Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.gesegnete Jahr 1740. Ohn' Zwischen-Stand vom Lenz und Sommer. Er kömmtschon allgemach herbey. (GOtt gebe, daß die Witterung im selben angenehmer sey!) Und dennoch, ob der Ackers-Mann fast alle Winter-Saat verlohren, Ob ihm so wohl die Winter-Gerst, als auch sein Weizen meist erfroren; So sieht man doch (ein wirklichs Wunder!) den Rocken, auch die Sommer-Saat, Nebst allen Früchten in dem Garten, zusammt den Früchten auf dem Lande, Jn einem solchen Ueberfluß, in einem solchen guten Stande, Daß man, in vielen Jahren fast, dergleichen kaum gesehen hat. Jch kann von meinen eignen Früchten, hier mit Bewunde- rung zu sprechen, Zu künftiger Erinnerung, mit innrer Lust, mich nicht ent- brechen. Jch seh nicht nur auf meinem Acker den Rocken dicht, gerad' und schön, Die Aehren von besondrer Grösse, gefüllt mit groben Kör- nern, steh'n; Jch habe gar, da sonst die Aehre des Rockens nur vier Reihen nähret, An ihrer vielen sechs gezählt; so fast vom Rocken nicht erhöret. Wie denn von Gersten, Rocken, Bohnen fast überall das ganze Land, Jn recht besonderm Ueberfluß, bedecket und gesegnet stand. Nun konnt' ich, und ich kann auch noch hievon die Ursach' nicht begreifen, Wie doch, bey einer steten Kälte, die Früchte sich so können häufen; Da 7 Theil. C c
geſegnete Jahr 1740. Ohn’ Zwiſchen-Stand vom Lenz und Sommer. Er koͤmmtſchon allgemach herbey. (GOtt gebe, daß die Witterung im ſelben angenehmer ſey!) Und dennoch, ob der Ackers-Mann faſt alle Winter-Saat verlohren, Ob ihm ſo wohl die Winter-Gerſt, als auch ſein Weizen meiſt erfroren; So ſieht man doch (ein wirklichs Wunder!) den Rocken, auch die Sommer-Saat, Nebſt allen Fruͤchten in dem Garten, zuſammt den Fruͤchten auf dem Lande, Jn einem ſolchen Ueberfluß, in einem ſolchen guten Stande, Daß man, in vielen Jahren faſt, dergleichen kaum geſehen hat. Jch kann von meinen eignen Fruͤchten, hier mit Bewunde- rung zu ſprechen, Zu kuͤnftiger Erinnerung, mit innrer Luſt, mich nicht ent- brechen. Jch ſeh nicht nur auf meinem Acker den Rocken dicht, gerad’ und ſchoͤn, Die Aehren von beſondrer Groͤſſe, gefuͤllt mit groben Koͤr- nern, ſteh’n; Jch habe gar, da ſonſt die Aehre des Rockens nur vier Reihen naͤhret, An ihrer vielen ſechs gezaͤhlt; ſo faſt vom Rocken nicht erhoͤret. Wie denn von Gerſten, Rocken, Bohnen faſt uͤberall das ganze Land, Jn recht beſonderm Ueberfluß, bedecket und geſegnet ſtand. Nun konnt’ ich, und ich kann auch noch hievon die Urſach’ nicht begreifen, Wie doch, bey einer ſteten Kaͤlte, die Fruͤchte ſich ſo koͤnnen haͤufen; Da 7 Theil. C c
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0419" n="401"/> <fw place="top" type="header">geſegnete Jahr 1740.</fw><lb/> <l>Ohn’ Zwiſchen-Stand vom Lenz und Sommer. Er koͤmmt</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſchon allgemach herbey.</hi> </l><lb/> <l>(GOtt gebe, daß die Witterung im ſelben angenehmer ſey!)