Jnzwischen dacht' ich der Gestalt Der Erden, wenn der Frost sie drücket, Bedachtsam nach, und sprach: Wie bald Wird, was man sieht, nicht mehr erblicket! Wie bald vergeht von der Natur Die itzt uns schreckende Figur! Sie schwindet, wie das Eis vergehet. Der Welt natürlich schönes Kleid Zeigt bald die vor'ge Lieblichkeit, So bald ein lauer West-Wind wehet, Und wenigstens zur Frühlings-Zeit.
Jnzwischen freuet sich mein Geist, Daß man auch, wenn es schneit und frieret, Doch auch im Frost Vergnügen spühret, Und mancher Winter-Lust geneußt. Zumahl, wenn man dabey bedenket, Daß GOtt, auch in der Winters-Zeit, Uns mancherley Bequehmlichkeit, Jn Kleidern, Holz und Pelzwerk, schenket. Doch laßt uns nicht dabey vergessen Die Noht, die manchen Armen drückt, Den weder Pelz noch Feur erquickt, Bey dieser Kälte zu ermessen. Jn dieses Winters Grimmigkeit Laßt uns nicht säumen mitzutheilen! Besonders ist es itzo Zeit Den Dürftigen zu Hülf' zu eilen.
Du könntst in seiner Stelle seyn, Du hast den Wohlstand, der dir grünet, Und deiner Wohlfahrt Sonnenschein, Gewiß nicht mehr, als er, verdienet.
So
Der Strand der Elbe im Winter 1740.
Jnzwiſchen dacht’ ich der Geſtalt Der Erden, wenn der Froſt ſie druͤcket, Bedachtſam nach, und ſprach: Wie bald Wird, was man ſieht, nicht mehr erblicket! Wie bald vergeht von der Natur Die itzt uns ſchreckende Figur! Sie ſchwindet, wie das Eis vergehet. Der Welt natuͤrlich ſchoͤnes Kleid Zeigt bald die vor’ge Lieblichkeit, So bald ein lauer Weſt-Wind wehet, Und wenigſtens zur Fruͤhlings-Zeit.
Jnzwiſchen freuet ſich mein Geiſt, Daß man auch, wenn es ſchneit und frieret, Doch auch im Froſt Vergnuͤgen ſpuͤhret, Und mancher Winter-Luſt geneußt. Zumahl, wenn man dabey bedenket, Daß GOtt, auch in der Winters-Zeit, Uns mancherley Bequehmlichkeit, Jn Kleidern, Holz und Pelzwerk, ſchenket. Doch laßt uns nicht dabey vergeſſen Die Noht, die manchen Armen druͤckt, Den weder Pelz noch Feur erquickt, Bey dieſer Kaͤlte zu ermeſſen. Jn dieſes Winters Grimmigkeit Laßt uns nicht ſaͤumen mitzutheilen! Beſonders iſt es itzo Zeit Den Duͤrftigen zu Huͤlf’ zu eilen.
Du koͤnntſt in ſeiner Stelle ſeyn, Du haſt den Wohlſtand, der dir gruͤnet, Und deiner Wohlfahrt Sonnenſchein, Gewiß nicht mehr, als er, verdienet.
So
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Der Strand der Elbe im Winter 1740.
Jnzwiſchen dacht’ ich der Geſtalt
Der Erden, wenn der Froſt ſie druͤcket,
Bedachtſam nach, und ſprach: Wie bald
Wird, was man ſieht, nicht mehr erblicket!
Wie bald vergeht von der Natur
Die itzt uns ſchreckende Figur!
Sie ſchwindet, wie das Eis vergehet.
Der Welt natuͤrlich ſchoͤnes Kleid
Zeigt bald die vor’ge Lieblichkeit,
So bald ein lauer Weſt-Wind wehet,
Und wenigſtens zur Fruͤhlings-Zeit.
Jnzwiſchen freuet ſich mein Geiſt,
Daß man auch, wenn es ſchneit und frieret,
Doch auch im Froſt Vergnuͤgen ſpuͤhret,
Und mancher Winter-Luſt geneußt.
Zumahl, wenn man dabey bedenket,
Daß GOtt, auch in der Winters-Zeit,
Uns mancherley Bequehmlichkeit,
Jn Kleidern, Holz und Pelzwerk, ſchenket.
Doch laßt uns nicht dabey vergeſſen
Die Noht, die manchen Armen druͤckt,
Den weder Pelz noch Feur erquickt,
Bey dieſer Kaͤlte zu ermeſſen.
Jn dieſes Winters Grimmigkeit
Laßt uns nicht ſaͤumen mitzutheilen!
Beſonders iſt es itzo Zeit
Den Duͤrftigen zu Huͤlf’ zu eilen.
Du koͤnntſt in ſeiner Stelle ſeyn,
Du haſt den Wohlſtand, der dir gruͤnet,
Und deiner Wohlfahrt Sonnenſchein,
Gewiß nicht mehr, als er, verdienet.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/624>, abgerufen am 24.11.2024.
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