Daß es Bewunderns würdig war. Es war, nur daß so Kraut als Blätter Der Erden und den Bäumen fehlten, ein kühl- und rechtes Sommer-Wetter. Die Lerche sang, im hellen Ton, so lieblich, als verwun- derlich Und süß. Und also endigte des Jahres erster Monat sich.
1 Der erste Tag des Februars war auch nicht weniger gelinde, Es war der Himmel zwar bedeckt, es weheten die Sü- den-Winde Doch sanft, so daß es gar nicht kalt, das Wetter folglich lieblich war, Zumahl, da Nachmittags annoch die Luft erheitert, hell und klar, Und, durch den untergehnden Strahl der Sonnen, alles recht vergüldet, So Erd' und Wasser helle ward, es war ein Abendroht gebildet So schön, als man es selten sieht. Jch sah darauf der Sternen Pracht, So daß ich, voll Ergetzen, rief: Mein GOtt, welch eine schöne Nacht!
2 Am andern schneit es frühe stark, das Feld ward schnell mit Schnee bedecket, So daß, da aus dem weissen Schnee die grüne Saat die Spitzen stecket, Was erst in einem gelben Grünen, im Augenblick ein weislich Grün, Und, wie das schönste Seladon, aus grün und weiß gemischtes, schien.
Weil
Beſchreibung einer lieblichen
Daß es Bewunderns wuͤrdig war. Es war, nur daß ſo Kraut als Blaͤtter Der Erden und den Baͤumen fehlten, ein kuͤhl- und rechtes Sommer-Wetter. Die Lerche ſang, im hellen Ton, ſo lieblich, als verwun- derlich Und ſuͤß. Und alſo endigte des Jahres erſter Monat ſich.
1 Der erſte Tag des Februars war auch nicht weniger gelinde, Es war der Himmel zwar bedeckt, es weheten die Suͤ- den-Winde Doch ſanft, ſo daß es gar nicht kalt, das Wetter folglich lieblich war, Zumahl, da Nachmittags annoch die Luft erheitert, hell und klar, Und, durch den untergehnden Strahl der Sonnen, alles recht verguͤldet, So Erd’ und Waſſer helle ward, es war ein Abendroht gebildet So ſchoͤn, als man es ſelten ſieht. Jch ſah darauf der Sternen Pracht, So daß ich, voll Ergetzen, rief: Mein GOtt, welch eine ſchoͤne Nacht!
2 Am andern ſchneit es fruͤhe ſtark, das Feld ward ſchnell mit Schnee bedecket, So daß, da aus dem weiſſen Schnee die gruͤne Saat die Spitzen ſtecket, Was erſt in einem gelben Gruͤnen, im Augenblick ein weislich Gruͤn, Und, wie das ſchoͤnſte Seladon, aus gruͤn und weiß gemiſchtes, ſchien.
Weil
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Beſchreibung einer lieblichen
Daß es Bewunderns wuͤrdig war. Es war, nur
daß ſo Kraut als Blaͤtter
Der Erden und den Baͤumen fehlten, ein kuͤhl- und
rechtes Sommer-Wetter.
Die Lerche ſang, im hellen Ton, ſo lieblich, als verwun-
derlich
Und ſuͤß. Und alſo endigte des Jahres erſter Monat
ſich.
Der erſte Tag des Februars war auch nicht weniger
gelinde,
Es war der Himmel zwar bedeckt, es weheten die Suͤ-
den-Winde
Doch ſanft, ſo daß es gar nicht kalt, das Wetter
folglich lieblich war,
Zumahl, da Nachmittags annoch die Luft erheitert,
hell und klar,
Und, durch den untergehnden Strahl der Sonnen,
alles recht verguͤldet,
So Erd’ und Waſſer helle ward, es war ein Abendroht
gebildet
So ſchoͤn, als man es ſelten ſieht. Jch ſah darauf der
Sternen Pracht,
So daß ich, voll Ergetzen, rief: Mein GOtt, welch eine
ſchoͤne Nacht!
Am andern ſchneit es fruͤhe ſtark, das Feld ward ſchnell
mit Schnee bedecket,
So daß, da aus dem weiſſen Schnee die gruͤne Saat die
Spitzen ſtecket,
Was erſt in einem gelben Gruͤnen, im Augenblick ein
weislich Gruͤn,
Und, wie das ſchoͤnſte Seladon, aus gruͤn und weiß
gemiſchtes, ſchien.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 560. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/578>, abgerufen am 22.11.2024.
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