HErr, mein GOtt! wie herrlich, helle, Prächtig, wunderwürdig, schön, Läßt sich mir, auf dieser Stelle, Deiner Sonnen Wirkung seh'n! Laß mir, dieß- und allemahl, Jhren hellen Wunder-Strahl Durch das Aug' ins Herze geh'n, Daß ich darauf Achtung gebe! Gieb, daß ich, so lang' ich lebe, Mich mit Lust und Ernst bestrebe, Deine Wunder zu erhöh'n!
Recht gerührt, voll innern Freuden, Kann sich meine Seele weiden Jn den Kräften des Gesichts, An dem Schatz des hellen Lichts, Das ich unbeschreiblich schön, Bey der Sonnen Untergeh'n, Kann am Firmamente seh'n.
Welche Klarheit! welcher Glanz Nimmt die Himmels-Theile ganz, Da, woselbst sie, nach dem Schein, Sich verliert, so herrlich ein! Jst der Luft- gewölbter Bogen Nicht, mit aller Farben Schein, Die sonst Jris ziert allein, Ausgeschmückt und ganz bezogen? Jhrer Farben buntes Glänzen Nimmt, doch gänzlich sonder Grenzen, Jtzt den ganzen Himmel ein.
Zu
Die Schoͤnheit der Welt
HErr, mein GOtt! wie herrlich, helle, Praͤchtig, wunderwuͤrdig, ſchoͤn, Laͤßt ſich mir, auf dieſer Stelle, Deiner Sonnen Wirkung ſeh’n! Laß mir, dieß- und allemahl, Jhren hellen Wunder-Strahl Durch das Aug’ ins Herze geh’n, Daß ich darauf Achtung gebe! Gieb, daß ich, ſo lang’ ich lebe, Mich mit Luſt und Ernſt beſtrebe, Deine Wunder zu erhoͤh’n!
Recht geruͤhrt, voll innern Freuden, Kann ſich meine Seele weiden Jn den Kraͤften des Geſichts, An dem Schatz des hellen Lichts, Das ich unbeſchreiblich ſchoͤn, Bey der Sonnen Untergeh’n, Kann am Firmamente ſeh’n.
Welche Klarheit! welcher Glanz Nimmt die Himmels-Theile ganz, Da, woſelbſt ſie, nach dem Schein, Sich verliert, ſo herrlich ein! Jſt der Luft- gewoͤlbter Bogen Nicht, mit aller Farben Schein, Die ſonſt Jris ziert allein, Ausgeſchmuͤckt und ganz bezogen? Jhrer Farben buntes Glaͤnzen Nimmt, doch gaͤnzlich ſonder Grenzen, Jtzt den ganzen Himmel ein.
Zu
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Die Schoͤnheit der Welt
HErr, mein GOtt! wie herrlich, helle,
Praͤchtig, wunderwuͤrdig, ſchoͤn,
Laͤßt ſich mir, auf dieſer Stelle,
Deiner Sonnen Wirkung ſeh’n!
Laß mir, dieß- und allemahl,
Jhren hellen Wunder-Strahl
Durch das Aug’ ins Herze geh’n,
Daß ich darauf Achtung gebe!
Gieb, daß ich, ſo lang’ ich lebe,
Mich mit Luſt und Ernſt beſtrebe,
Deine Wunder zu erhoͤh’n!
Recht geruͤhrt, voll innern Freuden,
Kann ſich meine Seele weiden
Jn den Kraͤften des Geſichts,
An dem Schatz des hellen Lichts,
Das ich unbeſchreiblich ſchoͤn,
Bey der Sonnen Untergeh’n,
Kann am Firmamente ſeh’n.
Welche Klarheit! welcher Glanz
Nimmt die Himmels-Theile ganz,
Da, woſelbſt ſie, nach dem Schein,
Sich verliert, ſo herrlich ein!
Jſt der Luft- gewoͤlbter Bogen
Nicht, mit aller Farben Schein,
Die ſonſt Jris ziert allein,
Ausgeſchmuͤckt und ganz bezogen?
Jhrer Farben buntes Glaͤnzen
Nimmt, doch gaͤnzlich ſonder Grenzen,
Jtzt den ganzen Himmel ein.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/348>, abgerufen am 23.11.2024.
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