Jch finde denn, daß in der That, Wie sehr mich anfangs auch die Meynung angefüllt, Dieß Bild kein eigentliches Bild Der Auferstehung in sich hat. Allein, Es schränkt dennoch, wo nicht von der Verwandelung, Doch wenigstens von der Veränderung, Und einer möglichen Verbesserung, Die in den Cörpern wirklich seyn, Für einen Geist, der denkt, ein würdigs Lehr-Bild ein.
Von GOtt, Dem es ja nicht unmöglich war, Jn der verworfnen Raupen Schaar, Und ihrer Haut, was schöners einzuschränken, Wird man ja nimmer können denken, Als ob es Jhm nicht möglich wär', Auch eine mehr verborgne Kraft, Und auf Verbesserung abzielend' Eigenschaft Auch unsern Cörpern einzusenken, Da ohne dieß bekannt, daß Stamina vorhanden, Die unzerstörlich sind, aus welchen wir entstanden, Weil dieses, Seiner ew'gen Macht Wohl nicht zur Ehre, Geschlossen wäre und gedacht.
Giebst du nun zu, daß man nicht so gedenken solle, Ob könn' es GOtt nicht thun: Denkst aber auch dabey, Daß es noch nicht erweislich sey, Ob Er gleich könne, das Er wolle; So wirst du ja von selbsten finden, Daß dieß der ew'gen Lieb' und Güte widerspricht, Die unermeßlich ist, und daß man, ohne Sünden, Von Seiner Göttlichkeit so niederträchtig nicht, Und nur das Herrlichste zu denken schuldig sey.
Nun
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uͤber Schmetterlinge.
Jch finde denn, daß in der That, Wie ſehr mich anfangs auch die Meynung angefuͤllt, Dieß Bild kein eigentliches Bild Der Auferſtehung in ſich hat. Allein, Es ſchraͤnkt dennoch, wo nicht von der Verwandelung, Doch wenigſtens von der Veraͤnderung, Und einer moͤglichen Verbeſſerung, Die in den Coͤrpern wirklich ſeyn, Fuͤr einen Geiſt, der denkt, ein wuͤrdigs Lehr-Bild ein.
Von GOtt, Dem es ja nicht unmoͤglich war, Jn der verworfnen Raupen Schaar, Und ihrer Haut, was ſchoͤners einzuſchraͤnken, Wird man ja nimmer koͤnnen denken, Als ob es Jhm nicht moͤglich waͤr’, Auch eine mehr verborgne Kraft, Und auf Verbeſſerung abzielend’ Eigenſchaft Auch unſern Coͤrpern einzuſenken, Da ohne dieß bekannt, daß Stamina vorhanden, Die unzerſtoͤrlich ſind, aus welchen wir entſtanden, Weil dieſes, Seiner ew’gen Macht Wohl nicht zur Ehre, Geſchloſſen waͤre und gedacht.
Giebſt du nun zu, daß man nicht ſo gedenken ſolle, Ob koͤnn’ es GOtt nicht thun: Denkſt aber auch dabey, Daß es noch nicht erweislich ſey, Ob Er gleich koͤnne, das Er wolle; So wirſt du ja von ſelbſten finden, Daß dieß der ew’gen Lieb’ und Guͤte widerſpricht, Die unermeßlich iſt, und daß man, ohne Suͤnden, Von Seiner Goͤttlichkeit ſo niedertraͤchtig nicht, Und nur das Herrlichſte zu denken ſchuldig ſey.
Nun
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uͤber Schmetterlinge.
Jch finde denn, daß in der That,
Wie ſehr mich anfangs auch die Meynung angefuͤllt,
Dieß Bild kein eigentliches Bild
Der Auferſtehung in ſich hat.
Allein,
Es ſchraͤnkt dennoch, wo nicht von der Verwandelung,
Doch wenigſtens von der Veraͤnderung,
Und einer moͤglichen Verbeſſerung,
Die in den Coͤrpern wirklich ſeyn,
Fuͤr einen Geiſt, der denkt, ein wuͤrdigs Lehr-Bild ein.
Von GOtt, Dem es ja nicht unmoͤglich war,
Jn der verworfnen Raupen Schaar,
Und ihrer Haut, was ſchoͤners einzuſchraͤnken,
Wird man ja nimmer koͤnnen denken,
Als ob es Jhm nicht moͤglich waͤr’,
Auch eine mehr verborgne Kraft,
Und auf Verbeſſerung abzielend’ Eigenſchaft
Auch unſern Coͤrpern einzuſenken,
Da ohne dieß bekannt, daß Stamina vorhanden,
Die unzerſtoͤrlich ſind, aus welchen wir entſtanden,
Weil dieſes, Seiner ew’gen Macht
Wohl nicht zur Ehre,
Geſchloſſen waͤre und gedacht.
Giebſt du nun zu, daß man nicht ſo gedenken ſolle,
Ob koͤnn’ es GOtt nicht thun: Denkſt aber auch dabey,
Daß es noch nicht erweislich ſey,
Ob Er gleich koͤnne, das Er wolle;
So wirſt du ja von ſelbſten finden,
Daß dieß der ew’gen Lieb’ und Guͤte widerſpricht,
Die unermeßlich iſt, und daß man, ohne Suͤnden,
Von Seiner Goͤttlichkeit ſo niedertraͤchtig nicht,
Und nur das Herrlichſte zu denken ſchuldig ſey.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/357>, abgerufen am 26.06.2024.
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