Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.Frühlings-Gedicht. Um, in desselben Feder-Vieh, die kluge Wirthschaft anzusehn, Nachdem wir Feld und Wald betrachtet; gemach mit sanften Schritten gehn. Was findet sich in dem Gewühl, wenn alle durch einander fliegen, Und ihre Nahrung emsig suchen, nicht auch für Anmuht und Vergnügen! Die Henne, voller süssen Sorgen, beruft ihr tzirpendes Ge- schlecht Mit stetem Glucken um sich her. Der Hahn, stets fertig zum Gefecht, Scheint, voller Muht, sie zu bewachen; man hört ihn über- mühtig krähen. Jnzwischen, daß wir auf dem Deiche die bunt-gefleckten Endten sehen Vor ihren Jungen schnatternd schwimmen. Auch schwimmt auf dieser glatten Bahn, Mit majestätisch-ernstem Anstand und sanftem Stolz, der weisse Schwaan, Oft seegelt er, wenn er die Flügel erhaben von einander breitet, Und sie, von einem sanften Wind erfüllet, als zwey See- gel spreitet, Mit rund-gewölbtem Halse, fort. Dort geht voll Trotz der Welsche Hahn, Und kollert, fast bey jedem Tritt. Es leget dort der schöne Pfau Den Glanz- und Farben-reichen Schweif, voll Stolz und Uebermuht, zur Schau. Jnzwischen, daß die geilen Tauben, hell-klatschend in die Lüfte steigen, Und girrend ihr verliebtes Aug' und wandelbaren Nacken zeigen. Sie
Fruͤhlings-Gedicht. Um, in deſſelben Feder-Vieh, die kluge Wirthſchaft anzuſehn, Nachdem wir Feld und Wald betrachtet; gemach mit ſanften Schritten gehn. Was findet ſich in dem Gewuͤhl, wenn alle durch einander fliegen, Und ihre Nahrung emſig ſuchen, nicht auch fuͤr Anmuht und Vergnuͤgen! Die Henne, voller ſuͤſſen Sorgen, beruft ihr tzirpendes Ge- ſchlecht Mit ſtetem Glucken um ſich her. Der Hahn, ſtets fertig zum Gefecht, Scheint, voller Muht, ſie zu bewachen; man hoͤrt ihn uͤber- muͤhtig kraͤhen. Jnzwiſchen, daß wir auf dem Deiche die bunt-gefleckten Endten ſehen Vor ihren Jungen ſchnatternd ſchwimmen. Auch ſchwimmt auf dieſer glatten Bahn, Mit majeſtaͤtiſch-ernſtem Anſtand und ſanftem Stolz, der weiſſe Schwaan, Oft ſeegelt er, wenn er die Fluͤgel erhaben von einander breitet, Und ſie, von einem ſanften Wind erfuͤllet, als zwey See- gel ſpreitet, Mit rund-gewoͤlbtem Halſe, fort. Dort geht voll Trotz der Welſche Hahn, Und kollert, faſt bey jedem Tritt. Es leget dort der ſchoͤne Pfau Den Glanz- und Farben-reichen Schweif, voll Stolz und Uebermuht, zur Schau. Jnzwiſchen, daß die geilen Tauben, hell-klatſchend in die Luͤfte ſteigen, Und girrend ihr verliebtes Aug’ und wandelbaren Nacken zeigen. Sie
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Fruͤhlings-Gedicht.
Um, in deſſelben Feder-Vieh, die kluge Wirthſchaft anzuſehn,
Nachdem wir Feld und Wald betrachtet; gemach mit ſanften
Schritten gehn.
Was findet ſich in dem Gewuͤhl, wenn alle durch einander
fliegen,
Und ihre Nahrung emſig ſuchen, nicht auch fuͤr Anmuht und
Vergnuͤgen!
Die Henne, voller ſuͤſſen Sorgen, beruft ihr tzirpendes Ge-
ſchlecht
Mit ſtetem Glucken um ſich her. Der Hahn, ſtets fertig zum
Gefecht,
Scheint, voller Muht, ſie zu bewachen; man hoͤrt ihn uͤber-
muͤhtig kraͤhen.
Jnzwiſchen, daß wir auf dem Deiche die bunt-gefleckten
Endten ſehen
Vor ihren Jungen ſchnatternd ſchwimmen. Auch ſchwimmt
auf dieſer glatten Bahn,
Mit majeſtaͤtiſch-ernſtem Anſtand und ſanftem Stolz, der
weiſſe Schwaan,
Oft ſeegelt er, wenn er die Fluͤgel erhaben von einander
breitet,
Und ſie, von einem ſanften Wind erfuͤllet, als zwey See-
gel ſpreitet,
Mit rund-gewoͤlbtem Halſe, fort. Dort geht voll Trotz der
Welſche Hahn,
Und kollert, faſt bey jedem Tritt. Es leget dort der ſchoͤne
Pfau
Den Glanz- und Farben-reichen Schweif, voll Stolz und
Uebermuht, zur Schau.
Jnzwiſchen, daß die geilen Tauben, hell-klatſchend in die
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