So zeige denn ein menschlich Herz, Und suche seinen scharfen Schmerz Durch eine milde Hand zu lindern, Und, nach Vermögen, zu vermindern. Er dient und nützet dir genug. Du kannst, im Gegensatz von deinem Zu seinem Stand, und von dem seinen Zu dir, den Unterschied mit Fug Bemerken, und dadurch erkennen, Was GOtt dir Gutes wollen gönnen, So, zur Vermindrung seiner Ehre, Dir sonst verborgen blieben wäre. Man folge denn doch seiner Pflicht, Verhärte ja sein Herze nicht, Und merke diese wahre Lehre: Wir sollten uns zwar stets der Armen, Doch mehr annoch im Frost, erbarmen.
Zum
Der Strand der Elbe im Winter 1740.
So zeige denn ein menſchlich Herz, Und ſuche ſeinen ſcharfen Schmerz Durch eine milde Hand zu lindern, Und, nach Vermoͤgen, zu vermindern. Er dient und nuͤtzet dir genug. Du kannſt, im Gegenſatz von deinem Zu ſeinem Stand, und von dem ſeinen Zu dir, den Unterſchied mit Fug Bemerken, und dadurch erkennen, Was GOtt dir Gutes wollen goͤnnen, So, zur Vermindrung ſeiner Ehre, Dir ſonſt verborgen blieben waͤre. Man folge denn doch ſeiner Pflicht, Verhaͤrte ja ſein Herze nicht, Und merke dieſe wahre Lehre: Wir ſollten uns zwar ſtets der Armen, Doch mehr annoch im Froſt, erbarmen.
Zum
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[607/0625]
Der Strand der Elbe im Winter 1740.
So zeige denn ein menſchlich Herz,
Und ſuche ſeinen ſcharfen Schmerz
Durch eine milde Hand zu lindern,
Und, nach Vermoͤgen, zu vermindern.
Er dient und nuͤtzet dir genug.
Du kannſt, im Gegenſatz von deinem
Zu ſeinem Stand, und von dem ſeinen
Zu dir, den Unterſchied mit Fug
Bemerken, und dadurch erkennen,
Was GOtt dir Gutes wollen goͤnnen,
So, zur Vermindrung ſeiner Ehre,
Dir ſonſt verborgen blieben waͤre.
Man folge denn doch ſeiner Pflicht,
Verhaͤrte ja ſein Herze nicht,
Und merke dieſe wahre Lehre:
Wir ſollten uns zwar ſtets der Armen,
Doch mehr annoch im Froſt, erbarmen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 607. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/625>, abgerufen am 21.11.2024.
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