Nur in der Stille (durch die Vorwürf', die sie zerstreuen, ungestöhrt) Wird sie zur Andacht mehr geschickt, und GOtt am würdig- sten geehrt.
Ach, möchte denn die sanfte Stille, die wir im kühlen Walde spühren, Uns kräftiger, als wie bisher, die ungerührte Seele rühren, Uns den geheimen Zug entdecken, der wirklich in der Seelen steckt, Da oftermahls ein tiefer Wald ein süsses Schaudern ihr erweckt! Ach, möchten uns, wenn wir allein, der holden Stille Süßigkeiten, Zu jener ewig- sel'gen Stille, schon hier auf Erden, vorbe- reiten!
ARIA.
1.
Sollten wohl vernünft'ge Seelen Das Getümmel dieser Welt, Das so bald vergeht, zerfällt, Jhr Getöse, Lerm, Gebrülle, Für die seel'ge Ruh und Stille, Die dort ewig währet, wählen?
2.
Macht euch mit dem stillen Frieden, Den ihr in den Wäldern spührt, Der uns öfters innig rührt, Mehr bekannt, um euch beyzeiten Zu der Stille zu bereiten, Die uns allen dort beschieden.
Die,
Anmuht der Einſamkeit auf dem Lande.
Nur in der Stille (durch die Vorwuͤrf’, die ſie zerſtreuen, ungeſtoͤhrt) Wird ſie zur Andacht mehr geſchickt, und GOtt am wuͤrdig- ſten geehrt.
Ach, moͤchte denn die ſanfte Stille, die wir im kuͤhlen Walde ſpuͤhren, Uns kraͤftiger, als wie bisher, die ungeruͤhrte Seele ruͤhren, Uns den geheimen Zug entdecken, der wirklich in der Seelen ſteckt, Da oftermahls ein tiefer Wald ein ſuͤſſes Schaudern ihr erweckt! Ach, moͤchten uns, wenn wir allein, der holden Stille Suͤßigkeiten, Zu jener ewig- ſel’gen Stille, ſchon hier auf Erden, vorbe- reiten!
ARIA.
1.
Sollten wohl vernuͤnft’ge Seelen Das Getuͤmmel dieſer Welt, Das ſo bald vergeht, zerfaͤllt, Jhr Getoͤſe, Lerm, Gebruͤlle, Fuͤr die ſeel’ge Ruh und Stille, Die dort ewig waͤhret, waͤhlen?
2.
Macht euch mit dem ſtillen Frieden, Den ihr in den Waͤldern ſpuͤhrt, Der uns oͤfters innig ruͤhrt, Mehr bekannt, um euch beyzeiten Zu der Stille zu bereiten, Die uns allen dort beſchieden.
Die,
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Anmuht der Einſamkeit auf dem Lande.
Nur in der Stille (durch die Vorwuͤrf’, die ſie zerſtreuen,
ungeſtoͤhrt)
Wird ſie zur Andacht mehr geſchickt, und GOtt am wuͤrdig-
ſten geehrt.
Ach, moͤchte denn die ſanfte Stille, die wir im kuͤhlen Walde
ſpuͤhren,
Uns kraͤftiger, als wie bisher, die ungeruͤhrte Seele ruͤhren,
Uns den geheimen Zug entdecken, der wirklich in der Seelen
ſteckt,
Da oftermahls ein tiefer Wald ein ſuͤſſes Schaudern ihr
erweckt!
Ach, moͤchten uns, wenn wir allein, der holden Stille
Suͤßigkeiten,
Zu jener ewig- ſel’gen Stille, ſchon hier auf Erden, vorbe-
reiten!
ARIA.
1.
Sollten wohl vernuͤnft’ge Seelen
Das Getuͤmmel dieſer Welt,
Das ſo bald vergeht, zerfaͤllt,
Jhr Getoͤſe, Lerm, Gebruͤlle,
Fuͤr die ſeel’ge Ruh und Stille,
Die dort ewig waͤhret, waͤhlen?
2.
Macht euch mit dem ſtillen Frieden,
Den ihr in den Waͤldern ſpuͤhrt,
Der uns oͤfters innig ruͤhrt,
Mehr bekannt, um euch beyzeiten
Zu der Stille zu bereiten,
Die uns allen dort beſchieden.
Die,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/318>, abgerufen am 03.12.2024.
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