Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Abend-Vergnügen in dem Walde.
Nachdem ich nun, mit süsser Lust, des angelegten Waldes
Pracht,
Nebst vielen Fremd- und Eingesessnen, des Tages ofter-
mahl genossen,
Ward einst von mir, ein' Abend-Freude und ein Vergnü-
gen in der Nacht
Beym Mond-Schein auch darin zu suchen, mit allen Mei-
nigen, beschlossen.
Der Vorsatz nun ward durch das Wetter, das still und
lieblich, so beglückt,
Daß die Gesellschaft, durch die Anmuht der hellen Schat-
ten, recht erquickt
Und ungemein vergnüget ward. Wir sahn zuerst recht
wunderschön,
Durch das erleuchtete Gebüsche, der Sonnen herrlichs
Untergehn,
Das, wo nicht alle, doch verschiedne zu einer süssen An-
dacht führte,
Jndem man in der Herrlichkeit die Majestät des Schöp-
fers spürte.
Kaum sah man ihrer Strahlen Gold mit Farben, Gluht
und Glanz verschwinden,
Fing ein geschwächtes Dämmrungs-Licht sich überall an
einzufinden.
Den an sich kühlen, schattigten, belaubten und verwachs-
nen Wald
Be-
E 5
Abend-Vergnuͤgen in dem Walde.
Nachdem ich nun, mit ſuͤſſer Luſt, des angelegten Waldes
Pracht,
Nebſt vielen Fremd- und Eingeſeſſnen, des Tages ofter-
mahl genoſſen,
Ward einſt von mir, ein’ Abend-Freude und ein Vergnuͤ-
gen in der Nacht
Beym Mond-Schein auch darin zu ſuchen, mit allen Mei-
nigen, beſchloſſen.
Der Vorſatz nun ward durch das Wetter, das ſtill und
lieblich, ſo begluͤckt,
Daß die Geſellſchaft, durch die Anmuht der hellen Schat-
ten, recht erquickt
Und ungemein vergnuͤget ward. Wir ſahn zuerſt recht
wunderſchoͤn,
Durch das erleuchtete Gebuͤſche, der Sonnen herrlichs
Untergehn,
Das, wo nicht alle, doch verſchiedne zu einer ſuͤſſen An-
dacht fuͤhrte,
Jndem man in der Herrlichkeit die Majeſtaͤt des Schoͤp-
fers ſpuͤrte.
Kaum ſah man ihrer Strahlen Gold mit Farben, Gluht
und Glanz verſchwinden,
Fing ein geſchwaͤchtes Daͤmmrungs-Licht ſich uͤberall an
einzufinden.
Den an ſich kuͤhlen, ſchattigten, belaubten und verwachs-
nen Wald
Be-
E 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0091" n="73"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Abend-Vergnu&#x0364;gen in dem Walde.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">N</hi>achdem ich nun, mit &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;er Lu&#x017F;t, des angelegten Waldes</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Pracht,</hi> </l><lb/>
                <l>Neb&#x017F;t vielen Fremd- und Einge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;nen, des Tages ofter-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">mahl geno&#x017F;&#x017F;en,</hi> </l><lb/>
                <l>Ward ein&#x017F;t von mir, ein&#x2019; Abend-Freude und ein Vergnu&#x0364;-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">gen in der Nacht</hi> </l><lb/>
                <l>Beym Mond-Schein auch darin zu &#x017F;uchen, mit allen Mei-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">nigen, be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en.</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Der Vor&#x017F;atz nun ward durch das Wetter, das &#x017F;till und</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">lieblich, &#x017F;o beglu&#x0364;ckt,</hi> </l><lb/>
                <l>Daß die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft, durch die Anmuht der hellen Schat-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">ten, recht erquickt</hi> </l><lb/>
                <l>Und ungemein vergnu&#x0364;get ward. Wir &#x017F;ahn zuer&#x017F;t recht</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">wunder&#x017F;cho&#x0364;n,</hi> </l><lb/>
                <l>Durch das erleuchtete Gebu&#x0364;&#x017F;che, der Sonnen herrlichs</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Untergehn,</hi> </l><lb/>
                <l>Das, wo nicht alle, doch ver&#x017F;chiedne zu einer &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en An-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">dacht fu&#x0364;hrte,</hi> </l><lb/>
                <l>Jndem man in der Herrlichkeit die Maje&#x017F;ta&#x0364;t des Scho&#x0364;p-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">fers &#x017F;pu&#x0364;rte.</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <lg n="3">
                <l>Kaum &#x017F;ah man ihrer Strahlen Gold mit Farben, Gluht</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">und Glanz ver&#x017F;chwinden,</hi> </l><lb/>
                <l>Fing ein ge&#x017F;chwa&#x0364;chtes Da&#x0364;mmrungs-Licht &#x017F;ich u&#x0364;berall an</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">einzufinden.</hi> </l><lb/>
                <l>Den an &#x017F;ich ku&#x0364;hlen, &#x017F;chattigten, belaubten und verwachs-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">nen Wald</hi> </l><lb/>
                <fw place="bottom" type="sig">E 5</fw>
                <fw place="bottom" type="catch">Be-</fw><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[73/0091] Abend-Vergnuͤgen in dem Walde. Nachdem ich nun, mit ſuͤſſer Luſt, des angelegten Waldes Pracht, Nebſt vielen Fremd- und Eingeſeſſnen, des Tages ofter- mahl genoſſen, Ward einſt von mir, ein’ Abend-Freude und ein Vergnuͤ- gen in der Nacht Beym Mond-Schein auch darin zu ſuchen, mit allen Mei- nigen, beſchloſſen. Der Vorſatz nun ward durch das Wetter, das ſtill und lieblich, ſo begluͤckt, Daß die Geſellſchaft, durch die Anmuht der hellen Schat- ten, recht erquickt Und ungemein vergnuͤget ward. Wir ſahn zuerſt recht wunderſchoͤn, Durch das erleuchtete Gebuͤſche, der Sonnen herrlichs Untergehn, Das, wo nicht alle, doch verſchiedne zu einer ſuͤſſen An- dacht fuͤhrte, Jndem man in der Herrlichkeit die Majeſtaͤt des Schoͤp- fers ſpuͤrte. Kaum ſah man ihrer Strahlen Gold mit Farben, Gluht und Glanz verſchwinden, Fing ein geſchwaͤchtes Daͤmmrungs-Licht ſich uͤberall an einzufinden. Den an ſich kuͤhlen, ſchattigten, belaubten und verwachs- nen Wald Be- E 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/91
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/91>, abgerufen am 18.12.2024.