Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Lob-Gesang.
15.
Halt Gottes Ordnung nicht gering,
Am guten Tag' sey guter Ding;
Allein, denk auch, daß Siräch schrieb:
Den bösen Tag nimm auch verlieb.
Der Wechsel selbst macht, daß, was gut,
Uns noch einmahl so sanfte thut.
16.
Ein steter Lenz und Morgen-Schein
Würd' uns so angenehm nicht seyn,
Als da der Winter, samt der Nacht
Uns Lenz und Morgen schöner macht.
Der kühle Herbst, die Abend-Zeit
Vergnügt uns durch den Unterscheid.
17.
Jm Himmel ist nur Glück allein,
Und in der Höllen lauter Pein.
Auf Erden wechselt beyderley,
Dieß stimmt des Schöpfers Ordnung bey.
So tadle denn doch ferner nicht,
Was Gott so weislich eingericht't.
18.
Bist du vielleicht allein nur wehrt,
Daß GOtt dir nichts als Guts beschehrt?
Dieß foderst du mit Recht wohl nicht;
So dulde denn das, was geschicht.
Es
B b 3
Lob-Geſang.
15.
Halt Gottes Ordnung nicht gering,
Am guten Tag’ ſey guter Ding;
Allein, denk auch, daß Siraͤch ſchrieb:
Den boͤſen Tag nimm auch verlieb.
Der Wechſel ſelbſt macht, daß, was gut,
Uns noch einmahl ſo ſanfte thut.
16.
Ein ſteter Lenz und Morgen-Schein
Wuͤrd’ uns ſo angenehm nicht ſeyn,
Als da der Winter, ſamt der Nacht
Uns Lenz und Morgen ſchoͤner macht.
Der kuͤhle Herbſt, die Abend-Zeit
Vergnuͤgt uns durch den Unterſcheid.
17.
Jm Himmel iſt nur Gluͤck allein,
Und in der Hoͤllen lauter Pein.
Auf Erden wechſelt beyderley,
Dieß ſtimmt des Schoͤpfers Ordnung bey.
So tadle denn doch ferner nicht,
Was Gott ſo weislich eingericht’t.
18.
Biſt du vielleicht allein nur wehrt,
Daß GOtt dir nichts als Guts beſchehrt?
Dieß foderſt du mit Recht wohl nicht;
So dulde denn das, was geſchicht.
Es
B b 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0407" n="389"/>
              <fw place="top" type="header">Lob-Ge&#x017F;ang.</fw><lb/>
              <lg n="15">
                <head> <hi rendition="#c">15.</hi> </head><lb/>
                <l>Halt Gottes Ordnung nicht gering,</l><lb/>
                <l>Am guten Tag&#x2019; &#x017F;ey guter Ding;</l><lb/>
                <l>Allein, denk auch, daß Sira&#x0364;ch &#x017F;chrieb:</l><lb/>
                <l>Den bo&#x0364;&#x017F;en Tag nimm auch verlieb.</l><lb/>
                <l>Der Wech&#x017F;el &#x017F;elb&#x017F;t macht, daß, was gut,</l><lb/>
                <l>Uns noch einmahl &#x017F;o &#x017F;anfte thut.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="16">
                <head> <hi rendition="#c">16.</hi> </head><lb/>
                <l>Ein &#x017F;teter Lenz und Morgen-Schein</l><lb/>
                <l>Wu&#x0364;rd&#x2019; uns &#x017F;o angenehm nicht &#x017F;eyn,</l><lb/>
                <l>Als da der Winter, &#x017F;amt der Nacht</l><lb/>
                <l>Uns Lenz und Morgen &#x017F;cho&#x0364;ner macht.</l><lb/>
                <l>Der ku&#x0364;hle Herb&#x017F;t, die Abend-Zeit</l><lb/>
                <l>Vergnu&#x0364;gt uns durch den Unter&#x017F;cheid.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="17">
                <head> <hi rendition="#c">17.</hi> </head><lb/>
                <l>Jm Himmel i&#x017F;t nur Glu&#x0364;ck allein,</l><lb/>
                <l>Und in der Ho&#x0364;llen lauter Pein.</l><lb/>
                <l>Auf Erden wech&#x017F;elt beyderley,</l><lb/>
                <l>Dieß &#x017F;timmt des Scho&#x0364;pfers Ordnung bey.</l><lb/>
                <l>So tadle denn doch ferner nicht,</l><lb/>
                <l>Was Gott &#x017F;o weislich eingericht&#x2019;t.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="18">
                <head> <hi rendition="#c">18.</hi> </head><lb/>
                <l>Bi&#x017F;t du vielleicht allein nur wehrt,</l><lb/>
                <l>Daß GOtt dir nichts als Guts be&#x017F;chehrt?</l><lb/>
                <l>Dieß foder&#x017F;t du mit Recht wohl nicht;</l><lb/>
                <l>So dulde denn das, was ge&#x017F;chicht.</l><lb/>
                <fw place="bottom" type="sig">B b 3</fw>
                <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[389/0407] Lob-Geſang. 15. Halt Gottes Ordnung nicht gering, Am guten Tag’ ſey guter Ding; Allein, denk auch, daß Siraͤch ſchrieb: Den boͤſen Tag nimm auch verlieb. Der Wechſel ſelbſt macht, daß, was gut, Uns noch einmahl ſo ſanfte thut. 16. Ein ſteter Lenz und Morgen-Schein Wuͤrd’ uns ſo angenehm nicht ſeyn, Als da der Winter, ſamt der Nacht Uns Lenz und Morgen ſchoͤner macht. Der kuͤhle Herbſt, die Abend-Zeit Vergnuͤgt uns durch den Unterſcheid. 17. Jm Himmel iſt nur Gluͤck allein, Und in der Hoͤllen lauter Pein. Auf Erden wechſelt beyderley, Dieß ſtimmt des Schoͤpfers Ordnung bey. So tadle denn doch ferner nicht, Was Gott ſo weislich eingericht’t. 18. Biſt du vielleicht allein nur wehrt, Daß GOtt dir nichts als Guts beſchehrt? Dieß foderſt du mit Recht wohl nicht; So dulde denn das, was geſchicht. Es B b 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/407
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/407>, abgerufen am 17.06.2024.