierten ein &#x017F;o herrlichs Ganz,</l><lb/>
                <l>Daß ich, durch ihrer Farben Brand,</l><lb/>
                <l>Mich, au&#x017F;&#x017F;erordentlich geru&#x0364;hret,</l><lb/>
                <l>Zum Scho&#x0364;pfer aller Welt gefu&#x0364;hret,</l><lb/>
                <l>Und gleich&#x017F;am halb entzu&#x0364;cket, fand.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="25">
                <l><hi rendition="#fr">Woher,</hi> rief ich, <hi rendition="#fr">woher ent&#x017F;tand</hi></l><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr">Der &#x017F;cho&#x0364;nen Bluhmen Pracht und Schein,</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr">Als bloß aus Gott, aus Gott allein?</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr">Ach mo&#x0364;cht&#x2019;, ob die&#x017F;er Augen-Weide,</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr">Doch meines Herzens Lu&#x017F;t und Freude,</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr">Aus Gnaden, Jhm gefa&#x0364;llig &#x017F;eyn!</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <lg n="26">
                <l>Am Ende die&#x017F;es Gartens findet</l><lb/>
                <l>Der&#x017F;elbige &#x017F;ich ausgeru&#x0364;ndet;</l><lb/>
                <l>Jndem da&#x017F;elb&#x017F;t die Seiten-Ecken</l><lb/>
                <l>Sich weiter, als die Mitte, &#x017F;trecken.</l><lb/>
                <l>Auf jeder &#x017F;tehet ein Altan,</l><lb/>
                <l>Der eine frey, und der bedecket;</l><lb/>
                <l>Von welchen man bemerken kann,</l><lb/>
                <l>Wie fern &#x017F;ich der Ge&#x017F;ichts-Kreis &#x017F;trecket.</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Di<supplied>e</supplied></fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[94/0108] Beſchreibung Jch ſah nicht minder die Ranunkeln, Bey bunten Anemonen, funkeln; Jch ſah dieſelben wunderſchoͤn, Auf zierlich ausgeſchweiften Fluren, Jn Ranken-formigen Figuren, Und Bluhmen, ſelbſt in Bluhmen ſtehn. Die ſchoͤnen Theile, voller Glanz, Formierten ein ſo herrlichs Ganz, Daß ich, durch ihrer Farben Brand, Mich, auſſerordentlich geruͤhret, Zum Schoͤpfer aller Welt gefuͤhret, Und gleichſam halb entzuͤcket, fand. Woher, rief ich, woher entſtand Der ſchoͤnen Bluhmen Pracht und Schein, Als bloß aus Gott, aus Gott allein? Ach moͤcht’, ob dieſer Augen-Weide, Doch meines Herzens Luſt und Freude, Aus Gnaden, Jhm gefaͤllig ſeyn! Am Ende dieſes Gartens findet Derſelbige ſich ausgeruͤndet; Jndem daſelbſt die Seiten-Ecken Sich weiter, als die Mitte, ſtrecken. Auf jeder ſtehet ein Altan, Der eine frey, und der bedecket; Von welchen man bemerken kann, Wie fern ſich der Geſichts-Kreis ſtrecket. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/108
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/108>, abgerufen am 03.05.2024.