Jst denn, was euch GOtt beschehrt, Etwan keines Dankens wehrt? Es ist ja wohl unerhört, Daß ihr solchen GOtt nicht ehrt, Der, nur eure Lust, begehrt. Jst denn etc.
Betrachtung.
Wohin man geht und fährt auf allen Wegen, Da geht und fährt man itzt durch lauter Segen. Man siehet hinten, seitwerts, vorn Nichts, als nur wachsend Brodt im Korn. Es segnete der Schöpfer unsre Müh, Jm frischen Heu, für unser Vieh. Nur Er hat euch, zur Erndte-Zeit, Und, wie das reife Gras gemeyt, Mit guter Witterung erfreut. Was eure Saat versehren können, Das hat sie nicht versehrt. Der Sonnen gar zu starkes Brennen, Zu vielen Regen, Mäuse, Brand Hat GOtt so gnädig abgewandt. Hingegen hat Er Sonnen-Schein und Regen Euch, in der rechten Maaß, und Seinen Segen Dadurch, im Ueberfluß, beschehrt. Seht, wie itzt überall Alleen Vom reifenden Getrayde stehen!
Erinnerung.
Höret doch, in jeder Aehre Sanftem Lispeln, diese Lehre:
Arioso
R 5
Muſicaliſche Andacht zur Zeit der Erndte.
ARIA.
Jſt denn, was euch GOtt beſchehrt, Etwan keines Dankens wehrt? Es iſt ja wohl unerhoͤrt, Daß ihr ſolchen GOtt nicht ehrt, Der, nur eure Luſt, begehrt. Jſt denn ꝛc.
Betrachtung.
Wohin man geht und faͤhrt auf allen Wegen, Da geht und faͤhrt man itzt durch lauter Segen. Man ſiehet hinten, ſeitwerts, vorn Nichts, als nur wachſend Brodt im Korn. Es ſegnete der Schoͤpfer unſre Muͤh, Jm friſchen Heu, fuͤr unſer Vieh. Nur Er hat euch, zur Erndte-Zeit, Und, wie das reife Gras gemeyt, Mit guter Witterung erfreut. Was eure Saat verſehren koͤnnen, Das hat ſie nicht verſehrt. Der Sonnen gar zu ſtarkes Brennen, Zu vielen Regen, Maͤuſe, Brand Hat GOtt ſo gnaͤdig abgewandt. Hingegen hat Er Sonnen-Schein und Regen Euch, in der rechten Maaß, und Seinen Segen Dadurch, im Ueberfluß, beſchehrt. Seht, wie itzt uͤberall Alleen Vom reifenden Getrayde ſtehen!
Erinnerung.
Hoͤret doch, in jeder Aehre Sanftem Liſpeln, dieſe Lehre:
Arioſo
R 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0283"n="265"/><fwplace="top"type="header">Muſicaliſche Andacht zur Zeit der Erndte.</fw><lb/><lgn="3"><head><hirendition="#c"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">ARIA</hi>.</hi></hi></head><lb/><l>Jſt denn, was euch GOtt beſchehrt,</l><lb/><l>Etwan keines Dankens wehrt?</l><lb/><l>Es iſt ja wohl unerhoͤrt,</l><lb/><l>Daß ihr ſolchen GOtt nicht ehrt,</l><lb/><l>Der, nur eure Luſt, begehrt.</l><lb/><l>Jſt denn ꝛc.</l></lg><lb/><lgn="4"><head><hirendition="#fr">Betrachtung.</hi></head><lb/><l>Wohin man geht und faͤhrt auf allen Wegen,</l><lb/><l>Da geht und faͤhrt man itzt durch lauter Segen.</l><lb/><l>Man ſiehet hinten, ſeitwerts, vorn</l><lb/><l>Nichts, als nur wachſend Brodt im Korn.</l><lb/><l>Es ſegnete der Schoͤpfer unſre Muͤh,</l><lb/><l>Jm friſchen Heu, fuͤr unſer Vieh.</l><lb/><l>Nur Er hat euch, zur Erndte-Zeit,</l><lb/><l>Und, wie das reife Gras gemeyt,</l><lb/><l>Mit guter Witterung erfreut.</l><lb/><l>Was eure Saat verſehren koͤnnen,</l><lb/><l>Das hat ſie nicht verſehrt.</l><lb/><l>Der Sonnen gar zu ſtarkes Brennen,</l><lb/><l>Zu vielen Regen, Maͤuſe, Brand</l><lb/><l>Hat GOtt ſo gnaͤdig abgewandt.</l><lb/><l>Hingegen hat Er Sonnen-Schein und Regen</l><lb/><l>Euch, in der rechten Maaß, und Seinen Segen</l><lb/><l>Dadurch, im Ueberfluß, beſchehrt.</l><lb/><l>Seht, wie itzt uͤberall Alleen</l><lb/><l>Vom reifenden Getrayde ſtehen!</l></lg><lb/><lgn="5"><head><hirendition="#fr">Erinnerung.</hi></head><lb/><l>Hoͤret doch, in jeder Aehre</l><lb/><l>Sanftem Liſpeln, dieſe Lehre:</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="sig">R 5</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">Arioſo</hi></fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[265/0283]
Muſicaliſche Andacht zur Zeit der Erndte.
ARIA.
Jſt denn, was euch GOtt beſchehrt,
Etwan keines Dankens wehrt?
Es iſt ja wohl unerhoͤrt,
Daß ihr ſolchen GOtt nicht ehrt,
Der, nur eure Luſt, begehrt.
Jſt denn ꝛc.
Betrachtung.
Wohin man geht und faͤhrt auf allen Wegen,
Da geht und faͤhrt man itzt durch lauter Segen.
Man ſiehet hinten, ſeitwerts, vorn
Nichts, als nur wachſend Brodt im Korn.
Es ſegnete der Schoͤpfer unſre Muͤh,
Jm friſchen Heu, fuͤr unſer Vieh.
Nur Er hat euch, zur Erndte-Zeit,
Und, wie das reife Gras gemeyt,
Mit guter Witterung erfreut.
Was eure Saat verſehren koͤnnen,
Das hat ſie nicht verſehrt.
Der Sonnen gar zu ſtarkes Brennen,
Zu vielen Regen, Maͤuſe, Brand
Hat GOtt ſo gnaͤdig abgewandt.
Hingegen hat Er Sonnen-Schein und Regen
Euch, in der rechten Maaß, und Seinen Segen
Dadurch, im Ueberfluß, beſchehrt.
Seht, wie itzt uͤberall Alleen
Vom reifenden Getrayde ſtehen!
Erinnerung.
Hoͤret doch, in jeder Aehre
Sanftem Liſpeln, dieſe Lehre:
Arioſo
R 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/283>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.