Ein vernünftig Menschen-Auge Findet, auch zur Winters-Zeit, Wie verschiedne Zierlichkeit Es noch zu vergnügen tauge, Wenn sichs nur so viel bemüht, Und die Dinge, die auf Erden Noch geschmückt gesehen werden, Mit Bedachtsamkeit besieht.
Wenn es itzo schneit und frieret, Wird uns eine weisse Welt, Voller Schimmer, vorgestellt, Die ein Glanz, wie Silber, zieret, Und des glatten Eises Schein Funkelt, wenn der Sonnen Strahlen Es mit tausend Farben mahlen, Wie ein Diamant so rein.
Jst es schlackricht, und es thauet; Jst doch noch die Schönheit groß, Die man in dem grünen Mooß, Der den Sammt beschämet, schauet. Wo ist wohl ein Grün so grün, Als die dicht-vereinte Spitzen, Die itzt auf den Dächern sitzen, Welche sich mit Mooß beziehn.
Wenn
Q q 3
Winter-Betrachtungen.
Ein vernuͤnftig Menſchen-Auge Findet, auch zur Winters-Zeit, Wie verſchiedne Zierlichkeit Es noch zu vergnuͤgen tauge, Wenn ſichs nur ſo viel bemuͤht, Und die Dinge, die auf Erden Noch geſchmuͤckt geſehen werden, Mit Bedachtſamkeit beſieht.
Wenn es itzo ſchneit und frieret, Wird uns eine weiſſe Welt, Voller Schimmer, vorgeſtellt, Die ein Glanz, wie Silber, zieret, Und des glatten Eiſes Schein Funkelt, wenn der Sonnen Strahlen Es mit tauſend Farben mahlen, Wie ein Diamant ſo rein.
Jſt es ſchlackricht, und es thauet; Jſt doch noch die Schoͤnheit groß, Die man in dem gruͤnen Mooß, Der den Sammt beſchaͤmet, ſchauet. Wo iſt wohl ein Gruͤn ſo gruͤn, Als die dicht-vereinte Spitzen, Die itzt auf den Daͤchern ſitzen, Welche ſich mit Mooß beziehn.
Wenn
Q q 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0631"n="613"/><divn="3"><head><hirendition="#b">Winter-Betrachtungen.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><l/><lgn="1"><l><hirendition="#in">E</hi>in vernuͤnftig Menſchen-Auge</l><lb/><l>Findet, auch zur Winters-Zeit,</l><lb/><l>Wie verſchiedne Zierlichkeit</l><lb/><l>Es noch zu vergnuͤgen tauge,</l><lb/><l>Wenn ſichs nur ſo viel bemuͤht,</l><lb/><l>Und die Dinge, die auf Erden</l><lb/><l>Noch geſchmuͤckt geſehen werden,</l><lb/><l>Mit Bedachtſamkeit beſieht.</l></lg><lb/><lgn="2"><l>Wenn es itzo ſchneit und frieret,</l><lb/><l>Wird uns eine weiſſe Welt,</l><lb/><l>Voller Schimmer, vorgeſtellt,</l><lb/><l>Die ein Glanz, wie Silber, zieret,</l><lb/><l>Und des glatten Eiſes Schein</l><lb/><l>Funkelt, wenn der Sonnen Strahlen</l><lb/><l>Es mit tauſend Farben mahlen,</l><lb/><l>Wie ein Diamant ſo rein.</l></lg><lb/><lgn="3"><l>Jſt es ſchlackricht, und es thauet;</l><lb/><l>Jſt doch noch die Schoͤnheit groß,</l><lb/><l>Die man in dem gruͤnen Mooß,</l><lb/><l>Der den Sammt beſchaͤmet, ſchauet.</l><lb/><l>Wo iſt wohl ein Gruͤn ſo gruͤn,</l><lb/><l>Als die dicht-vereinte Spitzen,</l><lb/><l>Die itzt auf den Daͤchern ſitzen,</l><lb/><l>Welche ſich mit Mooß beziehn.</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="sig">Q q 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Wenn</fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[613/0631]
Winter-Betrachtungen.
Ein vernuͤnftig Menſchen-Auge
Findet, auch zur Winters-Zeit,
Wie verſchiedne Zierlichkeit
Es noch zu vergnuͤgen tauge,
Wenn ſichs nur ſo viel bemuͤht,
Und die Dinge, die auf Erden
Noch geſchmuͤckt geſehen werden,
Mit Bedachtſamkeit beſieht.
Wenn es itzo ſchneit und frieret,
Wird uns eine weiſſe Welt,
Voller Schimmer, vorgeſtellt,
Die ein Glanz, wie Silber, zieret,
Und des glatten Eiſes Schein
Funkelt, wenn der Sonnen Strahlen
Es mit tauſend Farben mahlen,
Wie ein Diamant ſo rein.
Jſt es ſchlackricht, und es thauet;
Jſt doch noch die Schoͤnheit groß,
Die man in dem gruͤnen Mooß,
Der den Sammt beſchaͤmet, ſchauet.
Wo iſt wohl ein Gruͤn ſo gruͤn,
Als die dicht-vereinte Spitzen,
Die itzt auf den Daͤchern ſitzen,
Welche ſich mit Mooß beziehn.
Wenn
Q q 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/631>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.