</l><lb/> <l>Und dennoch, ob der Ackers-Mann faſt alle Winter-Saat</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">verlohren,</hi> </l><lb/> <l>Ob ihm ſo wohl die Winter-Gerſt, als auch ſein Weizen meiſt</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">erfroren;</hi> </l><lb/> <l>So ſieht man doch (ein wirklichs Wunder!) den Rocken, auch</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">die Sommer-Saat,</hi> </l><lb/> <l>Nebſt allen Fruͤchten in dem Garten, zuſammt den Fruͤchten</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">auf dem Lande,</hi> </l><lb/> <l>Jn einem ſolchen Ueberfluß, in einem ſolchen guten Stande,</l><lb/> <l>Daß man, in vielen Jahren faſt, dergleichen kaum geſehen</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">hat.</hi> </l><lb/> <l>Jch kann von meinen eignen Fruͤchten, hier mit Bewunde-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">rung zu ſprechen,</hi> </l><lb/> <l>Zu kuͤnftiger Erinnerung, mit innrer Luſt, mich nicht ent-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">brechen.</hi> </l><lb/> <l>Jch ſeh nicht nur auf meinem Acker den Rocken dicht, gerad’</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">und ſchoͤn,</hi> </l><lb/> <l>Die Aehren von beſondrer Groͤſſe, gefuͤllt mit groben Koͤr-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">nern, ſteh’n;</hi> </l><lb/> <l>Jch habe gar, da ſonſt die Aehre des Rockens nur vier Reihen</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">naͤhret,</hi> </l><lb/> <l>An ihrer vielen ſechs gezaͤhlt; ſo faſt vom Rocken nicht</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">erhoͤret.</hi> </l><lb/> <l>Wie denn von Gerſten, Rocken, Bohnen faſt uͤberall das</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ganze Land,</hi> </l><lb/> <l>Jn recht beſonderm Ueberfluß, bedecket und geſegnet ſtand.</l><lb/> <l>Nun konnt’ ich, und ich kann auch noch hievon die Urſach’</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">nicht begreifen,</hi> </l><lb/> <l>Wie doch, bey einer ſteten Kaͤlte, die Fruͤchte ſich ſo koͤnnen</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">haͤufen;</hi> </l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">7 <hi rendition="#fr">Theil.</hi> C c</fw> <fw place="bottom" type="catch">Da</fw><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [401/0419]
geſegnete Jahr 1740.
Ohn’ Zwiſchen-Stand vom Lenz und Sommer. Er koͤmmt
ſchon allgemach herbey.
(GOtt gebe, daß die Witterung im ſelben angenehmer ſey!)
Und dennoch, ob der Ackers-Mann faſt alle Winter-Saat
verlohren,
Ob ihm ſo wohl die Winter-Gerſt, als auch ſein Weizen meiſt
erfroren;
So ſieht man doch (ein wirklichs Wunder!) den Rocken, auch
die Sommer-Saat,
Nebſt allen Fruͤchten in dem Garten, zuſammt den Fruͤchten
auf dem Lande,
Jn einem ſolchen Ueberfluß, in einem ſolchen guten Stande,
Daß man, in vielen Jahren faſt, dergleichen kaum geſehen
hat.
Jch kann von meinen eignen Fruͤchten, hier mit Bewunde-
rung zu ſprechen,
Zu kuͤnftiger Erinnerung, mit innrer Luſt, mich nicht ent-
brechen.
Jch ſeh nicht nur auf meinem Acker den Rocken dicht, gerad’
und ſchoͤn,
Die Aehren von beſondrer Groͤſſe, gefuͤllt mit groben Koͤr-
nern, ſteh’n;
Jch habe gar, da ſonſt die Aehre des Rockens nur vier Reihen
naͤhret,
An ihrer vielen ſechs gezaͤhlt; ſo faſt vom Rocken nicht
erhoͤret.
Wie denn von Gerſten, Rocken, Bohnen faſt uͤberall das
ganze Land,
Jn recht beſonderm Ueberfluß, bedecket und geſegnet ſtand.
Nun konnt’ ich, und ich kann auch noch hievon die Urſach’
nicht begreifen,
Wie doch, bey einer ſteten Kaͤlte, die Fruͤchte ſich ſo koͤnnen
haͤufen;
Da
7 Theil. C c
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |