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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

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Gedanken
Jn grosser Menge, mir den Kopf erfüllten,
Und bald des Geistes Licht erhellten, bald verhüllten;
Nahm endlich mit der Zeit die Hoffnung überhand,
Wodurch so Sorg' als Furcht gemach, gemach verschwand.
Es hieß, es wär' der Krieg vermuhtlich abgewandt.
Nach trüben Wolken schien des Friedens Sonnen-Schein,
Es stellt' sich meine Frau und Kinder wieder ein.
Es ziehen sich die Krieges-Schaaren,
Die, mir zu helfen, kommen waren,
Sich, ohne Schwerdt-Schlag (welch ein Glück!)
Nunmehro wiederum zurück.
So ist denn ja die Zeit, die ich gewünscht, erschienen,
Es zeigt sich überall die holde Sicherheit.
Ach, mögte mir nunmehr die Wiederwärtigkeit,
Den edlen Frieden-Schatz doch recht zu schätzen, dienen!
HErr, laß mich Deine Huld, in meinem Glück, ermessen,
Und der so nahen Noht, die fern ist, nicht vergessen!
Da Plagen, die entfernt, mit Recht ein Glück zu nennen;
So laß mich auch dieß Glück, bey meinem Glück, erkennen!
Jch werde, da ich mich nunmehro recht besinne,
Noch immer mehr des Glückes inne.
Jch überleg' in Ernst mein voriges Geschick,
Und halte gegen das, mit Recht, mein itzig's Glück.
Es ändern sich, GOtt Lob! die vor'gen Lieder schon,
Und sing ich itzt, GOtt Lob! aus einem andern Ton:


Jch darf dieß alles nun nicht lassen,
Und seh' ich diese Gegend hier,
Woran die Schönheit, Pracht und Zier
Nicht zu beschreiben, nicht zu fassen,
Und
Gedanken
Jn groſſer Menge, mir den Kopf erfuͤllten,
Und bald des Geiſtes Licht erhellten, bald verhuͤllten;
Nahm endlich mit der Zeit die Hoffnung uͤberhand,
Wodurch ſo Sorg’ als Furcht gemach, gemach verſchwand.
Es hieß, es waͤr’ der Krieg vermuhtlich abgewandt.
Nach truͤben Wolken ſchien des Friedens Sonnen-Schein,
Es ſtellt’ ſich meine Frau und Kinder wieder ein.
Es ziehen ſich die Krieges-Schaaren,
Die, mir zu helfen, kommen waren,
Sich, ohne Schwerdt-Schlag (welch ein Gluͤck!)
Nunmehro wiederum zuruͤck.
So iſt denn ja die Zeit, die ich gewuͤnſcht, erſchienen,
Es zeigt ſich uͤberall die holde Sicherheit.
Ach, moͤgte mir nunmehr die Wiederwaͤrtigkeit,
Den edlen Frieden-Schatz doch recht zu ſchaͤtzen, dienen!
HErr, laß mich Deine Huld, in meinem Gluͤck, ermeſſen,
Und der ſo nahen Noht, die fern iſt, nicht vergeſſen!
Da Plagen, die entfernt, mit Recht ein Gluͤck zu nennen;
So laß mich auch dieß Gluͤck, bey meinem Gluͤck, erkennen!
Jch werde, da ich mich nunmehro recht beſinne,
Noch immer mehr des Gluͤckes inne.
Jch uͤberleg’ in Ernſt mein voriges Geſchick,
Und halte gegen das, mit Recht, mein itzig’s Gluͤck.
Es aͤndern ſich, GOtt Lob! die vor’gen Lieder ſchon,
Und ſing ich itzt, GOtt Lob! aus einem andern Ton:


Jch darf dieß alles nun nicht laſſen,
Und ſeh’ ich dieſe Gegend hier,
Woran die Schoͤnheit, Pracht und Zier
Nicht zu beſchreiben, nicht zu faſſen,
Und
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[238/0256] Gedanken Jn groſſer Menge, mir den Kopf erfuͤllten, Und bald des Geiſtes Licht erhellten, bald verhuͤllten; Nahm endlich mit der Zeit die Hoffnung uͤberhand, Wodurch ſo Sorg’ als Furcht gemach, gemach verſchwand. Es hieß, es waͤr’ der Krieg vermuhtlich abgewandt. Nach truͤben Wolken ſchien des Friedens Sonnen-Schein, Es ſtellt’ ſich meine Frau und Kinder wieder ein. Es ziehen ſich die Krieges-Schaaren, Die, mir zu helfen, kommen waren, Sich, ohne Schwerdt-Schlag (welch ein Gluͤck!) Nunmehro wiederum zuruͤck. So iſt denn ja die Zeit, die ich gewuͤnſcht, erſchienen, Es zeigt ſich uͤberall die holde Sicherheit. Ach, moͤgte mir nunmehr die Wiederwaͤrtigkeit, Den edlen Frieden-Schatz doch recht zu ſchaͤtzen, dienen! HErr, laß mich Deine Huld, in meinem Gluͤck, ermeſſen, Und der ſo nahen Noht, die fern iſt, nicht vergeſſen! Da Plagen, die entfernt, mit Recht ein Gluͤck zu nennen; So laß mich auch dieß Gluͤck, bey meinem Gluͤck, erkennen! Jch werde, da ich mich nunmehro recht beſinne, Noch immer mehr des Gluͤckes inne. Jch uͤberleg’ in Ernſt mein voriges Geſchick, Und halte gegen das, mit Recht, mein itzig’s Gluͤck. Es aͤndern ſich, GOtt Lob! die vor’gen Lieder ſchon, Und ſing ich itzt, GOtt Lob! aus einem andern Ton: Jch darf dieß alles nun nicht laſſen, Und ſeh’ ich dieſe Gegend hier, Woran die Schoͤnheit, Pracht und Zier Nicht zu beſchreiben, nicht zu faſſen, Und

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/256>, abgerufen am 27.11.2024.