Du saugst so viel, als dich betrifft, Wie Spinnen, aus den Bluhmen, Gift, Jst dieser Kreis der Erden gleich, Bey etwas Gift, sehr Honig-reich.
12.
Erwege doch, wie manchesmahl Erquickte dich der Sonnen Strahl! Wie hast du nicht so manche Nacht Jm süssen Schlummer zugebracht! Wie oft ward dir dein Tisch gedeckt, Wie süß hat dir die Kost geschmeckt!
13.
Wie oft vergnügte dir das Ohr Der Singe-Vögel süsser Chor! Wie oft der Saiten reiner Klang! Wie oft ein reizender Gesang! Erfüllt nicht oft für dich die Luft Der Bluhmen Balsam-reicher Duft.
14.
Du kannst nicht leugnen, daß die Welt So viele Vorwürf' in sich hält, Von denen alle Zier und Pracht Fast bloß allein für dich gemacht. Rührt dich nun nicht ihr Schmuck und Schein, Jst es ja deine Schuld allein.
15. Halt
Lob-Geſang.
Du ſaugſt ſo viel, als dich betrifft, Wie Spinnen, aus den Bluhmen, Gift, Jſt dieſer Kreis der Erden gleich, Bey etwas Gift, ſehr Honig-reich.
12.
Erwege doch, wie manchesmahl Erquickte dich der Sonnen Strahl! Wie haſt du nicht ſo manche Nacht Jm ſuͤſſen Schlummer zugebracht! Wie oft ward dir dein Tiſch gedeckt, Wie ſuͤß hat dir die Koſt geſchmeckt!
13.
Wie oft vergnuͤgte dir das Ohr Der Singe-Voͤgel ſuͤſſer Chor! Wie oft der Saiten reiner Klang! Wie oft ein reizender Geſang! Erfuͤllt nicht oft fuͤr dich die Luft Der Bluhmen Balſam-reicher Duft.
14.
Du kannſt nicht leugnen, daß die Welt So viele Vorwuͤrf’ in ſich haͤlt, Von denen alle Zier und Pracht Faſt bloß allein fuͤr dich gemacht. Ruͤhrt dich nun nicht ihr Schmuck und Schein, Jſt es ja deine Schuld allein.
15. Halt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><lgn="11"><pbfacs="#f0406"n="388"/><fwplace="top"type="header">Lob-Geſang.</fw><lb/><l>Du ſaugſt ſo viel, als dich betrifft,</l><lb/><l>Wie Spinnen, aus den Bluhmen, Gift,</l><lb/><l>Jſt dieſer Kreis der Erden gleich,</l><lb/><l>Bey etwas Gift, ſehr Honig-reich.</l></lg><lb/><lgn="12"><head><hirendition="#c">12.</hi></head><lb/><l>Erwege doch, wie manchesmahl</l><lb/><l>Erquickte dich der Sonnen Strahl!</l><lb/><l>Wie haſt du nicht ſo manche Nacht</l><lb/><l>Jm ſuͤſſen Schlummer zugebracht!</l><lb/><l>Wie oft ward dir dein Tiſch gedeckt,</l><lb/><l>Wie ſuͤß hat dir die Koſt geſchmeckt!</l></lg><lb/><lgn="13"><head><hirendition="#c">13.</hi></head><lb/><l>Wie oft vergnuͤgte dir das Ohr</l><lb/><l>Der Singe-Voͤgel ſuͤſſer Chor!</l><lb/><l>Wie oft der Saiten reiner Klang!</l><lb/><l>Wie oft ein reizender Geſang!</l><lb/><l>Erfuͤllt nicht oft fuͤr dich die Luft</l><lb/><l>Der Bluhmen Balſam-reicher Duft.</l></lg><lb/><lgn="14"><head><hirendition="#c">14.</hi></head><lb/><l>Du kannſt nicht leugnen, daß die Welt</l><lb/><l>So viele Vorwuͤrf’ in ſich haͤlt,</l><lb/><l>Von denen alle Zier und Pracht</l><lb/><l>Faſt bloß allein fuͤr dich gemacht.</l><lb/><l>Ruͤhrt dich nun nicht ihr Schmuck und Schein,</l><lb/><l>Jſt es ja deine Schuld allein.</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">15. Halt</fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[388/0406]
Lob-Geſang.
Du ſaugſt ſo viel, als dich betrifft,
Wie Spinnen, aus den Bluhmen, Gift,
Jſt dieſer Kreis der Erden gleich,
Bey etwas Gift, ſehr Honig-reich.
12.
Erwege doch, wie manchesmahl
Erquickte dich der Sonnen Strahl!
Wie haſt du nicht ſo manche Nacht
Jm ſuͤſſen Schlummer zugebracht!
Wie oft ward dir dein Tiſch gedeckt,
Wie ſuͤß hat dir die Koſt geſchmeckt!
13.
Wie oft vergnuͤgte dir das Ohr
Der Singe-Voͤgel ſuͤſſer Chor!
Wie oft der Saiten reiner Klang!
Wie oft ein reizender Geſang!
Erfuͤllt nicht oft fuͤr dich die Luft
Der Bluhmen Balſam-reicher Duft.
14.
Du kannſt nicht leugnen, daß die Welt
So viele Vorwuͤrf’ in ſich haͤlt,
Von denen alle Zier und Pracht
Faſt bloß allein fuͤr dich gemacht.
Ruͤhrt dich nun nicht ihr Schmuck und Schein,
Jſt es ja deine Schuld allein.
15. Halt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/406>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.