Wo, etwa noch vor eine Stunde, geschwollne Segel auf und nieder, Wo tief beladner Wasser-Schlösser erhabne Masten hin und wieder, Von tiefer Fluht getragen, schwebten; daselbst erblickt man dürren Sand, Daselbst erblickt man, mit Erstaunen, auf einem öd- und trocknen Strand, Anstatt der Schiff' und stolzer Segel, im schnellen Traben, Pferd' und Wagen Oft auf dem aufgedeckten Boden des Meeres hin und wieder jagen. Hier sieht man nichts, als Sand und Himmel. Kein Gras, kein Strauch, kein Stein, noch Baum Jst hier zu sehen. Hin und wieder liegt etwas hinterlaßner Schaum, Von Schnecken-Häusern sind hier Bänke, von Muscheln hin und wieder Haufen, Die krachen, wenn man sie zerfährt. Hier sieht man öfters hin und her, Mit einem seltsam krummen Gang, itzt in die Läng', itzt in die Quer, Die wunderbar geformte Formen der runden Taschen-Krebse laufen, Und zu den niedern Stellen eilen, wo, voll von länglichen Karnat, Oft noch ein kleiner Rest vom Wasser in Tiefen sich gesammlet hat. Der Boden ist von sondrer Art, von oben sieht er wirblich kraus, Bald Schlangen gleich, bald Schuppen ähnlich, und oft als kleine Wellen aus,
Die
Vom Neuen-Werk.
Wo, etwa noch vor eine Stunde, geſchwollne Segel auf und nieder, Wo tief beladner Waſſer-Schloͤſſer erhabne Maſten hin und wieder, Von tiefer Fluht getragen, ſchwebten; daſelbſt erblickt man duͤrren Sand, Daſelbſt erblickt man, mit Erſtaunen, auf einem oͤd- und trocknen Strand, Anſtatt der Schiff’ und ſtolzer Segel, im ſchnellen Traben, Pferd’ und Wagen Oft auf dem aufgedeckten Boden des Meeres hin und wieder jagen. Hier ſieht man nichts, als Sand und Himmel. Kein Gras, kein Strauch, kein Stein, noch Baum Jſt hier zu ſehen. Hin und wieder liegt etwas hinterlaßner Schaum, Von Schnecken-Haͤuſern ſind hier Baͤnke, von Muſcheln hin und wieder Haufen, Die krachen, wenn man ſie zerfaͤhrt. Hier ſieht man oͤfters hin und her, Mit einem ſeltſam krummen Gang, itzt in die Laͤng’, itzt in die Quer, Die wunderbar geformte Formen der runden Taſchen-Krebſe laufen, Und zu den niedern Stellen eilen, wo, voll von laͤnglichen Karnat, Oft noch ein kleiner Reſt vom Waſſer in Tiefen ſich geſammlet hat. Der Boden iſt von ſondrer Art, von oben ſieht er wirblich kraus, Bald Schlangen gleich, bald Schuppen aͤhnlich, und oft als kleine Wellen aus,
Die
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Vom Neuen-Werk.
Wo, etwa noch vor eine Stunde, geſchwollne Segel auf
und nieder,
Wo tief beladner Waſſer-Schloͤſſer erhabne Maſten hin und
wieder,
Von tiefer Fluht getragen, ſchwebten; daſelbſt erblickt man
duͤrren Sand,
Daſelbſt erblickt man, mit Erſtaunen, auf einem oͤd- und
trocknen Strand,
Anſtatt der Schiff’ und ſtolzer Segel, im ſchnellen Traben,
Pferd’ und Wagen
Oft auf dem aufgedeckten Boden des Meeres hin und wieder
jagen.
Hier ſieht man nichts, als Sand und Himmel. Kein Gras,
kein Strauch, kein Stein, noch Baum
Jſt hier zu ſehen. Hin und wieder liegt etwas hinterlaßner
Schaum,
Von Schnecken-Haͤuſern ſind hier Baͤnke, von Muſcheln
hin und wieder Haufen,
Die krachen, wenn man ſie zerfaͤhrt. Hier ſieht man oͤfters
hin und her,
Mit einem ſeltſam krummen Gang, itzt in die Laͤng’, itzt in die
Quer,
Die wunderbar geformte Formen der runden Taſchen-Krebſe
laufen,
Und zu den niedern Stellen eilen, wo, voll von laͤnglichen
Karnat,
Oft noch ein kleiner Reſt vom Waſſer in Tiefen ſich geſammlet
hat.
Der Boden iſt von ſondrer Art, von oben ſieht er wirblich
kraus,
Bald Schlangen gleich, bald Schuppen aͤhnlich, und oft
als kleine Wellen aus,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/294>, abgerufen am 24.11.2024.
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