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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

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Dank-Gedanken nach einem Gewitter.
Hier rund, dort zackigt durch einander. Es brach; durch
Finsterniß und Schatten,
Die alle Farben und Figuren geraubet und verschlungen
hatten,
Ein Feuer, recht wie eine Fluht, es ward die sonst so schöne
Welt,
Durch ein entsetzlich helles Leuchten, uns zwar gezeigt und
vorgestellt;
Allein, bey solchem gräßlichen blaß-blauen Feur und Schwe-
fel-Licht
Fiel jeder Vorwurf fürchterlich und recht entsetzlich ins
Gesicht.
Man wünschte lieber sich und alles in schwarzer Dunkelheit
begraben,
Jn tiefer Finsterniß verhohlen, und selbst verdecket, nichts zu
sehn;
Als von den schönsten Creaturen den Blick, der recht erschreck-
lich schön,
Bey solchem fürchterlichen Licht und Schrecken-reichen
Glanz, zu haben.
Jn diesem Wittern war die Furcht bey uns so un- als
allgemein,
Auch den Beherzten übertäubten des Donners Knall, der
Strahlen Schein,
Des ausgestürzten Regens Rauschen, der Gluht- und
Flammen-schwangre Himmel,
Das schmetternde Gebrüll der Wolken, das zisch- und kra-
chende Getümmel.
Doch war das, was ich hört und sah' und fürchtet, es noch
nicht allein,
Was
Q 5
Dank-Gedanken nach einem Gewitter.
Hier rund, dort zackigt durch einander. Es brach; durch
Finſterniß und Schatten,
Die alle Farben und Figuren geraubet und verſchlungen
hatten,
Ein Feuer, recht wie eine Fluht, es ward die ſonſt ſo ſchoͤne
Welt,
Durch ein entſetzlich helles Leuchten, uns zwar gezeigt und
vorgeſtellt;
Allein, bey ſolchem graͤßlichen blaß-blauen Feur und Schwe-
fel-Licht
Fiel jeder Vorwurf fuͤrchterlich und recht entſetzlich ins
Geſicht.
Man wuͤnſchte lieber ſich und alles in ſchwarzer Dunkelheit
begraben,
Jn tiefer Finſterniß verhohlen, und ſelbſt verdecket, nichts zu
ſehn;
Als von den ſchoͤnſten Creaturen den Blick, der recht erſchreck-
lich ſchoͤn,
Bey ſolchem fuͤrchterlichen Licht und Schrecken-reichen
Glanz, zu haben.
Jn dieſem Wittern war die Furcht bey uns ſo un- als
allgemein,
Auch den Beherzten uͤbertaͤubten des Donners Knall, der
Strahlen Schein,
Des ausgeſtuͤrzten Regens Rauſchen, der Gluht- und
Flammen-ſchwangre Himmel,
Das ſchmetternde Gebruͤll der Wolken, das ziſch- und kra-
chende Getuͤmmel.
Doch war das, was ich hoͤrt und ſah’ und fuͤrchtet, es noch
nicht allein,
Was
Q 5
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[249/0267] Dank-Gedanken nach einem Gewitter. Hier rund, dort zackigt durch einander. Es brach; durch Finſterniß und Schatten, Die alle Farben und Figuren geraubet und verſchlungen hatten, Ein Feuer, recht wie eine Fluht, es ward die ſonſt ſo ſchoͤne Welt, Durch ein entſetzlich helles Leuchten, uns zwar gezeigt und vorgeſtellt; Allein, bey ſolchem graͤßlichen blaß-blauen Feur und Schwe- fel-Licht Fiel jeder Vorwurf fuͤrchterlich und recht entſetzlich ins Geſicht. Man wuͤnſchte lieber ſich und alles in ſchwarzer Dunkelheit begraben, Jn tiefer Finſterniß verhohlen, und ſelbſt verdecket, nichts zu ſehn; Als von den ſchoͤnſten Creaturen den Blick, der recht erſchreck- lich ſchoͤn, Bey ſolchem fuͤrchterlichen Licht und Schrecken-reichen Glanz, zu haben. Jn dieſem Wittern war die Furcht bey uns ſo un- als allgemein, Auch den Beherzten uͤbertaͤubten des Donners Knall, der Strahlen Schein, Des ausgeſtuͤrzten Regens Rauſchen, der Gluht- und Flammen-ſchwangre Himmel, Das ſchmetternde Gebruͤll der Wolken, das ziſch- und kra- chende Getuͤmmel. Doch war das, was ich hoͤrt und ſah’ und fuͤrchtet, es noch nicht allein, Was Q 5

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/267>, abgerufen am 01.06.2024.