Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Sommer-Gedicht.
ARIA.
Mit erstaunendem Ergetzen,
Fast mit fröhlichem Entsetzen,
Seh' ich, mit der Erden Schätzen,
Hier aufs neue mich beschenkt.
Mein, des Schöpfers weise Güte,
Tief bewunderndes Gemühte
Freut sich, lobet GOtt und denkt:
Mit erstaunendem etc.
Jst ein Wesen, das uns liebet,
Und uns so viel Gutes giebet,
Oder ist es etwan nicht?
Jst es nicht; so ists vernünftig,
Daß ihr, itzt sowohl als künftig,
Nicht beachtet, was geschicht.
Jst es aber; so betrachtet,
Wie erfüllt ihr eure Pflicht,
Da ihr Seine Huld nicht achtet?
Minder kann fürwahr kein Vieh
Des empfangnen Guts gedenken,
Minder Dank dem Geber schenken.
Jenes dankt dem Schöpfer nie;
Jst es aber darum schlimmer,
Als ihr stummen Menschen seyd?
GOttes Macht und Gütigkeit
Ehrt auch ihr, im Danken, nimmer.
Jst denn, was GOtt hier beschehrt,
Jm Getrayde, das euch nährt,
Etwan nicht der Mühe wehrt,
Daß ihr solchen GOtt verehrt,
Der doch, bloß aus lauter Güte,
Ein durch Jhn vergnügt Gemühte,
Eure Lust, zum Dienst begehrt?


Das
Sommer-Gedicht.
ARIA.
Mit erſtaunendem Ergetzen,
Faſt mit froͤhlichem Entſetzen,
Seh’ ich, mit der Erden Schaͤtzen,
Hier aufs neue mich beſchenkt.
Mein, des Schoͤpfers weiſe Guͤte,
Tief bewunderndes Gemuͤhte
Freut ſich, lobet GOtt und denkt:
Mit erſtaunendem ꝛc.
Jſt ein Weſen, das uns liebet,
Und uns ſo viel Gutes giebet,
Oder iſt es etwan nicht?
Jſt es nicht; ſo iſts vernuͤnftig,
Daß ihr, itzt ſowohl als kuͤnftig,
Nicht beachtet, was geſchicht.
Jſt es aber; ſo betrachtet,
Wie erfuͤllt ihr eure Pflicht,
Da ihr Seine Huld nicht achtet?
Minder kann fuͤrwahr kein Vieh
Des empfangnen Guts gedenken,
Minder Dank dem Geber ſchenken.
Jenes dankt dem Schoͤpfer nie;
Jſt es aber darum ſchlimmer,
Als ihr ſtummen Menſchen ſeyd?
GOttes Macht und Guͤtigkeit
Ehrt auch ihr, im Danken, nimmer.
Jſt denn, was GOtt hier beſchehrt,
Jm Getrayde, das euch naͤhrt,
Etwan nicht der Muͤhe wehrt,
Daß ihr ſolchen GOtt verehrt,
Der doch, bloß aus lauter Guͤte,
Ein durch Jhn vergnuͤgt Gemuͤhte,
Eure Luſt, zum Dienſt begehrt?


Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0292" n="274"/>
            <fw place="top" type="header">Sommer-Gedicht.</fw><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ARIA</hi>.</hi> </hi> </head><lb/>
              <lg n="1">
                <l>Mit er&#x017F;taunendem Ergetzen,</l><lb/>
                <l>Fa&#x017F;t mit fro&#x0364;hlichem Ent&#x017F;etzen,</l><lb/>
                <l>Seh&#x2019; ich, mit der Erden Scha&#x0364;tzen,</l><lb/>
                <l>Hier aufs neue mich be&#x017F;chenkt.</l><lb/>
                <l>Mein, des Scho&#x0364;pfers wei&#x017F;e Gu&#x0364;te,</l><lb/>
                <l>Tief bewunderndes Gemu&#x0364;hte</l><lb/>
                <l>Freut &#x017F;ich, lobet GOtt und denkt:</l><lb/>
                <l>Mit er&#x017F;taunendem &#xA75B;c.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l>J&#x017F;t ein We&#x017F;en, das uns liebet,</l><lb/>
                <l>Und uns &#x017F;o viel Gutes giebet,</l><lb/>
                <l>Oder i&#x017F;t es etwan nicht?</l><lb/>
                <l>J&#x017F;t es nicht; &#x017F;o i&#x017F;ts vernu&#x0364;nftig,</l><lb/>
                <l>Daß ihr, itzt &#x017F;owohl als ku&#x0364;nftig,</l><lb/>
                <l>Nicht beachtet, was ge&#x017F;chicht.</l><lb/>
                <l>J&#x017F;t es aber; &#x017F;o betrachtet,</l><lb/>
                <l>Wie erfu&#x0364;llt ihr eure Pflicht,</l><lb/>
                <l>Da ihr Seine Huld nicht achtet?</l><lb/>
                <l>Minder kann fu&#x0364;rwahr kein Vieh</l><lb/>
                <l>Des empfangnen Guts gedenken,</l><lb/>
                <l>Minder Dank dem Geber &#x017F;chenken.</l><lb/>
                <l>Jenes dankt dem Scho&#x0364;pfer nie;</l><lb/>
                <l>J&#x017F;t es aber darum &#x017F;chlimmer,</l><lb/>
                <l>Als ihr &#x017F;tummen Men&#x017F;chen &#x017F;eyd?</l><lb/>
                <l>GOttes Macht und Gu&#x0364;tigkeit</l><lb/>
                <l>Ehrt auch ihr, im Danken, nimmer.</l><lb/>
                <l>J&#x017F;t denn, was GOtt hier be&#x017F;chehrt,</l><lb/>
                <l>Jm Getrayde, das euch na&#x0364;hrt,</l><lb/>
                <l>Etwan nicht der Mu&#x0364;he wehrt,</l><lb/>
                <l>Daß ihr &#x017F;olchen GOtt verehrt,</l><lb/>
                <l>Der doch, bloß aus lauter Gu&#x0364;te,</l><lb/>
                <l>Ein durch Jhn vergnu&#x0364;gt Gemu&#x0364;hte,</l><lb/>
                <l>Eure Lu&#x017F;t, zum Dien&#x017F;t begehrt?</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Das</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[274/0292] Sommer-Gedicht. ARIA. Mit erſtaunendem Ergetzen, Faſt mit froͤhlichem Entſetzen, Seh’ ich, mit der Erden Schaͤtzen, Hier aufs neue mich beſchenkt. Mein, des Schoͤpfers weiſe Guͤte, Tief bewunderndes Gemuͤhte Freut ſich, lobet GOtt und denkt: Mit erſtaunendem ꝛc. Jſt ein Weſen, das uns liebet, Und uns ſo viel Gutes giebet, Oder iſt es etwan nicht? Jſt es nicht; ſo iſts vernuͤnftig, Daß ihr, itzt ſowohl als kuͤnftig, Nicht beachtet, was geſchicht. Jſt es aber; ſo betrachtet, Wie erfuͤllt ihr eure Pflicht, Da ihr Seine Huld nicht achtet? Minder kann fuͤrwahr kein Vieh Des empfangnen Guts gedenken, Minder Dank dem Geber ſchenken. Jenes dankt dem Schoͤpfer nie; Jſt es aber darum ſchlimmer, Als ihr ſtummen Menſchen ſeyd? GOttes Macht und Guͤtigkeit Ehrt auch ihr, im Danken, nimmer. Jſt denn, was GOtt hier beſchehrt, Jm Getrayde, das euch naͤhrt, Etwan nicht der Muͤhe wehrt, Daß ihr ſolchen GOtt verehrt, Der doch, bloß aus lauter Guͤte, Ein durch Jhn vergnuͤgt Gemuͤhte, Eure Luſt, zum Dienſt begehrt? Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/292
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/292>, abgerufen am 27.11.2024.