Sich über dieser Sänger Haupt, So sie die ganze Nacht beherbergt, zum Schutz und auch zur Lust, gebogen) Erschallt ein fröhliches Concert. Durch dieß verwirrete Gedränge, Der in die Welt ertönenden, die Luft erfüllenden Gesänge, Läßt sich durch einen schärfern Ton, aus allen angestimmten Chören, Vor andern noch am hellsten hören Die Wald-Lerch und der Crammetz-Vogel. Jndessen lauscht die Nachtigall, Gönnt ihnen ihre Lust aus Grosmuht, zähmt ihren siegeri- schen Schall, Durch den sie aller Vögel Lieder befugt und fähig zu verla- chen, Und nimmt sich vor die Nacht darauf noch schöner als den Tag zu machen. Der Hänfling pfeift aus einer Hecke, der Stieglitz zwitschert aus den Büschen, Die Spreen und Stahren gurgeln dort, die Dross- und Am- seln singen hell, Womit von tausend andern Kehlen sich lockende Manieren mischen, Bald wirbelnd, niedrig bald, bald hoch, geschleift und lang- sam bald, bald schnell. Die Kräh', die Dohle nebst dem Raben, die schreyen fröhlich; doch allein, Von ihrem Gatten blos begleitet. Und stimmen ihre heisre Kehlen mit jenen nicht recht über- ein; So scheinen sie die Dissonanzen des Wollauts, in dem Chor, zu seyn.
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Fruͤhlings-Gedicht.
Sich uͤber dieſer Saͤnger Haupt, So ſie die ganze Nacht beherbergt, zum Schutz und auch zur Luſt, gebogen) Erſchallt ein froͤhliches Concert. Durch dieß verwirrete Gedraͤnge, Der in die Welt ertoͤnenden, die Luft erfuͤllenden Geſaͤnge, Laͤßt ſich durch einen ſchaͤrfern Ton, aus allen angeſtimmten Choͤren, Vor andern noch am hellſten hoͤren Die Wald-Lerch und der Crammetz-Vogel. Jndeſſen lauſcht die Nachtigall, Goͤnnt ihnen ihre Luſt aus Grosmuht, zaͤhmt ihren ſiegeri- ſchen Schall, Durch den ſie aller Voͤgel Lieder befugt und faͤhig zu verla- chen, Und nimmt ſich vor die Nacht darauf noch ſchoͤner als den Tag zu machen. Der Haͤnfling pfeift aus einer Hecke, der Stieglitz zwitſchert aus den Buͤſchen, Die Spreen und Stahren gurgeln dort, die Droſſ- und Am- ſeln ſingen hell, Womit von tauſend andern Kehlen ſich lockende Manieren miſchen, Bald wirbelnd, niedrig bald, bald hoch, geſchleift und lang- ſam bald, bald ſchnell. Die Kraͤh’, die Dohle nebſt dem Raben, die ſchreyen froͤhlich; doch allein, Von ihrem Gatten blos begleitet. Und ſtimmen ihre heiſre Kehlen mit jenen nicht recht uͤber- ein; So ſcheinen ſie die Diſſonanzen des Wollauts, in dem Chor, zu ſeyn.
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Fruͤhlings-Gedicht.
Sich uͤber dieſer Saͤnger Haupt,
So ſie die ganze Nacht beherbergt, zum Schutz und auch zur
Luſt, gebogen)
Erſchallt ein froͤhliches Concert. Durch dieß verwirrete
Gedraͤnge,
Der in die Welt ertoͤnenden, die Luft erfuͤllenden Geſaͤnge,
Laͤßt ſich durch einen ſchaͤrfern Ton, aus allen angeſtimmten
Choͤren,
Vor andern noch am hellſten hoͤren
Die Wald-Lerch und der Crammetz-Vogel. Jndeſſen lauſcht
die Nachtigall,
Goͤnnt ihnen ihre Luſt aus Grosmuht, zaͤhmt ihren ſiegeri-
ſchen Schall,
Durch den ſie aller Voͤgel Lieder befugt und faͤhig zu verla-
chen,
Und nimmt ſich vor die Nacht darauf noch ſchoͤner als den
Tag zu machen.
Der Haͤnfling pfeift aus einer Hecke, der Stieglitz zwitſchert
aus den Buͤſchen,
Die Spreen und Stahren gurgeln dort, die Droſſ- und Am-
ſeln ſingen hell,
Womit von tauſend andern Kehlen ſich lockende Manieren
miſchen,
Bald wirbelnd, niedrig bald, bald hoch, geſchleift und lang-
ſam bald, bald ſchnell.
Die Kraͤh’, die Dohle nebſt dem Raben, die ſchreyen froͤhlich;
doch allein,
Von ihrem Gatten blos begleitet.
Und ſtimmen ihre heiſre Kehlen mit jenen nicht recht uͤber-
ein;
So ſcheinen ſie die Diſſonanzen des Wollauts, in dem Chor,
zu ſeyn.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/57>, abgerufen am 18.05.2024.
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